Samstag, 23. Februar 2013

"Sodom und Gomorrha in der Kirche"

Kein Darkroom und kein Busch einer Cruising-Area war in Rom vor Prälaten sicher - 
von David Berger


"Während meiner Zeit als Professor der Päpstlichen Thomasakademie war ich oft in Rom und habe dort auch schwule Treffpunkte besucht: Es war am Anfang für mich geradezu schockierend, dann aber schnell eine Selbstverständlichkeit, wie viele mir bekannte Gesichter aus dem Vatikan ich dort wieder getroffen habe. Manchmal in sehr intimen Situationen: Kein Darkroom und kein Busch einer Cruising-Area war in Rom vor Prälaten sicher.

Um von ihren Vorgesetzten deswegen nicht behelligt zu werden, sind schwule Priester meistens besonders papsttreu und konservativ. Beste Voraussetzungen dafür, um im Vatikan Karriere zu machen. So kommt es, dass im Herzen des Katholizismus die Dichte schwuler Männer besonders hoch ist. Jeder weiß das, aber so lange sich die Würdenträger nicht öffentlich outen und ihre Sexualität möglichst diskret leben, ist das alles kein Problem. Es wird—und das ist das perfide an der Sache—für die Betroffenen erst dann zum Problem, wenn sie illoyal werden. Dann beginnt sofort der Mechanismus der Erpressung, nach dem Motto: „Wenn du schon heimlich im Sexleben vom rechten Weg abweichst, erwarten wir dafür in allen anderen Punkten von dir Gehorsam!" Dass man nun in kirchlichen Kreisen betont, die homosexuellen Kirchenfürsten seien „von Laien“ erpressbar gewesen, ist nur ein Ablenkungsmanöver!

Erpressung aufgrund von Homosexualität findet zu allererst und vorwiegend intern statt: am häufigsten in der Hierarchie von oben nach unten, oft horizontal und gelegentlich auch von unten nach oben. Viele der schwul lebenden Geistlichen haben den beschriebenen Erpressungsmechanismus längst verinnerlicht, so dass sie gar nicht erst zur Ordnung gerufen werden müssen. Stets bemüht darum, romtreue Musterschüler zu sein, um das Manko ihrer wilden sexuellen Eskapaden so wieder gut zu machen. Die strahlendsten Messgewänder sind für Eingeweihte das ergänzende Pendant zu den dunkelsten Orgienkellern. Die Hierarchie der Kirche hat vor allem deswegen solche Kraft und solchen Bestand, weil sie auf diesem Mechanismus basiert."





300 Seiten Geheimbericht 

Am 17. Dezember hätten ihm drei Kardinäle ihren nahezu 300 Seiten starken Geheimbericht zu der Affäre „Vatileaks“ vorgelegt, in dem es auch um homosexuelle Beziehungen und Erpressbarkeit gehe, berichtete das Blatt am Donnerstag, ohne genaue Quellen zu nennen. An diesem Tag habe Benedikt seine lange erwogene Rücktrittsentscheidung gefällt....

Die Kardinäle hätten dem Pontifex mit ihren Informationen „ein genaues Bild des Schadens und der faulen Fische“ im Vatikan gegeben, so der Zeitungsbericht. Darin gehe es um „unsaubere Einflüsse“ auf Mitglieder der Kurie und um ein übergreifendes, durch „sexuelle Ausrichtung“ verbundenes Netz von Lobbyisten mit Finanzinteressen. Der Bericht sei explizit und spreche von Verstößen gegen mehrere christliche Gebote. Mit diesen Papieren auf seinem Schreibtisch habe Benedikt eine Woche vor Weihnachten seinen Rücktritt beschlossen.






Schwule Netzwerke auch im Vatikan

Das sechste Gebot heißt nun "Du sollst nicht die Ehe brechen" und wird von der katholischen Kirche auch als Ablehnung gleichgeschlechtlicher Liebe interpretiert. Das siebte lautet: "Du sollst nicht stehlen." Stoff genug also für alle möglichen Spekulationen. Dass im Vatikan wie überall, wo Menschen sind, gegen alle Zehn Gebote verstoßen wird, ist nicht neu. Und auch nicht, dass kaum ein Begriffspaar so schlagzeilenkompatibel ist wie die Kombination "Sex" und "Vatikan".