Samstag, 23. Februar 2013

Bürgermeister fordert von Kirche klare Worte der Entschuldigung

Die Einstellung der Missbrauchsstudie durch die katholische Kirche und die noch immer ausstehende Entschuldigung von Kirchenverantwortlichen aus dem Bistum Mainz gegenüber den Opfern, die vom ehemaligen Grebenhainer Pfarrer Wolfgang Grabosch sexuell missbraucht wurden, veranlassten Grebenhains Bürgermeister Manfred Dickert, einen Brief an den Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, zu schreiben. Der Rathauschef, in dessen Gemeinde sich ein Teil der widerwärtigen Taten ereigneten, fordert eine klare Entschuldigung der Kirche und einen ehrlichen Umgang mit den Missbrauchsfällen.

Zum Brief veranlasst sehe er sich durch die Haltung der katholischen Kirche, des Bistums, gegenüber den Missbrauchsopfern aus der Gemeinde Grebenhain und der umliegenden Dörfer im Einzugsbereich des von Pfarrer Grabosch geführten Dekanats. „Meine bisherigen Kenntnisse reichen nur bis zu einem Mitgefühl der Kirche mit den Opfern. Ihnen sind sicherlich die systematischen schweren Vergewaltigungen von Kindern und Jugendlichen unter raffinierter Ausnutzung der unangefochtenen Stellung von Grabosch in der Gemeinde bekannt. Nach Berichterstattung im Lauterbacher Anzeiger wandten sich zwei Opfer an das Bistum. Ich zitiere: ‚Spätestens seit dem Jahr 1999 wusste das Bistum sehr genau Bescheid – und tat nichts. Jedenfalls gelangten die Vorwürfe nicht bis zur Staatsanwaltschaft. Kernpunkt des seltsamen Vorganges: Damals wären die Taten noch nicht verjährt gewesen, Grabosch hätte noch zur Verantwortung gezogen werden können, war gesundheitlich wohl auch noch in einem anderen Zustand als zum Zeitpunkt des 2010 endlich eingeleiteten Ermittlungsverfahrens, als er dement in einem Seniorenheim lebte. Dieses Verfahren kam 10 Jahre zu spät und scheiterte an der Verjährungsfrist.‘“, schreibt Dickert und zitiert weitere Äußerungen zweier Opfer, die im LA ihre Geschichte geschildert hatten: „Den Opfern hätte Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre keiner geglaubt.“ „Wir hätten doch nur gehört: Erzähl so keinen Unsinn.“ Und: „Wir stoßen immer noch auf Unverständnis“, hätten beide übereinstimmend gesagt. Die Opfer hätten nach wie vor das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, dass sie einen angesehenen Seelsorger beschuldigen, zeigt sich Dickert in seinem Schreiben überzeugt.


„Für mich stellt sich heute, auch und gerade vor dem Hintergrund des gescheiterten Forschungsprojektes, die Frage, wie geht die Kirche wirklich mit den Opfern um, werden seelsorgerische Gespräche geführt, erfolgt eine Begleitung der Opfer und ganz wichtig, wann erfolgt eine Entschuldigung der Kirche? Es drängt sich der Gedanke auf: Oder soll einfach der Deckel auf den Missbrauch gelegt werden?“, schreibt Dickert.