Sonntag, 29. Dezember 2019

Im Namen des Herrn

Ich poste diesen Artikel ausnahmsweise an dieser Stelle, damit auch die generationsübergreifenden familiären Tragödien, die sich im Hintergrund eines
 - fast jeden - Betroffenen abspielen, ins Bewusstsein gerufen werden
 und die Gesellschaft sowie der Klerus endlich aufgerüttelt werden.

 Auch, wenn die Leiden der Angehörigen nach außen hin kaum erkennbar sind: Sie sind da.
 Über Generationen hinweg.

Das Maß der Erträglichkeit, der Fassbarkeit, des Begreifens, betrifft auch sie:

Unsere Kinder.
 Unsere Eltern.
Unsere Liebsten.
 Alle, die an unserem Leben teilnehmen. 

Und nein, es handelt sich hierbei nicht um einen Film. Sondern um eine menschliche Tragödie:

Im Namen des Herrn.






Alexandre, ein 19-jähriges Missbrauchsopfer,  ermordet seinen mutmaßlichem Täter, einen katholischen Pfarrer (91). Unter anderem sticht er ihm ein Kruzifix in die Kehle.  Auslöser der Tat: Der 19jährige hatte erfahren, dass der Priester sich nicht nur an ihm, sondern bereits auch an seinem Vater vergangen hatte.  Der Großvater von Alexandre nahm sich das Leben, nachdem er vom Missbrauch seines Sohnes und seines Enkelkindes durch den Priester erfuhr.

Der Geistliche, Roger Matassoli, war bereits zuvor des Missbrauchs an zahlreichen Jungen zwischen den Jahren 1960 und 2000 beschuldigt worden. Mehrere Männer haben sich mittlerweile geoutet. Trotzdem soll der Priester über vier Jahrzehnte von der Kirche gedeckt worden sein. Ein juristisches Verfahren oder eine Aufarbeitung durch die Kirche gab es offenbar nie ....

Alexandre werden übrigens inzwischen Folter, Mord, Widerstand bei der Festnahme und Diebstahl zur Last gelegt.



Vielleicht einfach einmal innehalten und darüber nachdenken - und nicht versuchen, zu urteilen.




welt.de

Freitag, 27. Dezember 2019

Bistum Trier: 89 des sexuellen Missbrauchs beschuldigte Priester, 162 Betroffene und 105 Entschädigungen (Hellfeld seit 2010)

Seit 2010 hat das Bistum Trier 105 Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester entschädigt. Mit Stand September dieses Jahres hätten sich 162 Betroffene gemeldet, teilte das Bistum auf Anfrage mit.

Insgesamt habe das Bistum 506.000 Euro an finanziellen Leistungen für das erlittene Leid ausgezahlt. Die Gelder seien ausschließlich aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls geflossen, nicht aus Kirchensteuermitteln.

Bisher 89 beschuldigte Priester

Im Durchschnitt bekamen die Opfer nach Angaben des Bistums rund 5.000 Euro. Seit 2010 hätten die Betroffenen 89 Priester des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, mehr als die Hälfte der mutmaßlichen Täter sei bereits verstorben.

Quelle: swr.de




Hierbei gilt jedoch im Bistum Trier folgendes zu beachten: 

01/1946 - 01/2010          148 des sexuellen Missbrauchs beschuldigte Priester               442 Betroffene
01/2010 - 09/2019            89 des sexuellen Missbrauchs beschuldigte Priester               162 Betroffene



09/2018              75 beschuldigte Priester         140 Betroffene
09/2019              89 beschuldigte Priester         162 Betroffene

Differenz 09/2018 (Veröffentlichung MHG-Studie) - 09/2019: 

                           + 14 beschuldigte Priester      + 22 Betroffene                                 09/2018 -09/2019         



Quelle:  "Die wissenschaftliche bundesweite MHG-Studie brachte Zahlen aus den Bistümern ans Licht. Im Bistum Trier sind demnach in den Personalakten seit 1946 insgesamt 148 Priester wegen sexuellen Missbrauchs beschuldigt worden. Betroffen waren insgesamt 442 Opfer. Zudem meldeten sich seit 2010 insgesamt 140 Opfer beim Bistum Trier, die 75 Priester beschuldigten. Diese Zahlen flossen nicht in die Studie ein. Das Bistum bewilligte 96 von 104 Anträgen auf Zahlungen wegen erlittenen Leides. Gezahlt wurden 475 500 Euro." (welt.de)


Dies ist eine rein rechnerische Angabe zu den Zahlen, die das Bistum jährlich veröffentlicht.  Das Bistum Trier wies aber bereits schon im September 2018 darauf hin, dass man die Zahlen von vor 2010 und nach 2010 nicht einfach addieren dürfe, da sich einige Einzelfälle überschneiden würden.  Dennoch halte ich diese Größenordnung für relativ realistisch - wobei weiterhin zu beachten gilt, dass es lediglich das "Hellfeld" wiedergibt. / ca

                                             



Montag, 9. Dezember 2019

Bistum Trier / DBK: "Sexual-straffällig" gewordene Priester dürfen weiterhin eingesetzt werden




"Zwar dürfen Kleriker, die Schutzbefohlene missbraucht haben, nicht mehr in den Seelsorgedienst zurückkehren, wenn „dieser Dienst eine Gefahr für Minderjährige oder erwachsene Schutzbefohlene darstellt oder ein Ärgernis hervorruft“. Ein ausnahmsloses Beschäftigungsverbot für sexual-straffällig gewordene Priester nach dem Beispiel der US-Kirche lehnt die Bischofskonferenz aber weiter ab."

kirche-leben.de

Dass die Behauptung "nicht mehr in der Seelsorgedienst, wenn dieser ein Gefahr für Minderjährige oder erwachsene Schutzbefohlene darstellt oder ein Ärgernis hervorruft" in der Praxis nicht durchführbar war,  haben die letzten Jahre bewiesen.  Dies zeigen einige Beispiele aus dem Bistum Trier, von denen öffentlich berichtet bzw. recherchiert wurden:  Ein Priester,  fand sich in einem Kloster wieder. Dort hatte er Kontakt zu kleinen Mädchen, mit denen er "Flötenspielen" übte. Ein weiterer Priester, der in die Klinikseelsorge versetzt wurde, durfte dort den Nikolaus spielen und mehrere Kinder auf den Schoß nehmen.  Ein anderer Priester, der bereits vorbestraft war, durfte als Ersatzpfarrer die Erstkommuninion-Kinder zum Altar führen. Weitere Priester, die mit den Vorwürfen sexuellen Missbrauchs konfrontiert wurden, zelebrierten weiterhin Messen und führten die Sakramente aus (sie tauften, schlossen Ehen und beerdigten - unter anderem auch Angehörige von Betroffenen.)  Die Versetzung von sexuell auffällig gewordenen Priester in Altenheimen und Pflegeeinrichtungen ist besonders verheerend: Hier kann ein Priester, der des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wird, nicht nur weiter Kontakt zu Kindern pflegen, sondern auch bei älteren und behinderten Menschen, die sexuell missbraucht wurden und diese Erfahrungen bis ins hohe Alter in sich tragen, schwerste  Retraumatisierungen hervorrufen.  


Samstag, 7. Dezember 2019

Bistum Trier: Bis heute keine einheitliche und standardisierte Vorgehensweise bei Aufarbeitung des Missbrauchsskandals

Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals läuft in den Bistümern in Rheinland-Pfalz auch mit juristischer Unterstützung weiter - auf im Detail verschiedene Weise. 

Das Bistum Mainz beauftragte im Juni den Regensburger Rechtsanwalt Ulrich Weber mit einem unabhängigen Projekt zur Aufklärung der Missbrauchstaten.  Das Vorhaben namens "Erfahren. Verstehen. Vorsorgen" nehme Taten sexuellen Missbrauchs und sexualisierter Gewalt seit 1945 in den Blick und frage, wie im Bistum damit umgegangen wurde.

Aus dem Bistum Speyer hieß es: "Wir geben in Rücksprache mit den Betroffenen weiterhin alle Verdachtsfälle an die Staatsanwaltschaft und stehen mit den Justizbehörden in engem Kontakt." 2019 seien sechs Fälle an die Staatsanwaltschaften abgegeben worden, davon seien in fünf Fällen die Ermittlungen eingestellt worden, ein Fall werde weiter verfolgt.

Sprecherin Judith Rupp vom Bistum Trier teilte mit: "Mit einer Auftaktveranstaltung am 31. Oktober wurde das Aufarbeitungsprojekt "Gewalt am Bischöflichen Internat Albertinum Gerolstein - Aufarbeitung mit und für Betroffene" gestartet." Die Aufarbeitung des Missbrauchs an diesem Internat diene als Lernfeld für die Aufarbeitung mit und für Betroffene im Bistum insgesamt. Die individuelle Betrachtung von Fällen sowie die Präventionsarbeit würden fortlaufend betrieben. (!)

sueddeutsche.de

Ich frage mich gerade, wer von uns Betroffenen bisher eine individuelle Betrachtung seines "Falles" erleben durfte. Und dass die Präventionsarbeit fortlaufend betrieben werde, sagt rein gar nichts über ihre Qualität aus. /ca

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Bistum Trier: Bischof Ackermann: "Ich bin froh darüber, meine Erfahrungen aus der Arbeit der letzten Jahre einbringen zu dürfen"

Bischof Dr. Stephan Ackermann ist am 03.12.2019 in den „Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ berufen worden.

„Ich bin froh, als Vertretung  aus der katholischen Kirche in den Rat berufen worden zu sein“, sagt Bischof Ackermann. „Auf diese Weise können wir unsere Erfahrungen aus der Arbeit der letzten Jahre einbringen. Ich erhoffe mir von der Arbeit im Nationalen Rat eine größere Vernetzung über verschiedene Verantwortungsbereiche hinweg, und dass gesamtgesellschaftlich die Sensibilität für das Thema gestärkt wird.“

bistum-trier.de

Unsäglich. Der Missbrauchsbeauftragte der DBK, Bischof Ackermann,  verfügt  zwar tatsächlich inzwischen über eine knapp zehnjährige Erfahrung mit der Thematik "Missbrauch", doch fragt man sich:  Erfahrungen welcher Art? Ein Bischof, der es nicht einmal schafft, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein und Fehler einzugestehen,  der jegliche Schuld auf andere schiebt, der mit den Betroffenen nicht zurecht kommt, der Verantwortung von sich weist. Ein Bischof, in dessen Bistum es von Versäumnissen nur so hagelt. Ein Bischof, der als Missbrauchsbeauftragter in seinem eigenen Bistum Priester mit pädophilen Neigungen einsetzt und weiter beschäftigt. Ein Bischof, der sich selbst nach knapp zehn Jahren noch nicht der Tragweite seiner Äußerungen in der Öffentlichkeiten  besonders gegenüber Betroffenen bewusst ist. Ein Bischof, dessen Diskrepanz zwischen seinen Worten und Taten kaum größer sein könnte. Ein Bischof, der seit Jahren überwiegend durch Negativ-Schlagzeilen auffällt, welche unweigerlich in Erinnerung bleiben werde. Dieser Bischof, der seine Glaubwürdigkeit verspielt hat, greift ausgerechnet in diesen Tagen (nachdem seine umstrittene  Pfarreienreform von Rom aus erst einmal gestoppt wurde) nach einer weiteren Verantwortungsübernahme. Wir halten fest:  Es geht hier um die "dauerhaften Bekämpfung von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und deren Folgen", in der ausgerechnet Ackermann seine Erfahrungen einbringen möchte.  Die Frage nach dem "Warum?" darf also auch hier berechtigt sein. Rationale Gründe finden sich nicht. Ausgelastet ist er auf jeden Fall genug. So erklärte Ackermann noch vor zwei Monaten seinen Rücktritt als Vorsitzender der deutschen Kommission "Justitia und Pax" mit der Begründung: "Andere Verpflichtungen". Wenn Ackermann tatsächlich zu einer "dauerhaften Bekämpfung von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und - wohlgemerkt - auch deren Folgen (!)"  beitragen wollte, könnte er in seinem eigenen Bistum damit anfangen.  - Und wenn Ackermann tatsächlich davon ausgeht, dass seine Erfahrungen positiv waren, stelle ich seine Wahrnehmung ernsthaft und erneut in Frage.  Bleibt nur noch, ihn als Negativ-Beispiel in die Runde mitaufzunehmen.  Die Motivation, sich überhaupt und ausgerechnet diesem Verantwortungsbereich zuzuwenden  ist ebenso erschreckend. Es gleicht wohl eher einer innerlichen Sehnsucht, endlich wieder positive Schlagzeilen zu ernten und sich profilieren zu wollen: Wenn auch auf Kosten anderer - wie so oft.   Bleibt nur zu hoffen, dass er sich nicht ausgerechnet den Facharbeitsgruppen "Schutz und Hilfe" oder "Kindgerechte Justiz" anschließt. Denn das wäre mehr als verheerend. / ca

Dienstag, 3. Dezember 2019

Bistum Trier: Staatsanwaltschaft stellt wegen Verjährung Missbrauchsermittlungen gegen Ruhenstandspriester ein

Die Missbrauchsermittlungen gegen einen Ruhestandspriester aus der Region Trier sind eingestellt worden.      

Ein heute erwachsener Mann hatte ausgesagt, als Jugendlicher von dem Priester missbraucht worden zu sein. Ermittlungen hatten ergeben, dass die mutmaßliche Tat etwa 13 bis 15 Jahre zurücklag. Damit sei sie verjährt, so die Staatsanwaltschaft. Wegen dieses so genannten Verfahrenshindernisses habe auch nicht geklärt werden können, ob an dem Vorwurf etwas dran sei. Der Priester hatte den Vorwurf bestritten.

Der angebliche Übergriff wurde publik, weil das längst erwachsene Opfer sich irgendwann einem Dritten anvertraute und den Missbrauch geschildert hat.

"volksfreund.de", "swr.de"

Freitag, 29. November 2019

Bistum Trier: Nach fast zehn Jahren: Aufarbeitung in den den katholischen Bistümern soll "transparent und nach einheitlichen Kriterien" erfolgen

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, und der Trierer Bischof Stephan Ackermann haben sich auf Eckpunkte zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch geeinigt. 

Demnach soll die Aufarbeitung in den katholischen Bistümern unter anderem transparent und nach einheitlichen Kriterien erfolgen.

Ackermann wörtlich: "Ich setze darauf, dass sich alle Erzbischöfe und Bischöfe unserem Konsens anschließen (...) Als katholische Kirche in Deutschland bemühen wir uns seit Jahren um eine Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs. Wir wollen die zukünftigen Aufarbeitungsprozesse nach einheitlichen Rahmenbedingungen gestalten und sind dankbar, dass wir hierbei vom Unabhängigen Beauftragten und den Mitgliedern der bei ihm eingerichteten Arbeitsgruppe unterstützt werden." 

Im nächsten Schritt werden jetzt in einem innerkirchlichen Abstimmungsprozess Rückmeldungen zu den Eckpunkten eingeholt, so Bischof Ackermann und Johannes-Wilhelm Rörig, um dann im Frühjahr 2020 eine abgestimmte Handlungsgrundlage für die Aufarbeitung in den Diözesen zu haben.

domradio.de


Die Rede ist hier von "Aufarbeitung" der Institution Kirche. Bis heute gibt es keine einheitliche Definition darüber, was die Kirche überhaupt unter diesem Begriff versteht. -   Die für die Betroffenen so wichtige Aufklärung (!), die über Jahre hinweg versprochen wurde, scheint nicht einmal mehr der Rede wert zu sein. Offensichtlich müssen hier weiter die Medien dafür sorgen.  / ca

Samstag, 23. November 2019

Bistum Trier: 45 Jahre Rückblick: "Die größte Schweinerei hat der Bischof gemacht, wenn er gewußt hat, daß der Pastor so'n Kerl war."

An Heiligabend 1973 berichtete der "SPIEGEL" über einen bereits vorbestraften und einschlägig bekannten Priester, den das Bistum Trier ohne Bedenken einstellte. In Trier-Ehlenz. Dort verging er sich über zehn Jahre hinweg weiter an Kindern und Jugendlichen. Die Eltern schwiegen; das bischöfliche Ordinariat, das informiert sein mußte, blieb untätig .

Wenn auch Bischof Bernhard Steins Personalchef Hermann-Josef Leininger "bei den Recherchen vor Priester Engelhardts Einstellung etwas Nachteiliges nicht erfahren" haben will - aktenkundig waren zumindest ähnliche Vergehen Engelhardts aus dem Jahre 1957.

Staatsanwalt Wilbert Ringel wies dem Geistlichen, der seine Kontakte meist als "göttliche Handlung" gepriesen hatte, mehr als hundert strafbare Fälle nach: Unzucht mit 19 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen neun und 21 Jahren. Das Gericht verurteilte den schon einschlägig vorbestraften Erzieher zu sieben Jahren Freiheitsentzug.

Und in der Gerichtsverhandlung blieben auch die kirchlichen Behörden von Trier nicht vom Vorwurf der Mitschuld verschont. "Selbst der Bischof", so der Anwalt,  habe "von der Veranlagung" seines Mandanten "gewußt und ihn trotzdem eingestellt".

Die Katholiken des Eifeldorfes bezeichnete Priester Engelhardt übrigens vor Gericht als "rückständig und dumm" und der Katholik Johann Göbel, Landwirt in Ehlenz" sagt: "Die größte Schweinerei hat der Bischof gemacht, wenn er gewußt hat. daß der Pastor so'n Kerl war."

den kompletten Artikel auf spiegel.de lesen




An alle derzeitigen und früheren Bischöfe,  


an alle derzeitigen und früheren Personalverantwortliche, 

die ihr heute noch behauptet, ihr hättet von nichts gewusst und keinerlei Kenntnisse gehabt.

Die ihr heute noch so tut, als seien Einstellungen und Versetzungen von Priestern, die bereits wegen "Unzucht mit Minderjährigen" resp. sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen Einzelfälle gewesen. 

Die ihr heute noch wagt zu behaupten, die "Fälle" hätten sich lange in der Vergangenheit abgespielt.

Die ihr behauptet, es hätte keine Hinweise gegeben.  

Die ihr behauptet, die Verantwortlichen seien nicht mehr ausfindig zu machen und dabei nur in den Spiegel zu schauen braucht.

Die ihr die  Verantwortung weder in der Vergangenheit übernahmt noch in der Gegenwart übernehmt.

Die ihr über Jahrzehnte hinweg vertuscht habt und weiter vertuscht. 

Die ihr Reue geheuchelt habt und weiter heucheln.

Die ihr geleugnet habt und bis heute verleugnet. 

Die ihren Gott verraten haben und weiter verraten.

Ihr, die ihr angebt, "bestürzt" und "empört" zu sein, obwohl euch die Dokumente vorlagen. 

An diejenigen, die - damals wie heute - erst dann Fehler einräumten und einräumen, als die Medien über euer Versagen berichteten und berichten:   Über das, was geschah und immer noch geschieht. 

An diejenigen Bischöfe, Generalvikare und Personalverantwortliche, die ihr weder damals noch heute erkannt haben, welche unauslöschlichen und lebenslangen Folgen der sexuelle Missbrauch hatte, den genau diejenigen Bischöfe und Personalverantwortliche hätten verhindern hätten können und müssen.  Die, die man euch Verantwortung übertrug: nicht nur für euch selbst und eure Priester, sondern auch für uns Kinder, deren wir von genau diesen Priestern missbraucht wurden, die ihr in unsere Pfarreien versetzt habt und von denen ihr wusstet, was sie taten. 

An all diejenigen, die "im Namen ihres Herrn"  Entscheidungen trafen und treffen, deren Konsequenzen  für uns Betroffene unabsehbar waren und weiterhin bleiben werden.

An all diejenigen, die um dieses jahrzehntelange System wussten und es mittrugen und weiterhin mittragen und die durch ihr Schweigen weiterhin dieses abscheuliche und satanische System unterstützen und die Taten eurer Mitbrüder duldeten und dulden.

An all diejenigen, die - damals wie heute - nicht erkennen, in welches Elend, welches Leid und welche Not ihr uns Betroffene, aber auch unsere Familien durch eure Vorgehensweise gestürzt haben und weiterhin stürzen. 

Ihr, die ihr verspracht, Opfer und deren Angehörige zu unterstützen.

Ihr, die ihr vorgabt, aufklären zu wollen.


An all diejenigen, denen der Mut fehlt, uns gegenüber zu treten, uns in die Augen schauen und uns um Vergebung zu bitten, für das, was sie uns antaten und tun.

An all diejenigen, die angaben und angeben, unser Leid anhören zu wollen. 

Ihr seid übrigens dieselben,  denen es  bis heute nicht gelingt, unser Leid zu erkennen.

Ihr seid die, die das Unerträgliche nicht ertragen könnt:   Das Unerträgliche, was auf unseren Schultern lastet, seitdem wir Kinder sind. - Seitdem man uns vertrauensvoll in eure Hände gab.

Ihr, derer es so viele von euch gab und gibt.

Ja, genau ihr seid verantwortlich. - Für das, was geschah und für das, was ihr unterlassen habt, zu tun.
Claudia Adams

Dienstag, 19. November 2019

Bistum Trier: Keine Einigung für Entschädigung von Missbrauchsopfern

Die deutschen katholischen Bischöfe haben sich nicht auf ein neues Verfahren für die Entschädigung von Missbrauchsopfern einigen können. Das wurde am Rande der Sitzung des Ständigen Rates der deutschen Bischofskonferenz bekannt an der auch der Trierer Bischof Ackermann teilgenommen hat. Nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz sollen weitere Schritte Ende Januar vorgelegt werden. Eine Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz hatte bislang zwei Modelle vorgeschlagen bei denen Missbrauchsopfer zwischen 40.0000 und 400.000 Euro erhalten könnten. Geschätzte Mehrkosten für die deutschen Bistümer: eine Milliarde Euro. Der Trierer Bischof Ackermann hatte vor einer Woche vorgeschlagen, dass man dafür auch Mittel aus dem Kirchensteueraufkommen verwenden könne. Bislang waren im Bistum Trier rund 450.000 Euro an mehr als 90 Missbrauchsopfer gezahlt worden.

Quelle: swr.de


Donnerstag, 14. November 2019

Bistum Trier: "Opfer zweiter Klasse": Bischof Ackermann erkennt Leid ab

Zeichnung des Opfers, welches einen Teil der Tathergänge veranschaulicht.

Eine Kommission bei der "Zentralen Koordinierungsstelle" in Bonn sichtet
und berät über den Antrag der Anerkennung. Anschließend teilt sie ihre Empfehlung dem zuständigen Bischof mit, der die Empfehlung annehmen oder ablehnen kann.
Letztendlich entscheidet also der Bischof  nach eigenem Ermessen darüber, 
ob er das Leid anerkennt oder ablehnt. 


Ein ganz ganz bitterer Beigeschmack bei den Aussagen als auch bei der Vorgehensweise des Missbrauchsbeauftragten, Bischof Ackermann,  kommt in diesen Tagen hoch, wenn man bedenkt, dass der Freiburger Bischof Burger als erste deutscher Bischof plant, ab kommenden Januar regelmäßige monatliche Hilfeleistungen bis zu einer Höhe von 800,00 Euro an Betroffene zu zahlen,  die wegen Missbrauchs bedürftig wurden und nicht mehr für ihren eigenen Lebensunterhalt aufkommen können.

Zudem hat Erzbischof Stephan Burger eine einheitliche Regelung gefordert - und dies offensichtlich aus gutem Grund:  "Wir brauchen allgemeingültige Kriterien als Richtschnur, denn es kann nicht sein, dass die Höhe der Hilfszahlungen im Gutdünken einiger weniger Personen liegt oder von der finanzielle Lage des einzelnen Bistums abhängt", sagte Burger.

Genau das, vor dem Bischof Burger warnte und was der Freiburger Bischof unbedingt vermeiden wollte, ist im Bistum Trier eingetreten: 

Ein Opfer aus dem Bistum Trier, welches aufgrund der Folgen des an ihm begangenen schweren Missbrauchs in der jüngsten Kindheit innerhalb der letzten Jahre in die Bedürftigkeit geraten ist und nicht mehr für seinen eigenen Lebensunterhalt aufkommen kann, wendet sich hilfesuchend an das Bistum Trier. Gestern erhielt das Opfer vom Bistum Trier einen ablehnenden Bescheid. 

Das Bistum Trier gesteht dem Opfer noch nicht einmal als Übergangslösung einen Betrag in Höhe von monatlich 200,00-450,00 Euro zu, obwohl das Opfer bereits 2011 als Härtefall eingestuft wurde.  Begründung: An den Tathergängen habe sich ja nichts wesentliches verändert. Nein, eine Freiheitsberaubung hier, ein Würgen mit beiden Händen da, scheint ja auch nichts wesentliches zu sein, geschweige denn, Folgen im weiteren Leben nach sich ziehen zu können.  Die an dem Kindergartenkind mehrfach durchgeführten Vergewaltigungen durch den katholischen Priester scheinen das Wesentliche gewesen zu sein - und dabei soll es auch bitte bleiben. Denn genau danach scheint sich auch die Höhe der "Anerkennung des Leids" zu richten. 

Auf schwerwiegende Traumafolgeschäden hinzuweisen und zu erläutern, welche Auswirkungen diese auf den Alltag haben und beschreiben, zu welchen Dingen das Opfer überhaupt noch fähig ist, scheint  in keinster Weise mit in die Entscheidung einzufließen.  Es wird sich lediglich auf die Tathergänge konzentriert.  Die Folgen werden von Bischof Ackermann außer Acht gelassen. Was soll sich zwischen 2011 und 2019 schließlich auch an den Folgen geändert haben?! -  Klartext: Wir reden über schwerwiegende Folgen, welche im Jahr 2011 noch gar nicht abzusehen waren. Wir reden über Diagnosen, Symptome und Auswirkungen,  die auf den frühkindlichen Missbrauch zurückzuführen sind und die vom Bistum Trier, respektive Bischof Ackermann, bis heute nicht anerkannt werden bzw. ignoriert werden - während das Opfer um das tägliche Überleben kämpft. Nicht nur psychisch, sondern auch finanziell.  

Hier also überhaupt von einer "Anerkennung des Leids" zu sprechen, welches sich nicht auf die Taten von damals bezieht,  sondern welches das Leben nach dem Missbrauch beinhaltet, in welchem das Leid noch größer wurde,  ist an Heuchelei und Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. "Das Leid", welches viele Betroffene tagtäglich  über- und durchleben müssen, kann nicht anerkannt werden, so lange es nicht gesehen und erkannt wird. Bischof Ackermann ist dies offensichtlich bis heute nicht gelungen. - Auch nach fast zehn Jahren nicht. 

Paradox erscheint in diesem Zusammenhang auch,  dass Bischof Ackermann, ausgerechnet in seiner Funktion als Bischof und als Missbrauchsbeauftragter,  mit Aussagen vorprescht, die weiter von der Realität nicht entfernt sein könnten. Wie abstrus muss es sich für das Opfer anhören, dass Ackermann öffentlich über eine Finanzierung von sechsstelligen Beträgen bis hin zu einer zehnstelligen Summe fabuliert, und gleichzeitig dem hilfsbedürftigen Opfer, welches das Bistum um eine recht geringe monatliche finanzielle Überbrückung bat, das Leid aberkennt? 

Was übrigens Ackermanns versprochene "Aufklärung" in diesem Fall betrifft: Das Bistum gibt an, in den vergangenen Jahren lediglich herausgefunden zu haben, dass es "Hinweis auf weiteren Missbrauch durch diesen Priester" gab.  Mit Antworten auf detaillierte Nachfragen hält sich das Bistum Trier zurück. Auch auf die Frage, warum in der Täterakte ab dem Tatzeitpunkt sieben Seiten fehlen, erhielt das Opfer nur eine ausweichende Antwort.   In diesem Fall ist sowohl die versprochene "Aufklärung" gescheitert als auch die "Anerkennung des Leids". Der damalige Pfarrer, dem sich das Opfer bereits 2003 anvertraute, informierte bereits  damals - entgegen den Leitlinien - das Bistum Trier nicht darüber. Und der aktuelle Pfarrer lehnt sowohl eine persönliche als auch eine öffentliche Kommunikation über das Geschehen ab. 

Vielleicht ergibt es aus heutiger Sicht dann auch einen Sinn, warum ausgerechnet Bischof Ackermann sich seinerzeit für eine Dezentralisierung der Bistümer in der Entschädigungsfrage aussprach: Schließlich kann Ackermann dadurch einen großen Spielraum in seinem eigenen Bistum schaffen. -  Es ist Ackermann ebenso zuzutrauen, dass es ihm gelingen könnte, sich komplett aus der Verantwortung zu ziehen. Es wäre schließlich nicht das erste Mal der Fall.  Worte und Taten lagen bei Ackermann bisher sowohl oft genug als auch weit genug auseinander, als dass man ihm noch Vertrauen schenken könnte. 

Wenn  Ackermann zudem noch behauptet "Wir kriegen auf jeden Fall wieder Prügel – egal was wir entscheiden, frage ich mich, mit welcher Motivation er sich überhaupt noch in die Diskussion auf eine möglichst gerechte Anerkennung des Leids einlassen will und  ob er mit dem verallgemeinertem "wir" nicht  - wie so oft - wieder von sich selbst ablenken möchte. 

Bistum Trier, St. Martin. 2019. "Im Namen des Herrn". 

Claudia Adams


(Groteskerweise wurde der ablehnende Bescheid übrigens ausgerechnet am Feiertag des Heiligen St. Martins verfasst, welcher  der Legende nach an einem kalten Wintertag an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei ritt. Der Mann tat ihm so leid, dass Martin mit dem Schwert seinen warmen Mantel teilte und dem Bettler eine Hälfte schenkte....)

Dienstag, 12. November 2019

Bistum Trier: harsche Kritik an Aussagen von Bischof Ackermann hält an


Der Missbrauchsbeauftragte Stephan Ackermann  sieht keine Alternative zur Zahlung von Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer aus der Kirchensteuer. 
"Wir zahlen auch für Andi Scheuers Autobahnen",  so der Bischof.



Ausgerechnet beim Jahrestreffen katholischer Nachwuchsjournalisten stellt Bischof Ackermann bei einer Fragerunde klar: Alle Kirchenmitglieder müssten für die Verfehlungen einzelner Geistlicher aufkommen, ähnlich wie die Steuerzahler für die gescheiterte PKW-Maut. Sprich: Entschädigungsleistungen für Opfer sollen künftig aus Kirchensteuermitteln finanziert werden. Diese Finanzierung sei für Ackermann "alternativlos".  - Für seinen unsäglichen "Maut-Vergleich"(""Wir zahlen auch für Andi Scheuers Autobahnen") bittet Ackermann kurz darauf um Entschuldigung. Doch die Aussage, Kirchensteuermittel für die Entschädigung für Missbrauchsopfer zu verwenden, bleibt bestehen. Auch, nachdem die bischöfliche Pressesprecherin, Judith Rupp, vergeblich versucht, diese Aussage von Bischof Ackermann zu entschärfen, indem sie öffentlich behauptet: "Im Bistum Trier erfolgen die Entschädigungsleistungen ausschließlich aus den Mitteln des Bischöflichen Stuhls. Hier ist auch nicht an eine Änderung gedacht.


Übersicht über Kritiken an der Äußerung von Bischof Ackermann, 
Entschädigungsleistungen aus Kirchensteuermitteln zu finanzieren:

  • Die Expertin Ute-Beatrix Giebel (SWR-Redaktion Kirche und Gesellschaft) bezweifelt, dass die Entschädigung von Missbrauchsopfern aus Steuermitteln rechtskräftig zulässig ist: "  Kanon 222, Paragraf 1 sagt: Die Beiträge der Gläubigen sollen verwendet werden für die Verkündigung des Glaubens, für die Liturgie, für die Werke der Nächstenliebe und eine angemessene Bezahlung, der Mitarbeiter.  Ich kann Entschädigungsleistungen für  Missbrauchsopfer keiner dieser vier Kategorien zuordnen." (ardmediathek.de)
  • Die KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche" fordert die Deutsche Bischofskonferenz auf, die von ihrem Missbrauchsbeauftragen Bischof Dr. Stephan Ackermann geplante Prüfung, ob Missbrauchsentschädigungen künftig auch aus allgemeinen Kirchensteuermitteln gezahlt werden müssen, sofort einzustellen. Es reicht nicht aus, dass Bischof Ackermann sich jetzt nur für seinen Vergleich mit der gescheiterten PKW Maut entschuldigt. (wir-sind-kirche.de)
  • Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, warnt vor Entschädigungen aus Kirchensteuer: "Die Nutzung von Kirchensteuermitteln für Entschädigungsleistungen würde zu einer Welle der Empörung führen, deren Ausmaß kaum abgeschätzt werden kann", warnte Sternberg. (domradio.de)
  • Kommentar von Pater Klaus Mertes: "Ja, die Gläubigen müssten es ertragen, für den Missbrauch in der Kirche in Mithaftung genommen zu werden, sagt Pater Klaus Mertes. Bei den Entschädigungszahlungen höre die Solidargemeinschaft aber auf. Und dafür gebe es Gründe." (katholisch.de)
  • Unmöglich ist das nicht, aber die Außenwirkung wäre verheerend“. "Es sei eine makabere und unerträgliche Vorstellung, wenn plötzlich kirchensteuerzahlende Opfer sexueller Gewalt selbst einen Beitrag für die Entschädigung aufbringen sollten."  Der prominente Münsteraner Kirchenrechtler und Universitätsprofessor Thomas Schüller hält nichts vom Vorstoß des Trierer Bischofs Stephan Ackermann. (volksfreund.de)
  • Offener Brief an Bischöfe zu Enschädigungsleistungen: Die Kirche muss Verantwortung übernehmen: Eine Initiative katholischer Laien hat am 15. November 2019 einen Aufruf veröffentlicht, der sich gegen eine steuerliche Haftung der Laien in der Missbrauchsfrage wendet und von den Bischöfen fordert, dass sie sich zu ihrer eigenen Verantwortung bekennen. Solange Priester und Bischöfe sich für ihr Handeln nicht gegenüber dem Kirchenvolk verantworten müssen, haften die Laien nicht für Verfehlungen der Kirchenleitung. Die Solidarität des Kirchenvolks gilt vielmehr den Opfern, die endlich ein klares Bekenntnis der Kirchenleitung zur eigenen Verantwortung erwarten. Deshalb hat sich eine Initiative katholischer Laien entschlossen, ihre Ablehnung der Überlegungen von Bischof Ackermann in einem Brief an die Bischofskonferenz zum Ausdruck zu bringen. Sie laden ihre katholischen Mitchristen dazu ein, diesen Appell zu unterstützen. (kreuz-und-quer.de)
  • Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat sich gegen die Verwendung von Kirchensteuermitteln für Entschädigungszahlungen an Missbrauchsopfer ausgesprochen. "Ich bin der Auffassung, dass wir nicht die Kirchensteuer einbeziehen sollten", sagte Schick am Samstag in Bamberg vor der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Dies sei auch gar nicht so einfach, da er als Bischof ohne Zustimmung des Diözesansteuerausschusses nicht über diese Mittel verfügen könne. Die Entschädigungen müssten aus anderen Geldern geleistet werden. (katholisch.de)
  • Die Vizepräsidentin des ZdK, Claudia Lücking-Michel: Der Appell Ackermanns an eine Solidargemeinschaft gehe ins Leere. Die Solidarität der Laien gelte den Opfern und nicht jenen Verantwortlichen und Institutionen, die nun nach Auswegen angesichts finanzieller Forderungen suchten. Es könne nicht sein, dass Laien für Straftaten von Klerikern haftbar gemacht würden, obwohl sie gegenüber der Kirchenleitung praktisch keine politische und rechtliche Handhabe besäßen, um Machtmissbrauch zu verhindern. (faz.net)
  • Auch der Freiburger Erzbischof Burger ist gegen die Verwendung der  Kirchensteuer für Missbrauchsentschädigung:  ​Gläubige können nicht in Mithaftung genommen werden.   Es brauche neue Regeln für Anerkennungszahlungen, sagte Burger am Wochenende in Freiburg. "Aber es steht für mich auch außer Frage, dass die Summen nicht von den Gläubigen selbst durch ihre Kirchensteuern finanziert werden sollten." (domradio.de)

Montag, 11. November 2019

Bistum Trier: Bischof Ackermann bittet nach "Mautvergleich" um Entschuldigung / Stellungnahme der bischöflichen Pressesprecherin löst Verwirrung aus






Stellungnahme der bischöflichen Pressestelle auf der fb-Seite des Bistums Trier (14.30h):

"Im Bistum Trier erfolgen die Entschädigungsleistungen ausschließlich aus den Mitteln des Bischöflichen Stuhls. Hier ist auch nicht an eine Änderung gedacht."

Angesichts der angestrebten Neuregelung - eine unabhängige Expertengruppe hat einen Vorschlag vorgelegt, der jetzt (auch im Hinblick auf die dort genannten Höhen) zu diskutieren ist - sieht es Bischof Ackermann allerdings als notwendig an, auch darüber zu sprechen, ob dazu Kirchensteuermittel genutzt werden können. Unstrittig ist, dass immer zuerst der Täter, sofern er noch lebt, auch finanziell zur Verantwortung gezogen werden muss. Bei verstorbenen Tätern ist dies allerdings nicht mehr möglich.
Dass es eine neue Regelung im Sinne eines opferorientierten und möglichst gerechten Systems für Entschädigungen geben soll, steht für Bischof Ackermann außer Frage."

(Auf Nachfrage teilt das Bistum Trier mit, dass es sich bei diesem Text "um eine Stellungnahme der bischöflichen Pressestelle handelt, in diesem Fall verfasst von Frau Rupp". Weiter heißt es: " Diese Stellungnahme geben wir im Moment auf Anfrage heraus, deshalb finden Sie sie derzeit nur hier bei Facebook." / ca) 





Bistum Trier: Entschädigungszahlungen für Betroffene sollen künftig doch aus Kirchensteuermitteln finanziert werden. Begründung: "Wir zahlen auch für Andi Scheuers Autobahnen"

Missbrauchsbeauftragter Bischof Ackermann vergleicht Opferentschädigung aus Kirchensteuermitteln mit Mautdebakel:  "Wir zahlen auch für Andi Scheuers Autobahnen". 

Bislang hatte das Bistum Trier immer Wert auf die Feststellung gelegt, dass Entschädigungszahlungen nicht aus Kirchensteuermitteln, sondern aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls gezahlt würden. Jetzt sieht Bischof Stephan Ackermann plötzlich die Solidargemeinschaft in der Pflicht. - Viele Gläubige reagieren mit Kopfschütteln.

Der Trierer Bischof hatte am Wochenende in Trier gesagt, er sehe keine Alternative zur Zahlung von Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer aus der Kirchensteuer. Auch wenn es vielen Gläubigen widerstrebe, mit ihren Beiträgen für Verfehlungen einzelner Geistlicher einzustehen, seien die Kirchenmitglieder als Solidargemeinschaft in der Pflicht, sagte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz beim Jahrestreffen der katholischen Journalistenschule ifp in Trier. Ähnlich müssten die Steuerzahler auch für die gescheiterte PKW-Maut aufkommen: „Wir zahlen auch für Andi Scheuers Autobahnen“, so der Bischof.

In den sozialen Netzwerken entbrannten nach den Äußerungen Ackermanns erregte Diskussionen. Vor allem der Vergleich der Opferentschädigung mit dem Mautdebakel wurde scharf kritisiert. „Mir fehlen die Worte für soviel Unsensibilität“, kommentierte etwa die Trierer CDU-Kommunalpolitikerin Jutta Albrecht.

In der Frage nach der Höhe der Entschädigungsleistungen erwartet der Trierer Bischof nach seinen Angaben noch harte Auseinandersetzungen. Aber dieser Streit müsse sein, und es werde sicher kein für alle Seiten zufriedenstellendes Ergebnis geben können: „Wir kriegen auf jeden Fall wieder Prügel – egal was wir entscheiden.“ Das Ziel müsse „ein opferorientiertes und möglichst gerechtes System“ sein.

zum vollständigen Text auf : volksfreund.de

Sonntag, 3. November 2019

Bistum Trier (Albertinum Gerolstein): Über den nachvollziehbaren Unmut und das Misstrauen der Betroffenen, wenn die Kirche verspricht, aufklären zu wollen

Ein kirchenunabhängiges Projekt soll mutmaßliche Gewalttaten an Schülern in einem mittlerweile geschlossenen katholischen Internat in Gerolstein in der Eifel aufarbeiten. Es gehe um "sexualisierte, physische und psychische Gewalt im Internat Albertinum Gerolstein", sagte die Erziehungswissenschaftlerin Claudia Bundschuh zum Beginn des Projekts am Donnerstag in Trier. 

Mit einer Gesprächsrunde haben Wissenschaftler die Aufarbeitung von Gewalt und sexuellem Missbrauch am Gerolsteiner Internat Albertinum begonnen. Noch bevor die Arbeit wirklich begann, musste das Bistum bei der Auftaktveranstaltung allerdings schon heftige Kritik von ehemaligen Schülern einstecken: "Nein, er brauche kein Mikrofon. Seine Stimme sei laut genug, sagt der Mann. Dann ruft er, brüllt fast, in den Raum: „Werden Sie vom Staat bezahlt oder von unserem Peiniger, dem Bistum?“ „Vom Bistum“, räumt Claudia Bundschuh ein. „Danke, dann bin ich durch damit“, schreit der ehemalige Schüler...„Was soll das bringen?“, fragt ein Besucher in die Runde. Ein anderer klagt: „Ich hatte so lange meine Ruhe. Jetzt wird das alles wieder aufgewühlt.“

2018 hat das Bistum Trier auf Anfrage des Volksfreund eingeräumt, dass Jungen im Albertinum physische, psychische und sexuelle Gewalt erfahren haben. Schutzbedürftige sollen von 1953 bis 1981 geschlagen worden sein, gedemütigt. Und manche auch missbraucht. Wie viele Täter, wie viele Opfer, wie viele Fälle es gab – all das ist noch unklar. Das nun angestoßene Projekt soll aber Licht ins Dunkel bringen.  

Auch die Aussage, dass das Bistum nicht operativ an der Aufarbeitung mitwirke,  kann die Betroffenen nicht vollends überzeugen.

Nach der Vorstellung des Projektes hagelt es weiter Kritik aus den Zuschauerrängen. „Die Aufarbeitung haben wir doch alle längst hinter uns“, sagt ein Gast: „Sonst würden wir gar nicht mehr hier sitzen. Der Herr Ackermann lacht sich tot.“ Ein anderer Besucher gibt ihm Recht: „Der Bischof will sich nur von der Verantwortung freikaufen. So sollen Kirchenaustritte gestoppt werden. Ich bin inzwischen ausgetreten, und ich weiß auch warum. Ich kann das jedem Jugendlichen nur empfehlen.“

Die Bereitschaft der ehemaligen Schüler, sich an der geplanten Gruppenarbeit nach der Veranstaltung zu beteiligen, hielt sich in Grenzen. Den Ermutigungen von Bistumssprecherin Rupp, sich doch bitte zusammenzusetzen, um über die Erwartungen an das Projekt zu sprechen, kam niemand nach. „Was ich mir von dem Projekt wünschen würde?“, ruft ein wütender Betroffener: „Ich will den Schuldigen vor Gericht sehen. Der läuft immer noch frei rum.“ 

Was bisher bekannt ist:
Bislang haben sich acht Personen beim Bistum Trier gemeldet, die im Albertinum Gewalt erfahren haben sollen. Die Wissenschaftlerinnen Bundschuh und Janssen gehen aber von „vielen weiteren Betroffenen aus“. Womöglich gebe es mehr als die vier Täter, gegen die sich die bislang geäußerten Vorwürfe richten. Die ersten mutmaßlich Betroffenen hätten sich 2010 beim Bistum gemeldet. Man habe damals aber den Eindruck gehabt, es handele sich um „Einzelfälle“, sagt Kirchen-Justiziarin Dorothee Bohr. Erst im Jahr 2018 hätten sich die Anhaltspunkte verdichtet, dass es sich beim Albertinum um institutionellen Missbrauch gehandelt habe – so die offizielle Position des Bistums.

Quellenangabe: volksfreund.de / sueddeutsche.de


Mittwoch, 16. Oktober 2019

Bistum Trier: Missbrauchsopfer im Bistum Trier kritisieren Bischof - Bischof weist Kritik zurück

Missbrauchsopfer im Bistum Trier werfen Bischof Stephan Ackermann "Ignoranz und Passivität" bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Diözese vor. Ein gutes Jahr nach der Veröffentlichung der sogenannten MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche gebe es immer noch keine unabhängige Aufarbeitung im Bistum Trier, teilte die Initiative "MissBit" in Trier mit. Andere Bistümer dagegen seien bereits dabei, die Forderung der Studie umzusetzen, hieß es.

Der Vorwurf

In dem Vorwurf der Initative heißt es:

"Ein Jahr nach der MHG-Studie: Fazit der Betroffenenorganisation "MissBiT "(Missbrauchsopfer im Bistum Trier)
Unser Bündnis beklagt die Ignoranz und Passivität unseres Bischofs Dr. Stephan
Ackermann bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Diözese Trier. Die
Haltlosigkeit seiner wiederholten Versprechungen waren der eigentliche Anlass
unsrer Gründung im Herbst 2010.
Bei seiner ersten Pressekonferenz als Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hatte Ackermann bereits Ende März 2010 vollmundig verkündet: Wir wollen ansprechbar sein, wollen wissen, was gelitten wurde, und den Betroffenen bei der Aufarbeitung beistehen. Bei der gleichen Pressekonferenz jedoch verleugnete Prälat Dr. Rainer Scherschel, der damalige Missbrauchsbeauftragte und bis 2006 auch Bistumspersonalchef in Personalunion (!!), sein Wissen über das nachweislich extreme Ausmaß des Missbrauchs im hiesigen Bistum. Aufgrund der aktuellen Rückmeldungen von Betroffenen wären ihm bis dahin erst 20 „Fälle bekannt“ geworden. Die aus Personalakten und Interviews mit Betroffenen gewonnenen Erkenntnisse der MHG-Studie belegten vor Jahresfrist – am 25. September 2018 – die abgrundtiefe Falschheit dieser Darstellung. Im Bistum Trier wurden mindestens 148 Priester, also etwa sieben Mal so viele, des Missbrauchs beschuldigt; mehr Tatbeschuldigtewurden lediglich in zwei Bistümern - Freiburg (190) und München/Freising (174) - ermittelt. Nach der Gesamtzahl seiner 442 identifizierten Betroffenen (252 männlich, 190 weiblich) belegte Trier gleichauf mit Freiburg (ebenfalls 442) sogar den zweiten Spitzenplatz – nur knapp hinter dem Bistum Münster (450 Betroffene).
Zu diesem aus Sicht unseres Bistums sehr bemerkenswerten Befund gibt es jedoch bis heute keinerlei kommentierende Stellungnahmen. Nicht nur seitens Bischof Ackermann, sondern ebenso nicht von der Bistumspressestelle, dem 2011 installierten Präventionsbeauftragten und auch nicht von dem im Herbst 2010 als Nachfolger Prälat Scherschels ernannten Missbrauchsbeauftragten.
In seiner aktuellen Kommentierung verschwieg der Bistumspräventionsbeauftragte außerdem die nicht minder beunruhigenden Einschätzungen über die Ineffizienz der bisherigen Präventionsprogramme, die bei der Hochrisikogruppe der Kleriker in Anbetracht der fortlaufend neuen Vorfälle (Strafverfahren und Suspendierungen) gerade auch im hiesigen Bistum Trier zutreffend erscheinen.
Als weitere Missachtung unseres Engagements empfinden wir die gänzliche  Nichtberücksichtigung in Bezug auf die von der MHG-Studie empfohlene unabhängige Aufarbeitung. Warum gibt es immer noch keine unabhängige Studie über den im gesamten Verantwortungsbereich des Bistums Trier vorgekommenen und vorkommenden sexuellen Missbrauch, also ausgerechnet nicht in jenem Bistum, dessen Bischof als Missbrauchsbeauftragter eigentlich mit gutem Beispiel hätte vorangehen müssen? - Immerhin realisieren bereits fünf andere Bistümer (Essen, Köln, Limburg, Mainz und Regensburg) die Umsetzung dieser zentralen Forderung
der MHG-Studie.
Auch bei den nach neuerem Expertenurteil als „demütigend“ verworfenen finanziellen Entschädigungen (von durchschnittlich 5000 Euro) gibt es nach Ablauf eines Jahres immer noch keinerlei konkrete Reformbeschlüsse. Wir sehen uns abermals getäuscht und in die Irre geführt. Die Ankündigungen unseres Bischof und Missbrauchsbeauftragten erwiesen sich besonders hier in immer schnellerer Folge als trügerisch. So gab Ackermann am 11. September 2019 dem Chefredakteur der bekanntesten Trierer Tageszeitung die eindeutige Antwort „Ja, davon gehe ich aus“ auf dessen unmissverständlich formulierte Fragestellung: „Es wird aber höhere Entschädigungen geben? - Nur zwei Wochen später, am 25. September, widerrief er sein früheres Statement bei der eigens zu diesem Thema einberufenen Pressekonferenz der Deutschen Bischöfe in Fulda: Über die Summen, haben wir jetzt gestern nicht gesprochen, (…) also nicht positiv Stellung genommen.“
Bischof Ackermann weist Kritik der Betroffenen zurück

Der Trierer Bischof wies die Kritik am Mittwoch zurück. Er habe zugesagt, sich bei der unabhängigen Aufarbeitung "an die Kriterien und Standards zu halten", die mit dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, vereinbart würden. Diese sollten Ende des Jahres vorliegen. Von daher sei auch noch kein Projekt bistumsweit beauftragt. Eine erste einrichtungsbezogene unabhängige Aufarbeitung für und mit Betroffenen für das ehemalige Bischöfliche Internat Albertinum in Gerolstein starte am 31. Oktober.

Vorsitzender der Bischofskonferenz: "Opferentschädigungs-Reform" ist noch völlig offen

Ebenfalls am Mittwoch äußerte sich auch der ehemalige Trierer Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx,  in Berlin zu einer möglichen "Opferentschädigungs-Reform": In der Diskussion um eine Reform der Entschädigungszahlungen der katholischen Kirche für Opfer sexuellen Missbrauchs durch Priester und Diakone sind Details wie die Höhe der Zahlungen noch völlig offen. "Es gibt überhaupt keine Entscheidung über die Höhe. Das ist völlig abwegig, da jetzt irgendwas zu spekulieren", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, am Mittwoch in Berlin. Die Höhe der Entschädigung für Missbrauchsopfer sei noch nicht entschieden. Ohne Plausibilitäten, also die Überprüfung des Einzelfalls, werde es nicht gehen, sagte er. Zugleich betonte er, dass es keinen Rechtsanspruch auf die Zahlungen geben werde. Die Zahlungen würden höher sein als bislang, sagte er. Wie hoch jedoch, sei noch offen.

Quelle: "sueddeutsche.de" / "evangelisch.de" / "domradio.de"/ eigene Recherche

Freitag, 27. September 2019

Bistum Trier/Freisen (I): Die seltsame Strafverfolgung der katholischen Kirche

Wen Gott straft - und wen nicht

Ein Jahr ist es her, seit die deutschen katholischen Bischöfe ihre Missbrauchsstudie vorgelegt hat. Von  1670 mutmaßlichen Tätern in der Zeit zwischen 1946 und 2014 ist darin die Rede, ihre Opfer waren zur Hälfte 13 Jahre alt oder jünger. Nur in gut einem Drittel der Fälle leitete die Kirche nachweisbar interne Verfahren ein. Manche Täter wurden frühpensioniert, andere beurlaubt oder versetzt. Rund sieben Prozent wurden aus dem Klerikerstand entlassen. Ca. 25% erhielt keinerlei Strafe oder Sanktionen.

Ein katholischer Pfarrer im Saarland soll sich an Messdienern vergangen haben. Der Fall zeigt die teils bizarren Regeln eines kirchenrechtlichen Strafverfahrens und das Versagen der Bischöfe Marx und Ackermann.

Die Ermittlungen der Kirche richten sich gegen einen der ihren, einen Priester, der sich an mehreren Kindern vergangen haben soll. Fast 28 Jahre lang hat er in Freisen, einem Ort mit rund 8000 Einwohnern im Saarland, die katholische Pfarrei geleitet, inzwischen ist er im Ruhestand. Seit dem Frühjahr 2018 läuft gegen ihn ein kirchliches Strafverfahren. Den Betroffenen geht es um die Gerechtigkeit. 

Die Kirche hat jedoch offensichtlich eine eigene Gerichtsbarkeit, eine Paralleljustiz, die sie unabhängig von staatlicher Strafverfolgung gegen ihren Klerus einsetzt ....


spiegel.de / als print in der Ausgabe 40/2019 (Sa, 28.09.2019)

Montag, 23. September 2019

Bistum Trier: Bistumspriester soll 14jährigem im Bereich des Mainzer Hauptbahnhofes Geld für sexuelle Handlungen geboten haben

Trierer Bistumspriester soll Anfang des Monats im Bereich des Mainzer Hauptbahnhofes einem 14-jährigen Jugendlichen Geld für sexuelle Handlungen angeboten haben.

Es sind keine guten Nachrichten für Triers Bischof Stephan Ackermann: Pünktlich zum Beginn der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe ist ein neuer Missbrauchsfall publik geworden.

Danach ermittelt die Mainzer Staatsanwaltschaft gegen einen Trierer Bistumspriester wegen versuchten sexuellen Missbrauchs eines Jugendlichen, wie der Mainzer Oberstaatsanwalt Gerd Deutschler der Nachrichtenseite volksfreund.de bestätigte. Der Beschuldigte soll dem Jugendlichen Geld für sexuelle Handlungen geboten haben. Das Geschäft sei aber nicht zustandegekommen.

Nach Angaben von Bistumssprecherin Judith Rupp hat der Bischof den Priester im aktiven Dienst umgehend beurlaubt. Nach Informationen von volksfreund.de soll es sich um einen Priester von der Rheinschiene handeln.

abendblatt.de / swr.de

  • Bistum Trier: Priester wegen Missbrauchsvorwurf beurlaubt - Ein katholischer Geistlicher aus Rheinland-Pfalz soll versucht haben, eine minderjährige Person zu missbrauchen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft, der Priester ist beurlaubt. (spiegel.de)

Freitag, 20. September 2019

Bischof Ackermann auf die Frage, ab wann Bischöfe endlich Verantwortung übernehmen


MOMA:  "Ab wann übernehmen Bischöfe endlich die Verantwortung?

Bischof Ackermann:  "Wenn wir zurückschauen auf die vielen Fälle von denen Sie sprechen, sind      viele Verantwortliche nicht mehr im Dienst oder sie sind schon verstorben."

MOMA: "Aber die nicht mehr im Dienst sind, die könnten doch sagen: <Ich habe davon gewusst, es tut mir Leid.>"

Bischof Ackermann:
"Richtig, da hat man schon auf Meldungen reagiert, man hat auch sozusagen auf Taten reagiert, aber was etwa sind die Folgen für Kinder, für Jugendliche,  dann später für Erwachsene? Das hatte man ja völlig unterschätzt. Das würde  man heute klar zugeben. Aber ich glaube, dass ist nicht nur die Frage der Kirche."

MOMA:  "Wenn Sie (Bischof Ackermann, Anmerk. ca) Missbrauchsopfer wären, könnten Sie mit dieser Antwort leben?"

Bischof Ackermann:  "Wahrscheinlich schwer ... "



Fazit des MOMA-Reporters Sebastian Kisters: 

"Missbrauch in der katholischen Kirche. Nach meiner Reise durchs Land ist mir klar, die Bischöfe drücken sich vor jeder Verantwortung."


Donnerstag, 12. September 2019

Bistum Trier / Bischof Ackermann: "Manches ist auch komplexer, als man anfangs gedacht hat"

Bischof Stephan Ackermann im Redaktionsgespräch beim "Trierischen Volksfreund"

"Bei der anschließenden Bischofsvollversammlung wird ja auch über die Frage der Entschädigung für Opfer sexuellen Missbrauchs noch einmal diskutiert. Vor einiger Zeit war ja schon von Summen bis zu 300 000 Euro die Rede. Was ist da Ihre Position?"

Ackermann : "Wir hatten zwei Workshops mit Betroffenen, Experten und staatlichen Stellen. Es gibt eine Arbeitsgruppe, die einen Vorschlag zur Entschädigung machen wird. Wofür wir uns am Ende entscheiden, weiß ich momentan auch noch nicht."

"Es wird aber höhere Entschädigungen als bislang geben."

Ackermann: "Ja, davon gehe ich aus."

"Und was heißt das etwa für die vom Bistum Trier bereits entschädigten Opfer? Bekommen sie zusätzliches Geld?"

Ackermann: "Ja, klar. Über das Prozedere muss aber dann noch gesprochen werden."

"Ist Stephan Ackermann in fünf Jahren noch Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche?"

Ackermann:  "Ich glaube ja."

"Hatten Sie sich den Job so schwierig vorgestellt?"

Ackermann "Nein. Ich habe mir gar nichts vorgestellt – weder was die Dimension angeht noch den Zeithorizont. Für mich ist bei dem Thema inzwischen innerlich eine Verpflichtung gewachsen. Es hat auch viel mit Vertrauen zu tun, das gewachsen  ist im Kontakt etwa mit Betroffenen, Experten oder Vertretern von Opfergruppen. Von daher würde ich es nicht für in Ordnung finden, zu sagen: Ich habe das jetzt zehn Jahre gemacht, es reicht. "Ich glaube, dass ich mir treu geblieben bin. Klar, nach zehn Jahren hat man eine Geschichte. Dann sagt man bestimmte Dinge nicht mehr so vollmundig. Manches ist auch komplexer, als man anfangs gedacht hat. Aber zögerlich bin ich nicht."

das vollständige Interview auf "volksfreund.de" lesen

Bistum Trier: Ackermann deutet Änderung des kirchlichen Entschädigungssystems für Opfer sexuellen Missbrauchs an

Neuer Weg bei Entschädigung für Missbrauch

Ackermann deutete zudem eine Änderung des kirchlichen Entschädigungssystems für Opfer sexuellen Missbrauchs angedeutet (sic!).  Er gehe davon aus, dass Betroffenen künftig deutlich höhere Summen gezahlt werden könnten, sagte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz dem "Trierischen Volksfreund" (Donnerstag). Er bestätigte, dass Summen von bis zu 300.000 Euro im Gespräch seien.

Nach Beratungen mit Betroffenen, Experten und staatlichen Stellen werde aktuell ein Vorschlag erarbeitet, so der Bischof. "Wofür wir uns am Ende entscheiden, weiß ich momentan auch noch nicht." Über neue Bewilligungswege und veränderte Höchstsätze bei Entschädigungszahlungen könnte die Deutsche Bischofskonferenz bei ihrer Herbstvollversammlung Ende September in Fulda beraten.

Betroffene sexuellen Missbrauchs durch Geistliche erhalten derzeit in der Regel keine Entschädigung, sondern eine Einmalzahlung in Höhe von 5.000 Euro "in Anerkennung des zugefügten Leids". In besonders schweren Fällen zahlen die Bistümer auch heute schon höhere Summen. Sprecher von Opferverbänden haben dieses Vorgehen wiederholt kritisiert.

Bistum Trier: Missbrauchsopfer im Bistum Trier können auf eine deutlich höhere Entschädigung hoffen


Quelle: SR

Dienstag, 10. September 2019

Homburg (Johanneum): Ehemaliger Internatsschüler : Der Missbrauch durch Pater W. überschattet sein gesamtes Leben

Was ihm Pater W. einst antat, setzt Christian Fischer bis heute zu. Deshalb fordert der 53-Jährige hunderttausende Euro von der katholischen Kirche. Die Frage ist: Wie viel Geld wäre angemessen?

Hier soll es um sein Leben gehen nach jener Zeit, in der Pater W. mit der Hand unter seine Bettdecke fuhr. Um die Frage: Schuldet die katholische Kirche einem Missbrauchsopfer wie Christian Fischer finanzielle Hilfen, die mehr sind als symbolische „Leistungen in Anerkennung des erlittenen Leids“ von in der Regel bis zu 5000 Euro; die mehr sind, als die Übernahme von Therapiekosten; die tatsächlich eine Entschädigung darstellen?

Pater W., der Christian Fischer missbrauchte, räumte 2010 ein, sich in den 70er und 80er Jahren an Minderjährigen vergangen zu haben. Zwei Jahre danach wurde er per kirchlichem Strafdekret aus Rom „dauerhaft jeglichen Dienstes in der Kirche enthoben und ihm geboten, ein Leben des Gebetes und der Buße innerhalb einer Kommunität der Ordensgemeinschaft zu führen“. Lokalzeitungen berichteten, dass er 1986 – wegen aufgekommener Missbrauchsvorwürfe – vom Johanneum nach Münster versetzt und dort bis Anfang 2010 als Seelsorger in einer Pfarrgemeinde in der Jugendarbeit und an Grundschulen eingesetzt wurde. Seit April ist er 75 Jahre alt.

Insgesamt wird von mindestens zwölf Opfern – die Zahl dürfte weitaus höher liegen – und von bis zu acht Tätern am Johanneum ausgegangen. Keiner der mutmaßlichen Täter musste sich vor einem Gericht verantworten: Fälle waren verjährt, Beschuldigte verstorben.

augsburger-allgemeine.de

Sonntag, 25. August 2019

Bistum Trier: Amtsgericht erlässt Strafbefehl gegen Trierer Diakon wegen Besitzes kinderpornografischer Schriften

Das Amtsgericht Trier hat einen Strafbefehl von 3.200 Euro gegen einen Diakon im Bistum Trier wegen des Besitzes kinderpornografischer Schriften erlassen.

Der Mann habe 15 kinderporno- und 15 jugendpornografische Dateien besessen, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichtes Trier. Die Frist, in der der Mann Einspruch gegen den Strafbefehl einlegen könne, läuft heute um Mitternacht ab. Ohne Einspruch werde dieser am Dienstag rechtskräftig.

Der Mann ist ein sogenannter Diakon mit Zivilberuf. Er war bis vor kurzem im Trierer Klinikum Mutterhaus tätig. 

den vollständigen Artikel auf swr.de lesen

Montag, 22. Juli 2019

Bistum Trier / Gerolstein: "Es werden mehr und mehr. - Von Einzelfällen kann keine Rede sein."

Es sind offenbar keine Einzelfälle. Auf jeden Bericht, den der TV über das Albertinum in Gerolstein schreibt, melden sich Menschen aus der ganzen Region - und berichten von ähnlichen Erfahrungen, die sie an dem kirchlichen Internat gemacht haben. 

Die Rede ist von physischer sowie psychischer Gewalt und von schwersten Demütigungen. 

Bistumssprecherin Judith Rupp teilte vor wenigen Wochen noch mit,  dass die "Leitlinien mit den Vorgaben zu Leistungen als Anerkennung erlittenen Leids" bei einem Teil der Betroffenen nicht greifen würden, "da es sich nicht um sexuelle, sondern um physische Gewalt handeln würde" - Diese Aussage zog  große Empörung nach sich und stieß auf großes Unverständnis. -  Zu Recht.

Nun hat das Bistum ein Projekt "Gewalt am bischöflichen Internat Albertinum Gerolstein - Aufarbeitung mit  und für Betroffene" in Auftrag gegeben. Dieses Projekt ist bis Sommer 2021 angelegt. Es sollen sowohl sexuelle als auch psychische und physische Gewalt Gegenstand des Projektes zur Aufarbeitung sein. 

volksfreund.de

Freitag, 12. Juli 2019

Bistum Trier: Bischof Ackermann und die "kleine Plausibilitätsprüfung" - ein Kommentar



Die von Bischof Ackermann in völlig verharmlosender und verniedlichenden Form beschriebene "kleine Plausibilitätsprüfung"  beschreibt der Trierer Thomas Kiessling am gestrigen Abend mit eigenen Worten wie folgt: "Warum Männer wie er sich selbst bei Anträgen auf Anerkennungszahlungen stundenlang intimsten Fragen stellen müssten, die die furchtbaren Erinnerungen an die Untaten wieder erweckten". - Man brauche Kriterien für die Zahlungen, aber heutzutage müsse niemand Dinge sagen, die er - oder sie - nicht sagen wollte  (!)  antworteten die Mitarbeiter Ackermanns. Der Bischof selbst gab zu: "Wir haben seit 2010 dazu gelernt." 

Die Frage, was genau Bischof Ackermann seit 2010 dazu gelernt habe, ist meiner Meinung nach mehr als berechtigt. Wenn ich den vor mir liegenden schriftlichen " Antrag auf Leistungen in Anerkennung des Leids, das Opfern sexuellen Missbrauchs zugefügt wurde" aus dem Jahr 2011 mit dem Antrag von 2019 vergleiche,  finde ich keine Abänderung im Wortlaut.

Ich sehe auch keine Änderung in der Befragungsmethode zwischen einem "Protokollgespräch"  welches 2011 stattfand und einem "Protokollgespräch"  , welches 2019 stattfand.  Was hat sich an der Methodik und der Vorgehensweise seit 2011 hier geändert? Schließlich sind genau dies die Angaben,  mit denen das Bistum eine sogenannte "Plausibilitätsprüfung" vornimmt. Tathergänge sollen schließlich genau weiterhin so detailliert wie möglich beschrieben werden -  und wenn der Täter mehrmals übergriffig wurde und über einen längeren Zeitraum hinweg, dann bitte nacheinander, einzeln und - möglichst detailgetreu, wie und auf welche Weise. Und nicht nur die sexuellen Handlungen, sondern auch die Gewaltanwendungen. -

Und wenn irgendwie möglich, dann noch etwas genauer

Beispiele von Fragestellungen, die bei Fachleuten eine große Sprachlosigkeit hinterlassen,  liegen mir zwar vor,  dürfen aber an dieser Stelle nicht veröffentlicht werden. Warum? - Weil es von dem Betroffenen zu unterschreiben gilt, dass der Inhalt des Gespräches streng vertraulich ist. (Lediglich die zum Mitarbeiter-Stab des Bischofs gehörenden Personen haben Zugang.) - Auf  oftmals in leichtsinniger Weise anmutende Nachfragen, die weder von ausgebildeten Traumatherapeuten oder ähnlichen Fachleuten durchgeführt werden, soll also so detailliert wie möglich geantwortet werden.  Hinzu kommt, das auch die Folgeerkrankungen, welche im Zusammenhang mit den sexuellen Übergriffen von damals stehen, beschrieben werden sollen. Auch hier kann es sein, dass man mit nahezu unerträglichen Fragen konfrontiert wird, die einen Betroffenen emotional aus der Vergangenheit in die Gegenwart katapultieren und anschließend wieder zurück.  Ob das, was man verzweifelt versucht, zu kommunizieren,  auch ebenso so wahrgenommen wird, bleibt fraglich.  Wenn es harmlos verläuft.  - Denn eine solche Befragung kann zum Beispiel auch einen kompletten Identitätswechsel auslösen. Informationen zu dem Erlebten sind plötzlich nicht mehr abrufbar, weil sie abgespalten wurden. Hilflosigkeit. Schutzlosigkeit. Todesangst, Drohungen,  Ohnmacht und Angst sind präsent. Keiner der Abwehrmechanismen und Verarbeitungsstrategien war ausreichend, um das Geschehene auch nur ansatzweise integrieren zu können. Man-made-disaster. Es ist also gut möglich, eher noch wahrscheinlich,  dass solch ein dissoziativer Schutzmechanismus - der einem Art psychischem "Notfallprogramm" ähnelt - während einem solchen Protokollgespräch  auftritt, ausgelöst durch Erinnerungen, Gefühle und Gedanken - und Fragestellungen. Eine solch hochkomplexe psychische Situation während des Gesprächs einzuschätzen und darauf zu reagieren, dafür sind Ansprechpartner des Bistums nicht ausgebildet.  "Heutzutage müsse niemand Dinge sagen, die er - oder sie - nicht sagen wollte  antworteten die Mitarbeiter Ackermanns." - Diese Aussage klingt wie ein Hohn. Wenn ein Betroffener nichts sagen kann, welche Kritierien sollen dann greifen? Er  wird also  versuchen, das Geschehene "auf eigene Gefahr" abzurufen, wird - je nach Erfolg oder Misserfolg bisheriger Therapien -  erneut durch die Hölle gehen, das Geschehene in Echtzeit erleben um möglichst viele  Informationen abrufen zu können, die das Bistum wünscht.  Ich weiß nicht, wie viele  Betroffene auch heute noch schweigen, weil sie gar nicht darüber reden können, was ihnen widerfahren ist, oder weil sie Angst vor genau dieser ungeschützten Situation haben, mit der sie konfrontiert werden. Für mich gehören genau diejenigen dazu, die die schwersten Trauma erlitten haben und ihr Schweigen bisher nicht brechen konnten.

Die Plausibilitätsprüfung des Bistums Trier mit dem Attribut "klein" zu versehen, macht sprachlos

Fakt ist:   Ob für 1.000,00 Euro oder 100.000,00 Euro Anerkennung: Die beschriebenen Tathergänge bleiben dieselben. Das Geschehene ist ein unabänderlicher und unauslöschlicher Teil unserer Vergangenheit. Was sich aber ändern kann, sie die  Symptome der Folgeerkrankungen, die auf die sexuellen Übergriffe zurückzuführen sind. 2011 ging es manchen von uns Betroffenen noch wesentlich besser als 2019.  Wie vielen von uns wurden erst Jahre bis Jahrzehnte später bewusst, was damals geschah. Und das ist normal!  

Der Umgang von Bischof Ackermann mit Betroffenen trägt seinen Teil dazu bei. Auch diese Umstände, die Flexibilität erfordern,  sollten unbedingt berücksichtigt werden. -  Die Retraumatisierung, von der etliche Opfer im Bistum Trier betroffen sind, ist  m.E.  sowohl auf die Methodik und Vorgehensweise  während dieser "kleinen Plausbilitätsprüfung" zurückzuführen, die ich als absolut unausgereift  und fragwürdig erachte,  als auch auf den Umgang mit uns Betroffenen während der letzten neun Jahre. 

Wie kann Bischof Ackermann also sagen, er habe diesbezüglich dazu gelernt? Wie glaubhaft ist seine Aussage, wenn sich seit 2011 nichts bei dieser Methode, auf deren Unerträglichkeit und auslösendes Leid Betroffene ihn seit Jahren hinweisen, geändert hat?  Wie man die Worte Ackermanns deuten soll, wenn er sagt: " Sollte es aber künftig um sechsstellige Summen gehen, wird es das nicht mehr geben!" , bleibt jedem Betroffenen selbst überlassen. Ob man dies als Einschüchterungsversuch, als Drohgebärde eines brüllenden Löwen oder als Ackermanns generellen Umgangston sieht: die Botschaft, die sich hinter diesen Worten versteckt, bleibt offen. Wie viele andere Fragen auch. 

Ich frage mich im Übrigen auch,, wie eine "große Plausbilitätsprüfung" verlaufen soll, da eine "kleine Plausibilitätsprüfung" ja offensichtlich bei höheren Anerkennungszahlungen nicht mehr ausreicht. Viel demütigender und erniedrigender können die Fragen, Vorgehensweisen und Entscheidungen, mit denen Betroffenen in den letzten acht Jahren seitens des Bistums konfrontiert wurden, ja kaum noch werden. Ganz zu schweigen von den sowohl moralisch als auch gesetzlich  grenzwertigen Ideen und Methoden, die manch mutmaßlicher Täter "privat" umsetzte, um die Glaubwürdigkeit von Betroffenen in Frage zu stellen. 

Vielleicht sollten auch zudem einmal die Betroffenen zu Wort kommen dürfen, deren Prüfung als "nicht plausibel" eingestuft und denen nicht geglaubt wurde. Mit welchen Begründungen sie und ihre Glaubwürdigkeit abgelehnt wurden. - Nicht ohne Grund.

Ja, es ist allerhöchste Zeit für eine eigene und vor allem "unabhängige" Kommission im Bistum Trier, die installiert werden muss, um auch das, was seit 2010 geschah und die Vorgehensweise des Bistums Trier zu dokumentieren und offenzulegen - auch, was den Umgang mit uns Betroffenen betrifft. Eine unabhängige Kommission, der wir Betroffenen Vertrauen schenken können und denen wir Betroffene die Erfahrungen schildern können, die wir seit 2010 mit dem Bistum Trier machen mussten. Die auch die Korrespondenzen zwischen Betroffenen mit dem Bistum sichtet. Und sich dazu äußert.  Wenn endlich von einer unabhängigen Kommission belegt werden kann, wie das Bistum mit Hinweisen auf mutmaßliche Täter umging;  wenn endlich belegt werden kann, welche dubiosen und zweifelhaften Methoden das Bistum Trier gegenüber Betroffenen anwandte.   Und erst wenn dazu ein Bericht veröffentlicht wird, können wir Betroffene hoffen, dass sich  etwas ändert.  -  So musste ja auch erst die MHG-Studie veröffentlichen, was die Kirche verschwieg. 

Übrigens:  "Man brauche Kriterien für die Zahlungen (...) antworteten die Mitarbeiter Ackermanns."   
Dazu kann ich nur sagen, dass ich selbst vor ein paar Tagen Mitarbeitern des Bistums Trier, die m.E. nach über genau diese Kriterien informiert sein sollten und diese in Betracht ziehen sollten, ebendiese Kriterien zusandte und sie in Erinnerung rief. Warum? - Weil sie über diese nicht informiert waren. Bitte. Gerne.

Und absolut unabhängig davon, ob es sich um eine "kleine" oder "große Plausibilitätsprüfung" handelt: Wenn ausgerechnet der Missbrauchsbeauftragte der DBK, der Trierer Bischof Ackermann, dieses Verfahren als "klein" bezeichnet, frage ich mich, warum er keine 24 Stunden später, nachdem er die Aussage eines Münsteraner Klerikers als "unsäglich" und "unerträglich" bezeichnet und eine "klare Reaktion" einfordert, nicht selbst auf seine ebenfalls teils unsäglichen und unerträglichen Worte gegenüber Betroffenen achtet. 

Es gibt noch viel zu tun für Sie, Herr Bischof. Noch sehr sehr viel. 

Claudia Adams

Bistum Trier: "Ich habe meinen Glauben verloren"

Erstmals treffen Missbrauchsopfer in größerem Rahmen den Missbrauchszuständigen der Bischofskonferenz. Im Gespräch zeigt sich, wie abgekanzelt und übergangen sich die Betroffenen fühlen.

Allein im Bistum Trier sind 442 Betroffene registriert, die Zahl und die Namen der Täter und derjenigen, die Verbrechen von Würdenträger-Kollegen vertuschten, ist unbekannt. All das will die Kirche erklärtermaßen aufarbeiten, Bistum für Bistum. Ob ihr das als Organisation so vieler Täter tatsächlich gelingen kann, fragen sich längst nicht nur die Mitglieder von "MissBiT". Deren Sprecher fordert von Ackermann beim sicherlich langwierigen und schwierigen Prozess der Dokumentation eines Kirchenskandals die Beteiligung der Betroffenen und unabhängigen Experten ein. Ja, sagt der Bischof, das sei geplant. - Details werden allerdings nicht vereinbart.

sueddeutsche.de

Bistum Trier: Wer hat weggesehen, wer vertuscht? - Kommission soll Übergriffe im Bistum aufarbeiten

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann will bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in seinem Bistum eine unabhängige Expertenkommission einsetzen. Das kündigte Ackermann bei einem Gespräch mit Vertretern der Opferinitiative "Missbit" an. Das Gremium soll auch eine mögliche Mitverantwortung von leitenden Priestern oder Bischöfen bei der Vertuschung von Missbrauchstaten thematisieren und bewerten. - Wann die Kommission eingesetzt wird, ist noch offen. 

Missbit-Sprecher Thomas Schnitzler sagte, dass „Bischöfe und höhere Kleriker nachweislich mitverantwortlich“ gewesen seien bei der Vertuschung von sexuellen Übergriffen, indem etwa die Täter in andere Pfarreien oder Krankenhäuser versetzt worden seien. Er forderte „großzügige Schadenersatzzahlungen“ für die Opfer und sprach von 100 000 bis 300 000 Euro, die derzeit diskutiert würden. Dies könne sich die Kirche angesichts der großen Reichtümer leisten, sagte der "Missbit"-Sprecher.

Wenn sich ein Opfer wegen einer Entschädigungszahlung melde, werde bislang „nach einer kleinen (?!) Plausibilitätsprüfung“ unbürokratisch gezahlt, sagte der Trierer Bischof. „Wir glauben das dann. (?!)“  Sollte es aber künftig um sechsstellige Summen gehen, „wird es das nicht mehr geben“, kündigte Ackermann an. „Dann habe ich ganz andere Kosten.“

Bistum Trier: Bischof Ackermann trifft sich mit Betroffeneniniative "MissBiT"

Bistum will Täter ausfindig machen

Gestern traf sich  der Missbrauchsbeauftragte der DBK,  Bischof Ackermann, mit Missbrauchsopfern der Betroffeneninitative "MissBiT" (sexueller Missbrauch durch Angehörige der katholischen Kirche im Bistum Trier).  Nach dem Gespräch sagte er zu, dass das Bistum seine Anstrengungen zur Aufarbeitung von Missbrauch verstärken werde. Im Vordergrund stehe dabei, wer die Verantwortung für die Taten trage und wie in der Kirche mit den Missbrauchsfällen umgegangen worden sei. 

Unabhängige Experten sollen bis zum Herbst Eckpunkte und Kriterien festlegen.

Die Missbrauchsinitiative "Missbit" forderte, dass auch die Mitschuld der Institution Kirche bei den Missbrauchsfällen geklärt werden müsse. Eine Aufarbeitung in den Pfarreien sei notwendig. Ackermann und "Missbit" erklärten sich zu weiteren Gesprächen bereit.

Donnerstag, 11. Juli 2019

Bistum Trier: "Aufarbeitung mit und für Betroffene am Albertinum Gerolstein"

Bischof Dr. Stephan Ackermann hat das Projekt „Gewalt am bischöflichen Internat Albertinum Gerolstein – Aufarbeitung mit und für Betroffene“ in Auftrag gegeben.

In der Projektskizze heißt es, „sowohl sexuelle als auch psychische und physische Gewalt sollen Gegenstand des Projektes zur Aufarbeitung sein“. Anlass sind Rückmeldungen von ehemaligen Schülern des seit Anfang der 1980er Jahre geschlossenen Internats zu Gewalterfahrungen durch Mitarbeitende des Albertinums.

Unter "www.albertinum-gerolstein.de" informieren die Beauftragten fortlaufend über das Projekt. Auf dieser Seite kann die Projektskizze eingesehen werden, und dort wird am Ende auch der Abschlussbericht veröffentlicht.


Samstag, 6. Juli 2019

Bistum Trier: Bischof Ackermann ruft zur Besonnenheit auf

Eine neue Studie zu Missbrauchsvorwürfen gegen katholische Priester hat eine Debatte ausgelöst. Nun meldet sich der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Ackermann, zu Wort. Er ruft zu Besonnenheit auf.

"Ich möchte mich nicht an Mutmaßungen über Zahlen beteiligen und auch nicht an Spekulationen darüber, wie sie zu deuten sind", erklärte der Trierer Bischof Stephan Ackermann am Freitag in Bonn. "Denn es fehlt bisher an einer seriösen Wirkungsforschung für den Bereich der Prävention." (!) Darauf hinzuweisen, sei offensichtlich "auch das Hauptanliegen von Professor Dreßing und seinen Kollegen".

Der Mannheimer Psychiater Harald Dreßing hatte am Mittwoch eine weitere Studie zum Missbrauch in der Kirche veröffentlicht. Demnach ist die Quote bei den aktuellen Missbrauchsvorwürfen gegen Priester seit 2009 nicht signifikant rückläufig.

kirche-und-leben.de