Freitag, 27. September 2019

Bistum Trier/Freisen (I): Die seltsame Strafverfolgung der katholischen Kirche

Wen Gott straft - und wen nicht

Ein Jahr ist es her, seit die deutschen katholischen Bischöfe ihre Missbrauchsstudie vorgelegt hat. Von  1670 mutmaßlichen Tätern in der Zeit zwischen 1946 und 2014 ist darin die Rede, ihre Opfer waren zur Hälfte 13 Jahre alt oder jünger. Nur in gut einem Drittel der Fälle leitete die Kirche nachweisbar interne Verfahren ein. Manche Täter wurden frühpensioniert, andere beurlaubt oder versetzt. Rund sieben Prozent wurden aus dem Klerikerstand entlassen. Ca. 25% erhielt keinerlei Strafe oder Sanktionen.

Ein katholischer Pfarrer im Saarland soll sich an Messdienern vergangen haben. Der Fall zeigt die teils bizarren Regeln eines kirchenrechtlichen Strafverfahrens und das Versagen der Bischöfe Marx und Ackermann.

Die Ermittlungen der Kirche richten sich gegen einen der ihren, einen Priester, der sich an mehreren Kindern vergangen haben soll. Fast 28 Jahre lang hat er in Freisen, einem Ort mit rund 8000 Einwohnern im Saarland, die katholische Pfarrei geleitet, inzwischen ist er im Ruhestand. Seit dem Frühjahr 2018 läuft gegen ihn ein kirchliches Strafverfahren. Den Betroffenen geht es um die Gerechtigkeit. 

Die Kirche hat jedoch offensichtlich eine eigene Gerichtsbarkeit, eine Paralleljustiz, die sie unabhängig von staatlicher Strafverfolgung gegen ihren Klerus einsetzt ....


spiegel.de / als print in der Ausgabe 40/2019 (Sa, 28.09.2019)

Montag, 23. September 2019

Bistum Trier: Bistumspriester soll 14jährigem im Bereich des Mainzer Hauptbahnhofes Geld für sexuelle Handlungen geboten haben

Trierer Bistumspriester soll Anfang des Monats im Bereich des Mainzer Hauptbahnhofes einem 14-jährigen Jugendlichen Geld für sexuelle Handlungen angeboten haben.

Es sind keine guten Nachrichten für Triers Bischof Stephan Ackermann: Pünktlich zum Beginn der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe ist ein neuer Missbrauchsfall publik geworden.

Danach ermittelt die Mainzer Staatsanwaltschaft gegen einen Trierer Bistumspriester wegen versuchten sexuellen Missbrauchs eines Jugendlichen, wie der Mainzer Oberstaatsanwalt Gerd Deutschler der Nachrichtenseite volksfreund.de bestätigte. Der Beschuldigte soll dem Jugendlichen Geld für sexuelle Handlungen geboten haben. Das Geschäft sei aber nicht zustandegekommen.

Nach Angaben von Bistumssprecherin Judith Rupp hat der Bischof den Priester im aktiven Dienst umgehend beurlaubt. Nach Informationen von volksfreund.de soll es sich um einen Priester von der Rheinschiene handeln.

abendblatt.de / swr.de

  • Bistum Trier: Priester wegen Missbrauchsvorwurf beurlaubt - Ein katholischer Geistlicher aus Rheinland-Pfalz soll versucht haben, eine minderjährige Person zu missbrauchen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft, der Priester ist beurlaubt. (spiegel.de)

Freitag, 20. September 2019

Bischof Ackermann auf die Frage, ab wann Bischöfe endlich Verantwortung übernehmen


MOMA:  "Ab wann übernehmen Bischöfe endlich die Verantwortung?

Bischof Ackermann:  "Wenn wir zurückschauen auf die vielen Fälle von denen Sie sprechen, sind      viele Verantwortliche nicht mehr im Dienst oder sie sind schon verstorben."

MOMA: "Aber die nicht mehr im Dienst sind, die könnten doch sagen: <Ich habe davon gewusst, es tut mir Leid.>"

Bischof Ackermann:
"Richtig, da hat man schon auf Meldungen reagiert, man hat auch sozusagen auf Taten reagiert, aber was etwa sind die Folgen für Kinder, für Jugendliche,  dann später für Erwachsene? Das hatte man ja völlig unterschätzt. Das würde  man heute klar zugeben. Aber ich glaube, dass ist nicht nur die Frage der Kirche."

MOMA:  "Wenn Sie (Bischof Ackermann, Anmerk. ca) Missbrauchsopfer wären, könnten Sie mit dieser Antwort leben?"

Bischof Ackermann:  "Wahrscheinlich schwer ... "



Fazit des MOMA-Reporters Sebastian Kisters: 

"Missbrauch in der katholischen Kirche. Nach meiner Reise durchs Land ist mir klar, die Bischöfe drücken sich vor jeder Verantwortung."


Donnerstag, 12. September 2019

Bistum Trier / Bischof Ackermann: "Manches ist auch komplexer, als man anfangs gedacht hat"

Bischof Stephan Ackermann im Redaktionsgespräch beim "Trierischen Volksfreund"

"Bei der anschließenden Bischofsvollversammlung wird ja auch über die Frage der Entschädigung für Opfer sexuellen Missbrauchs noch einmal diskutiert. Vor einiger Zeit war ja schon von Summen bis zu 300 000 Euro die Rede. Was ist da Ihre Position?"

Ackermann : "Wir hatten zwei Workshops mit Betroffenen, Experten und staatlichen Stellen. Es gibt eine Arbeitsgruppe, die einen Vorschlag zur Entschädigung machen wird. Wofür wir uns am Ende entscheiden, weiß ich momentan auch noch nicht."

"Es wird aber höhere Entschädigungen als bislang geben."

Ackermann: "Ja, davon gehe ich aus."

"Und was heißt das etwa für die vom Bistum Trier bereits entschädigten Opfer? Bekommen sie zusätzliches Geld?"

Ackermann: "Ja, klar. Über das Prozedere muss aber dann noch gesprochen werden."

"Ist Stephan Ackermann in fünf Jahren noch Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche?"

Ackermann:  "Ich glaube ja."

"Hatten Sie sich den Job so schwierig vorgestellt?"

Ackermann "Nein. Ich habe mir gar nichts vorgestellt – weder was die Dimension angeht noch den Zeithorizont. Für mich ist bei dem Thema inzwischen innerlich eine Verpflichtung gewachsen. Es hat auch viel mit Vertrauen zu tun, das gewachsen  ist im Kontakt etwa mit Betroffenen, Experten oder Vertretern von Opfergruppen. Von daher würde ich es nicht für in Ordnung finden, zu sagen: Ich habe das jetzt zehn Jahre gemacht, es reicht. "Ich glaube, dass ich mir treu geblieben bin. Klar, nach zehn Jahren hat man eine Geschichte. Dann sagt man bestimmte Dinge nicht mehr so vollmundig. Manches ist auch komplexer, als man anfangs gedacht hat. Aber zögerlich bin ich nicht."

das vollständige Interview auf "volksfreund.de" lesen

Bistum Trier: Ackermann deutet Änderung des kirchlichen Entschädigungssystems für Opfer sexuellen Missbrauchs an

Neuer Weg bei Entschädigung für Missbrauch

Ackermann deutete zudem eine Änderung des kirchlichen Entschädigungssystems für Opfer sexuellen Missbrauchs angedeutet (sic!).  Er gehe davon aus, dass Betroffenen künftig deutlich höhere Summen gezahlt werden könnten, sagte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz dem "Trierischen Volksfreund" (Donnerstag). Er bestätigte, dass Summen von bis zu 300.000 Euro im Gespräch seien.

Nach Beratungen mit Betroffenen, Experten und staatlichen Stellen werde aktuell ein Vorschlag erarbeitet, so der Bischof. "Wofür wir uns am Ende entscheiden, weiß ich momentan auch noch nicht." Über neue Bewilligungswege und veränderte Höchstsätze bei Entschädigungszahlungen könnte die Deutsche Bischofskonferenz bei ihrer Herbstvollversammlung Ende September in Fulda beraten.

Betroffene sexuellen Missbrauchs durch Geistliche erhalten derzeit in der Regel keine Entschädigung, sondern eine Einmalzahlung in Höhe von 5.000 Euro "in Anerkennung des zugefügten Leids". In besonders schweren Fällen zahlen die Bistümer auch heute schon höhere Summen. Sprecher von Opferverbänden haben dieses Vorgehen wiederholt kritisiert.

Bistum Trier: Missbrauchsopfer im Bistum Trier können auf eine deutlich höhere Entschädigung hoffen


Quelle: SR

Dienstag, 10. September 2019

Homburg (Johanneum): Ehemaliger Internatsschüler : Der Missbrauch durch Pater W. überschattet sein gesamtes Leben

Was ihm Pater W. einst antat, setzt Christian Fischer bis heute zu. Deshalb fordert der 53-Jährige hunderttausende Euro von der katholischen Kirche. Die Frage ist: Wie viel Geld wäre angemessen?

Hier soll es um sein Leben gehen nach jener Zeit, in der Pater W. mit der Hand unter seine Bettdecke fuhr. Um die Frage: Schuldet die katholische Kirche einem Missbrauchsopfer wie Christian Fischer finanzielle Hilfen, die mehr sind als symbolische „Leistungen in Anerkennung des erlittenen Leids“ von in der Regel bis zu 5000 Euro; die mehr sind, als die Übernahme von Therapiekosten; die tatsächlich eine Entschädigung darstellen?

Pater W., der Christian Fischer missbrauchte, räumte 2010 ein, sich in den 70er und 80er Jahren an Minderjährigen vergangen zu haben. Zwei Jahre danach wurde er per kirchlichem Strafdekret aus Rom „dauerhaft jeglichen Dienstes in der Kirche enthoben und ihm geboten, ein Leben des Gebetes und der Buße innerhalb einer Kommunität der Ordensgemeinschaft zu führen“. Lokalzeitungen berichteten, dass er 1986 – wegen aufgekommener Missbrauchsvorwürfe – vom Johanneum nach Münster versetzt und dort bis Anfang 2010 als Seelsorger in einer Pfarrgemeinde in der Jugendarbeit und an Grundschulen eingesetzt wurde. Seit April ist er 75 Jahre alt.

Insgesamt wird von mindestens zwölf Opfern – die Zahl dürfte weitaus höher liegen – und von bis zu acht Tätern am Johanneum ausgegangen. Keiner der mutmaßlichen Täter musste sich vor einem Gericht verantworten: Fälle waren verjährt, Beschuldigte verstorben.

augsburger-allgemeine.de