Samstag, 23. Dezember 2023

Bistum Trier: Causa Dillinger zieht weitere Kreise - Saarländisches Bildungsministerium erhebt erstmals Vorwürfe gegen das Bistum Trier

Fall Dillinger zieht weitere Kreise

Im Skandal um den verstorbenen Friedrichsthaler Priester Dillinger hat das Bildungsministerium wegen dessen Einsatz als Religionslehrer erstmals Vorwürfe gegen das Bistum Trier erhoben. Trotz Hinweisen auf sexuelle Übergriffe hatte Dillinger 1979 bis 1999 am MaxPlanck-Gymnasium in Saarlouis unterrichtet. Vergangene Woche wurden Zitate aus Abiturzeitungen veröffentlicht. Die Zitate aus den 1990er Jahren enthalten eindeutige Hinweise. Das Ministerium teilte dem SR mit, es habe diese Hinweise nicht gekannt. Das Bistum hätte Dillinger anzeigen müssen.

Der Skandal um den verstorbenen Priester Edmund Dillinger aus Friedrichsthal zieht weitere Kreise.

Wegen seines Einsatzes als Religionslehrer an einem Gymnasium in Saarlouis hat das Ministerium nun erstmals Vorwürfe gegen das Bistum Trier erhoben. Dillinger unterrichtete von 1979 bis 1999 – trotz Hinweisen auf sexuelle Übergriffe.

Jüngster Stein des Anstoßes im Skandal um Edmund Dillinger: Zitate aus Abiturzeitungen des Max-Planck-Gymnasiums (MPG) der 1990er Jahre mit eindeutigen Hinweisen auf sexuelle Übergriffe durch den damaligen Religionslehrer und Priester Dillinger. Diese wurden vergangene Woche öffentlich.

Hinweise, die dem Bildungsministerium nicht bekannt gewesen seien, heißt es auf SR-Anfrage.
Deshalb sei man nicht eingeschritten.

Dillinger war weiter an Schulen eingesetzt

Zugleich erhebt das Ministerium Vorwürfe gegen das Bistum Trier, in dessen Auftrag Dillinger am MPG bis 1999 tätig war.

"Es wäre zum damaligen Zeitpunkt notwendig gewesen, einen Menschen wie Dillinger, über dessen Straftaten offensichtlich kirchliche Verantwortliche Bescheid wussten, entsprechend anzuzeigen, anstatt ihn in einem Umfeld weiterhin einzusetzen, in dem er Zugang zu Kindern und Jugendlichen hatte", schreibt das Ministerium für Bildung und Kultur.

MissBiT sieht Bistum und Schule in der Pflicht

Für Hermann Schell von der Trierer Betroffeneninitiative Missbit ein berechtigter Vorwurf. Es sei eindeutig, dass die Geschichte von Dillinger bekannt war und dass man den Schulen, an denen er eingesetzt war, einen Täter untergeschoben habe. Das Bistum hatte die Vorwürfe offenbar vertuscht.

"Nach unserer Kenntnis war er ja schon in seiner Kaplanszeit – das war, glaube ich, um 1964 herum – auffällig", sagt Schell. Dennoch sei auch das Gymnasium in der Pflicht gewesen, den Hinweisen auf Missbrauch nachzugehen, sagt Schell.

Reform des Schulordnungsgesetzes sei nötig

Was Dillinger wohl ebenfalls als Täter begünstigt hat: schwammige Regelungen der Dienstaufsicht für Priester im Lehramt. Nach SR-Recherchen sind Ministerium und Bistum nicht einig, wer für die derzeit 36 Priester an Schulen zuständig ist. Missbit fordert Nachbesserungen.

"Fakt ist aber, dass die Fach- und Dienstaufsicht wohl doch nicht eindeutig geregelt ist", sagt Schell. "Von daher bedarf es an dem Punkt einer Reform des Schuldordnungsgesetzes." Das Wichtigste sei, sicherzustellen, dass es keine Grauzone gibt für Täter.

Reform blieb bisher aus

Eine für Schülerinnen und Schüler gefährliche Grauzone, die seit Jahrzehnten besteht. Doch Bistum und Ministerium haben daran immer noch nichts geändert. Und das eindreiviertel Jahr nach Auffliegen des Skandals um Dillinger.

Jahrzehntelang kam Dillinger auch über Hilfsprojekte in Afrika mit Studenten, Jugendlichen und Kindern in Kontakt.


Über dieses Thema hat auch der aktuelle Bericht am 22.12.2023 im SR Fernsehen berichtet.
Quelle: SR.de

Mittwoch, 13. Dezember 2023

Bistum Trier: Causa Dillinger – zweiter Zwischenbericht zu Missbrauchsvorwürfen wird heute erwartet

Skandalfall Dillinger – zweiter Zwischenbericht zu Missbrauchsvorwürfen wird heute erwartet

Seinen sexuellen Hang hin zu Jugendlichen und jungen Männern bestätigte ein erster Zwischenbericht.
Nicht aber die Annahme pornografischer Fotos.

Am heutigen Mittwoch präsentiert das Bistum Trier einen weiteren Bericht, mit dem die Missbrauchsvorwürfe gegen einen Priester aus dem Saarland aufgearbeitet werden soll. Den ersten legte sie bereits am 20. September vor. Diesen hatten damals der ehemalige Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer und der frühere Vize-Chef der Staatsanwaltschaft Trier, Ingo Hromada, erarbeitet.

Nach deren Ergebnissen sollen sich die zunächst erhobenen schweren Missbrauchsvorwürfe nicht bestätigt haben. Wohl aber hielten die Beauftragten Hinweise fest, die ein übergriffiges Verhalten des katholischen Domprälaten vermuten lassen.

Kritik an Staatsanwaltschaft Saarbrücken: Beweise vernichtet

Ungeachtet dessen steht die Staatsanwaltschaft in Saarbrücken nach wie vor in der Kritik. Sie hatte unter anderem unzählige Dias, Videos, Fotoabzüge und Computer aus dem Besitz Dillingers vernichten lassen. Sie begründete dies damit, dass diese Beweise nicht mehr als relevant eingestuft worden waren, um dem Fall weiter auf den Grund zu gehen. Dies war aufgefallen, nachdem die Sonderermittler des Bistums in Trier Einsicht forderten. (den vollständigen Text auf "saarbruecker-zeitung.de" lesen)