Freitag, 20. April 2012

"Ins Genick gewichst"


Wenn ein erwachsener Mann den Kopf eines Kindes zwischen die Beine nimmt, stöhnend seinen Penis am Genick des Kindes reibt, während er ihm gleichzeitig auf den nackten Hintern schlägt, dann ist das kein sexueller Missbrauch. Das Stöhnen kann nämlich von der Anstrengung beim Verprügeln kommen. 

Absurd? Grotesk? Bizarr? Mag sein – aber so sieht es das Bistum Regensburg, bzw. ein vom Bistum beauftragter Nürnberger Rechtsanwalt.

Am gestrigen Mittwoch hat das BR-Magazin „Kontrovers“ unseren Bericht zum Serienbrief der Diözese an mehrere Missbrauchsopfer aufgegriffen (Video hier abrufbar) und tatsächlich hat das Bistum dabei so etwas wie eine Stellungnahme abgegeben.

Retraumatisieren statt retraumatisieren

Warum schreibt man den Opfern keine persönlichen Briefe? Das könne eine Retraumatisierung auslösen, meint das Bistum.

Warum veröffentlicht man keine konkreten Zahlen zu Missbrauchsfällen? Das diene dem Schutz der Opfer, meint das Bistum.

Und weil man im Bistum Regensburg so etwas eben vermeiden will – Retraumatisierung, eine Verletzung der Betroffenen – verschickt man stattdessen wortgleiche Serienbriefe, in denen die Schilderungen der Opfer als nicht nachvollziehbar bezeichnet werden.

Sexueller Missbrauch ist kein sexueller Missbrauch

In dem Serienbrief verweist man Opfer an einen Nürnberger Rechtsanwalt, der ihnen, so sie denn überhaupt noch die Kraft zu einem solchen Gespräch haben, erklärt, weshalb sexueller Missbrauch kein sexueller Missbrauch ist – siehe oben.