Rückblick auf die letzte Pressekonferenz vor der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012
Herr Bischof, Sie stehen seit Wochen immer wieder in der Kritik, nicht konsequent genug gegen Priester, die wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt und weiter tätig sind, vorzugehen. Das Thema wird Sie – fürchte ich – auch bei dieser Wallfahrt nicht in Ruhe lassen. Stört Sie das?
Es ist so, äh, dass mir von Anfang an klar war, dass die Wallfahrt stattfindet, in der konkreten Situation und Zeit, in der wir uns befinden. Das heißt, auch mit all den kritischen Punkten, die da sind. Da ist ja, was die Kirche angeht, im Grunde die Diskussion um sexuellen Missbrauch nur ein Punkt, äh, aber ich hab‘ immer auch gesagt, die Wallfahrt findet in dieser Zeit statt und wir machen nicht so: „ Vier Wochen wollen wir das alles ausblenden und tun als wenn nichts wäre“, also insofern, äh, nehmen wir das mit. Ich hoffe aber, dass die Wallfahrt sich so gestaltet, dass man spürt, Kirche ist mehr als das. Man hatte ja in den letzten zwei Jahren faktisch (?!) den Eindruck, Kirche besteht nur aus Skandal, sondern dass auch das Andere, des Glaubens und der Gemeinschaft der Kirche sichtbar wird, das wäre schon eine Hoffnung im Blick auf die Wallfahrt.
Ist es denn nicht ausgeschlossen, dass während der Wallfahrt die Opferverände, Missbrauchsopfer eventuell vor dem Dom in Trier demonstrieren? Wie gehen Sie damit um?
Wenn – äh – Opfervertreter kommen und demonstrieren oder – äh – sich bemerkbar machen während der Wallfahrt, dann ist das eben möglich. Das ist ja – äh – völlig klar, bei einem solchen großen Ereignis, auch wenn Menschen dann wirklich kritische Stimmen erheben, äh, dass die sein dürfen, da muss man sich nicht wundern. Mir selber war ja auch wichtig, dass das Thema sexueller Gewalt in der Kirche einen Platz hat in der Wallfahrt, insofern, dass es eine Art von interaktiver Ausstellung gibt bei der Gangolfskirche in der Telefonseelsorge, dass es einen Raum gibt, wo Menschen auch hinkommen können, sich mit der Thematik auseinandersetzen, ins Gespräch kommen können, äh, ich hab‘ Wert darauf gelegt, dass auch bei den Gottesdiensten, etwa in den Gebeten in den Fürbitten das Thema immer wieder auch vorkommt, um deutlich zu machen: „Wir gehen daran nicht vorbei. Und wenn Menschen kommen und, äh, sich positionieren, und entsprechend auch Pilgerinnen und Pilger ansprechen, dann, äh, darf das auch sein.
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