21.03.2010, "Frankfurter Allgemeine": Ich war abends in das Schlafzimmer des Jungen gekommen, ich weiß nicht mehr, ob er allein war. Jedenfalls sagte er zu mir: „Meine Mitschüler und ich haben Angst vor Ihnen, Angst, dass Sie abends zu uns kommen.“ Ich weiß nicht, ob einer der Jungen, denen ich mich zuvor genähert hatte, ihm etwas davon erzählt hatte. Das hat mich so wütend gemacht, dass ich wohl versucht habe, ihm aus Trotz die Hose herunterzuziehen. Es kann auch sein, dass ich ihn befühlen wollte – da fängt man ja nicht gleich in der Mitte an, sondern tastet sich vor, so stelle ich mir das vor. Genau kann ich mich nicht mehr erinnern, was an diesem Abend geschehen ist, denn ich trank zu der Zeit sehr viel. Ich war Alkoholiker, bin aber seit siebzehn Jahren trocken. Aufgrund meines Alkoholpegels war mir jedenfalls in diesem Moment alles egal, ich weiß noch, dass ich dachte: „Und wenn ich hier rausfliege, das mache ich jetzt trotzdem!“ Ein paar Tage später wurde ich vom Dienst suspendiert und trat ein halbes Jahr später meine neue Stelle als Pfarrseelsorger an.
"Ich redete mit dem jeweiligen Jungen, streichelte seinen Oberkörper. Und rutschte dabei dann eher aus Versehen auch mal tiefer. Es war nicht bewusst, sondern quasi „im Vorbeigehen“
Strafrechtlich habe ich wohl nichts mehr zu befürchten, aber kirchenrechtlich. Ich habe Angst vor harten Sanktionen. Was wird aus mir werden? Kann ich Mitglied meines Ordens bleiben? Kann ich jemals wieder seelsorgerisch tätig sein?
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"Weiterhin bleibt unklar, wieso Welberg trotz seiner Vorgeschichte mehr als 20 Jahre in der Hiltruper St.-Clemens-Gemeinde mit Kindern und Jugendlichen arbeiten durfte."
26.02.2010, "Münstersche Zeitung": Zwei Jahre lang sei es immer wieder zu teils erheblichen Übergriffen gekommen, berichtete der 42-Jährige. Unter den seelischen Spätfolgen leide er bis heute. Der ehemalige Internatsleiter der Hiltruper Missionare in Homburg, Pater Hans Ollertz, hatte der MZ dagegen vorgestern erklärt, das Fehlverhalten seines damaligen Untergebenen Welberg sei „kein schwerer Fall“ gewesen.
Nachdem ein weiterer Pater den sexuellen Missbrauch von Homburger Schülern gestanden hatte, trat der inzwischen 80-jährige Ollertz gestern von allen Ämtern zurück. „Als ehemaliger Internatsleiter bedauere ich die Vorkommnisse zutiefst und entschuldige mich bei den Opfern“, sagte er der Saarbrücker Zeitung.
Außerdem erstattete Ollertz Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft. Er bestreitet allerdings, nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Welberg 1986 den Missbrauch verschleiert oder nicht rechtzeitig gehandelt zu haben: „Als ich davon hörte, dass er alkoholisiert Kinder umarmt und streichelt, habe ich direkt unseren Provinzial in Münster informiert, der den Pater versetzt hat.“
Der damalige Ordensobere erklärte dagegen gestern der MZ, er habe zwar von den Vorwürfen gegen Welberg gehört, könne zur Aufklärung aber nichts beitragen. „Ich habe an die Versetzung nicht die geringste Erinnerung“, sagte Pater Dr. Alfred Völler, der heute als Pfarrer in Davensberg arbeitet. Weiterhin bleibt unklar, wieso Welberg trotz seiner Vorgeschichte mehr als 20 Jahre in der Hiltruper St.-Clemens-Gemeinde mit Kindern und Jugendlichen arbeiten durfte.