Montag, 28. Januar 2013

„Der Kirche fehlen Sachargumente“ Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, wendet sich in einem Gastbeitrag gegen Bischof Friedhelm Hofmann.


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Wissenschaftliche Forschung ist frei

Wissenschaftlern kann nicht zugemutet werden, beim Schreiben ihrer Texte ständig überlegen zu müssen, ob ihre Formulierungen möglicherweise die Grenzen dessen überschreiten, was der Geldgeber des Projekts akzeptieren wird. Sie sind allein der Wahrheit verpflichtet. Wir hatten deshalb der Kirche angeboten, anstelle einer Zensur im Anschluss an jedes Kapitel des Forschungsberichtes ihre eigene Interpretation der Forschungsbefunde darzustellen. Doch auch das reichte der Kirche nicht.

Die Bischofskonferenz hat nun versucht, mir diese Aussage zu den Zensurwünschen der Kirche gerichtlich verbieten zu lassen. Am 14. Januar hat sie beim Landgericht Hamburg eine entsprechende einstweilige Verfügung beantragt. Mit einem solchen Schritt hatten wir gerechnet. Allen 118 Landgerichten Deutschlands hatten wir eine auch auf unserer Homepage dokumentierte Schutzschrift zugeschickt, die klar belegt, dass wir im Recht sind. Das Landgericht Hamburg war also gut informiert, als es sich mit dem Antrag der Kirche auseinandersetzte. Was es ihr dann gesagt hat, wissen wir nicht. Aber das Ergebnis ist eindeutig. Am 17. Januar hat die Kirche ihren Antrag zurückgezogen. Sie ist damit vor Gericht gescheitert.

Und die nächste Niederlage wird bald folgen. Auf der Homepage der Bischofskonferenz findet sich nämlich seit dem 18. Januar die dreiste Lüge, sie hätte sich im Juni 2012 mit uns auf Vertragsformulierungen geeinigt, die unsere Wissenschafts- und Publikationsfreiheit garantierten. Es sei unredlich von mir, das zu verschweigen. Doch wieder ist das Gegenteil richtig.

Selbstzerstörerisches Trauerspiel

Was die Bischofskonferenz gegenwärtig bietet, ist ein selbstzerstörerisches Trauerspiel. Dabei hätte sie durchaus eine Chance gehabt, das Scheitern des Projekts anständig zu bewältigen. Ich hatte ihr brieflich geraten, der Wahrheit die Ehre zu geben und schlicht die Flucht nach vorn anzutreten. Warum gibt die Bischofskonferenz nicht einfach zu, dass sie Angst vor den möglicherweise unangenehmen Forschungsergebnissen gehabt hat und so auf den falschen Kurs geraten ist, die bei uns entstehenden Forschungstexte kontrollieren und notfalls sogar verbieten zu wollen? Solche Fehler sind doch durchaus menschlich und geschehen auch außerhalb der Kirche gar nicht so selten. „Die Wahrheit wird Euch frei machen“ schreibt Bischof Hofmann zu Recht. Aber nein – er und manche seiner Amtskollegen haben sich stattdessen für den Kurs entschieden, mich persönlich anzugreifen und meine Glaubwürdigkeit herabzusetzen. Doch damit demonstrieren sie nur, dass ihnen die Sachargumente fehlen.

Christian Pfeiffer

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