Montag, 16. September 2013

sexueller Missbrauch im Namen des Herrn: Verantwortliche Kleriker stellten ihre Taten als" Wille Gottes" dar

Untersucht wurde der Zeitraum von 1945 bis 1970. Vor allem für das Vincenzstift gilt 1970 als Zeitenwende. Bis dahin war Pfarrer Rudolf Müller Direktor des Heims. Er habe sich „über seine gesamte Amtszeit hinweg immer wieder selbst sexueller Übergriffe schuldig“ gemacht, bevor er sich das Leben nahm, heißt es in dem Buch von Bernhard Frings.

Dann begann die Zeit des Franz Kaspar, der das Heim bis 2006 leitete und heute Generalvikar des Bistums Limburg ist. Kaspar sei ein Mann „grundlegender Erneuerung“ gewesen, sagt Caspar Söling, der heute Geschäftsführer im Vincenzstift ist und maßgeblich die Aufarbeitung der Vergangenheit initiiert hat. Doch auch Franz Kaspar hat einen Mann nicht abgelöst, der „im Ruf stand, ein Spanner zu sein“, wie Söling sagt. Es war der damalige Leiter des Kreisgesundheitsamtes, der als Arzt bis über 1970 hinaus im Vincenzstift tätig war.

Ende der 50er Jahre war Jürgen Bartsch ins katholische Internat Marienhausen gekommen, das unter der Trägerschaft der Salesianer Don Boscos stand. Bartsch entwickelte sich zum pädosexuellen Serienmörder. Später hat er ausgesagt, er sei in Aulhausen von einem Erzieher, einem Pater, sexuell missbraucht worden. Gegen den Mann war ermittelt worden, das Verfahren wurde eingestellt. Heute haben weitere ehemalige Heimkinder, die in Marienhausen untergebracht waren, von sexuellen Übergriffen und sexueller Gewalt berichtet. 15 haben deshalb eine Entschädigung beantragt. Ihnen sei zwischen 3.000 und 7.000 Euro gezahlt worden, so Pater Reinhard Gesing, Provinzialvikar der Salesianer. Schon in den 60er Jahren war ein Ordensangehöriger zwei Mal wegen „Unzucht mit Minderjährigen“ verurteilt worden und musste eine Gefängnisstrafe verbüßen. Die Salesianer hat das damals nicht veranlasst, genauer hinzuschauen. „Man braucht Abstand, um besser und deutlicher sehen zu können“, sagt Pater Gesing heute.