Für keinen anderen Skandal in ihrer Kirche schämen sich die deutschen Katholiken so sehr fremd wie für den Missbrauchsskandal. Dass katholische Priester sich an Kindern und Jugendlichen vergangen haben, überstieg die Vorstellungskraft. Der massenhafte Missbrauch durch Männer, die besonderes Vertrauen
genossen, dieses Vertrauen dann aber ausnutzten und damit unermesslichen Schaden an Kinderseelen anrichteten, zerstörte auch das Vertrauen derer, die bis dahin treu zu ihrer Kirche standen. Erst neulich zweifelten die Vereinten Nationen den Willen zur Aufklärung an.
Fragen bleiben auch heute: Warum haben die Bischöfe nicht mit den Betroffenen gesprochen, bevor jetzt der neue Forschungsauftrag vergeben wurde? Warum gehen die Oberhirten nicht auf die Opfer zu, binden sie ein? Immer wieder muss sich die Kirche den Vorwurf gefallen lassen, dass ihr der Dialog so schwerfiele. Bis heute warten die Missbrauchsopfer auf eine Entschuldigung.