Montag, 24. März 2014


 Bildquelle: domradio.de
Prof. Dr. Dieter Dölling, Direktor des Instituts für Kriminologie der Universität Heidelberg


Vorstellung des Teilprojektes "Institutionenvergleich":

"Da geht es darum, dass wir ermitteln wollen, wie Fälle sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche sich verhalten zu Fällen sexuellen Missbrauchs in anderen Institutionen. Missbrauch gibt es in vielen Institutionen.  Wir wollen herausbekommen, ob die Abläufe und die Strukturen der Taten in der katholischen Kirche die gleichen sind wie in anderen Institutionen oder ob es hier in der katholischen Kirche Besonderheiten gibt. Diese Fragestellung wollen wir beantworten, indem wir Strafakten auswerten. Die Auswirkung von Strafakten hat den Vorteil, dass es Strafakten gibt sowohl über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche als auch in anderen Institutionen und dass die Fälle in diesen Strafakten nach den gleichen Gesichtspunkten dokumentiert sind.

Ein weiterer Vorteil ist derjenige, dass wir in Fällen, in denen es um Missbrauch in der katholischen Kirche geht, abgleichen können, den Inhalt der kirchlichen Personalakten und den Inhalt der Strafakten, also sehen können, wie ein Sachverhalt von verschiedenen Seiten beleuchtet wird, und das wird es uns erleichtern, welche belastbaren Erkenntnisse wir über dieser Vorfälle gewinnen können. 

Diese Strafaktenanalyse wird erfolgen anhand eines Leitfadens, der auf alle Fälle angewandt wird. Wir werden auswerten einmal die Strafakten über Fälle sexuellen Missbrauchs in der Kirche auf die wir in den Personalakten hingewiesen werden. Wir werden aber auch eine Umfrage bei den deutschen Staatsanwaltschaften machen, nach dort vorhandenen Strafverfahren sowohl in der katholischen Kirche als auch in anderen Situationen und hoffen so, ein möglichst vollständiges Bild über diesen Sachverhalt zu bekommen. 
Das zweite Teilprojekt betrifft den Gesichtspunkt der Prävention. Es geht in diesem Forschungsprojekt zunächst einmal darum, die Vergangenheit aufzuarbeiten. - Aufzuarbeiten, was sich ereignet hat und wie damit umgegangen ist. Es soll aber auch ein Blick in die Zukunft geworfen werden: „Wie können derartige Fälle in Zukunft verhindert werden. Deshalb werden wir unsere Daten – zum einen die Daten aus den Akten, zum anderen aber auch die Daten, die wir in den Interviews gewinnen werden,  auch unter dem Gesichtspunkt auswerten: „Welche Konsequenzen ergeben sich darauf für die Prävention, für die Verhinderung weiterer Delikte und überlegen, wie man diese Konsequenzen in die Praxis umsetzen kann. Dazu werden wir einen Abgleich vornehmen mit den Präventionsprogrammen, die schon in der katholischen Kirche vorhanden sind, und dann sehen, was man hier vielleicht noch besser tun kann. Ein Mittel dazu wird sein, einen Workshop, den wir dann durchführen wollen mit den Präventionsbeauftragten der katholischen Kirche, indem wir dann versuchen werden, unsere Profunde einzubringen in die Diskussion. 

Das dritte Teilprojekt, über das ich Sie informieren möchte, ist eine sogenannte Sekundäranalyse. Das heißt, eine Auswertung von Daten, die durch andere Forscher erhoben worden sind. Wir wollen versuchen zu ermitteln, alle nationalen und internationalen Untersuchungen, die es über sexuellen Missbrauch in Institutionen gibt und auch diese Untersuchungen auswerten. Einmal daraufhin, welche Befunde diese Untersuchungen gebracht haben, aber auch daraufhin, mit welchen Methoden diese Befunde gewonnen worden sind. Denn solche Befunde sind nur dann aussagekräftig, wenn sie auf einer soliden Methodik beruhen und das soll deshalb in dieser Sekundäranalyse auch erhoben werden, so dass wir dann im Ergebnis – wie wir hoffen – eine breite Datengrundlage haben werden, die einerseits besteht aus den Befunden, die wir in diesem Projekt selber erheben werden, und andererseits aus den Daten, die andere Forscher in anderen Projekten gewonnen haben."

Quelle: PK, Bonn