Der Potsdamer Stefan Lüttke wurde Opfer sexuellen Missbrauchs durch einen Kaplan und hat jahrelang geschwiegen. Als Erwachsener erlebte er den Umgang der Kirche mit seinem Schicksal als Demütigung. Kardinal Woelki bedauert den Fall. Auch der Vatikan ist eingeschaltet
Stefan Lüttke traute seinen Augen nicht, als er im April 2013 die Mitteilung des Berliner Erzbistums las. Da stand tatsächlich, dass die „staatlichen und kirchlichen Untersuchungen“ gegen seinen früheren Kaplan aus Potsdam und heutigen Pfarrer der Gemeinde Herz Jesu Stefan M. in Berlin-Tegel „ergebnislos eingestellt“ wurden. „Der Wiederaufnahme seines priesterlichen Dienstes steht nichts mehr entgegen. Damit wäre auch seine Rückkehr in die Aufgaben des Pfarrers dieser Gemeinde möglich.“
Wie bitte? Die Untersuchungen haben nichts ergeben? „Für mich als Opfer war diese Meldung wie ein zweiter Missbrauch“, sagt der in Potsdam geborene Stefan Lüttke heute. Denn im April 2013 wusste das Erzbistum schon seit drei Jahren, dass sich der Gemeindepfarrer sehr wohl schuldig gemacht hatte. Es gab sogar ein Geständnis. Warum aber verlas der Generalvikar am 28. April 2013 in der Gemeinde Herz Jesu eine Erklärung, die sich wie ein Freispruch anhörte?