Samstag, 23. November 2019

Bistum Trier: 45 Jahre Rückblick: "Die größte Schweinerei hat der Bischof gemacht, wenn er gewußt hat, daß der Pastor so'n Kerl war."

An Heiligabend 1973 berichtete der "SPIEGEL" über einen bereits vorbestraften und einschlägig bekannten Priester, den das Bistum Trier ohne Bedenken einstellte. In Trier-Ehlenz. Dort verging er sich über zehn Jahre hinweg weiter an Kindern und Jugendlichen. Die Eltern schwiegen; das bischöfliche Ordinariat, das informiert sein mußte, blieb untätig .

Wenn auch Bischof Bernhard Steins Personalchef Hermann-Josef Leininger "bei den Recherchen vor Priester Engelhardts Einstellung etwas Nachteiliges nicht erfahren" haben will - aktenkundig waren zumindest ähnliche Vergehen Engelhardts aus dem Jahre 1957.

Staatsanwalt Wilbert Ringel wies dem Geistlichen, der seine Kontakte meist als "göttliche Handlung" gepriesen hatte, mehr als hundert strafbare Fälle nach: Unzucht mit 19 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen neun und 21 Jahren. Das Gericht verurteilte den schon einschlägig vorbestraften Erzieher zu sieben Jahren Freiheitsentzug.

Und in der Gerichtsverhandlung blieben auch die kirchlichen Behörden von Trier nicht vom Vorwurf der Mitschuld verschont. "Selbst der Bischof", so der Anwalt,  habe "von der Veranlagung" seines Mandanten "gewußt und ihn trotzdem eingestellt".

Die Katholiken des Eifeldorfes bezeichnete Priester Engelhardt übrigens vor Gericht als "rückständig und dumm" und der Katholik Johann Göbel, Landwirt in Ehlenz" sagt: "Die größte Schweinerei hat der Bischof gemacht, wenn er gewußt hat. daß der Pastor so'n Kerl war."

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An alle derzeitigen und früheren Bischöfe,  


an alle derzeitigen und früheren Personalverantwortliche, 

die ihr heute noch behauptet, ihr hättet von nichts gewusst und keinerlei Kenntnisse gehabt.

Die ihr heute noch so tut, als seien Einstellungen und Versetzungen von Priestern, die bereits wegen "Unzucht mit Minderjährigen" resp. sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen Einzelfälle gewesen. 

Die ihr heute noch wagt zu behaupten, die "Fälle" hätten sich lange in der Vergangenheit abgespielt.

Die ihr behauptet, es hätte keine Hinweise gegeben.  

Die ihr behauptet, die Verantwortlichen seien nicht mehr ausfindig zu machen und dabei nur in den Spiegel zu schauen braucht.

Die ihr die  Verantwortung weder in der Vergangenheit übernahmt noch in der Gegenwart übernehmt.

Die ihr über Jahrzehnte hinweg vertuscht habt und weiter vertuscht. 

Die ihr Reue geheuchelt habt und weiter heucheln.

Die ihr geleugnet habt und bis heute verleugnet. 

Die ihren Gott verraten haben und weiter verraten.

Ihr, die ihr angebt, "bestürzt" und "empört" zu sein, obwohl euch die Dokumente vorlagen. 

An diejenigen, die - damals wie heute - erst dann Fehler einräumten und einräumen, als die Medien über euer Versagen berichteten und berichten:   Über das, was geschah und immer noch geschieht. 

An diejenigen Bischöfe, Generalvikare und Personalverantwortliche, die ihr weder damals noch heute erkannt haben, welche unauslöschlichen und lebenslangen Folgen der sexuelle Missbrauch hatte, den genau diejenigen Bischöfe und Personalverantwortliche hätten verhindern hätten können und müssen.  Die, die man euch Verantwortung übertrug: nicht nur für euch selbst und eure Priester, sondern auch für uns Kinder, deren wir von genau diesen Priestern missbraucht wurden, die ihr in unsere Pfarreien versetzt habt und von denen ihr wusstet, was sie taten. 

An all diejenigen, die "im Namen ihres Herrn"  Entscheidungen trafen und treffen, deren Konsequenzen  für uns Betroffene unabsehbar waren und weiterhin bleiben werden.

An all diejenigen, die um dieses jahrzehntelange System wussten und es mittrugen und weiterhin mittragen und die durch ihr Schweigen weiterhin dieses abscheuliche und satanische System unterstützen und die Taten eurer Mitbrüder duldeten und dulden.

An all diejenigen, die - damals wie heute - nicht erkennen, in welches Elend, welches Leid und welche Not ihr uns Betroffene, aber auch unsere Familien durch eure Vorgehensweise gestürzt haben und weiterhin stürzen. 

Ihr, die ihr verspracht, Opfer und deren Angehörige zu unterstützen.

Ihr, die ihr vorgabt, aufklären zu wollen.


An all diejenigen, denen der Mut fehlt, uns gegenüber zu treten, uns in die Augen schauen und uns um Vergebung zu bitten, für das, was sie uns antaten und tun.

An all diejenigen, die angaben und angeben, unser Leid anhören zu wollen. 

Ihr seid übrigens dieselben,  denen es  bis heute nicht gelingt, unser Leid zu erkennen.

Ihr seid die, die das Unerträgliche nicht ertragen könnt:   Das Unerträgliche, was auf unseren Schultern lastet, seitdem wir Kinder sind. - Seitdem man uns vertrauensvoll in eure Hände gab.

Ihr, derer es so viele von euch gab und gibt.

Ja, genau ihr seid verantwortlich. - Für das, was geschah und für das, was ihr unterlassen habt, zu tun.
Claudia Adams