Dienstag, 10. September 2019

Homburg (Johanneum): Ehemaliger Internatsschüler : Der Missbrauch durch Pater W. überschattet sein gesamtes Leben

Was ihm Pater W. einst antat, setzt Christian Fischer bis heute zu. Deshalb fordert der 53-Jährige hunderttausende Euro von der katholischen Kirche. Die Frage ist: Wie viel Geld wäre angemessen?

Hier soll es um sein Leben gehen nach jener Zeit, in der Pater W. mit der Hand unter seine Bettdecke fuhr. Um die Frage: Schuldet die katholische Kirche einem Missbrauchsopfer wie Christian Fischer finanzielle Hilfen, die mehr sind als symbolische „Leistungen in Anerkennung des erlittenen Leids“ von in der Regel bis zu 5000 Euro; die mehr sind, als die Übernahme von Therapiekosten; die tatsächlich eine Entschädigung darstellen?

Pater W., der Christian Fischer missbrauchte, räumte 2010 ein, sich in den 70er und 80er Jahren an Minderjährigen vergangen zu haben. Zwei Jahre danach wurde er per kirchlichem Strafdekret aus Rom „dauerhaft jeglichen Dienstes in der Kirche enthoben und ihm geboten, ein Leben des Gebetes und der Buße innerhalb einer Kommunität der Ordensgemeinschaft zu führen“. Lokalzeitungen berichteten, dass er 1986 – wegen aufgekommener Missbrauchsvorwürfe – vom Johanneum nach Münster versetzt und dort bis Anfang 2010 als Seelsorger in einer Pfarrgemeinde in der Jugendarbeit und an Grundschulen eingesetzt wurde. Seit April ist er 75 Jahre alt.

Insgesamt wird von mindestens zwölf Opfern – die Zahl dürfte weitaus höher liegen – und von bis zu acht Tätern am Johanneum ausgegangen. Keiner der mutmaßlichen Täter musste sich vor einem Gericht verantworten: Fälle waren verjährt, Beschuldigte verstorben.

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