Herr Bischof Ackermann - Mit Verlaub, aber wie perfide sind Sie?
In Ihrem Statement zum "Hildesheimer Gutachten" beschreiben Sie diesen Schritt in der kritischen Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich als "wichtig". Er ist für Sie also von wesentlicher und fundamentaler Bedeutung.
Dieser Schritt war nicht "wichtig", Herr Ackermann - dieser Schritt war das Mindeste, was ein Bistum überhaupt tun muss. Er sollte - sieben Jahre nach 2010 - zur Selbstverständlichkeit geworden sein. Und je mehr sie die "Wichtigkeit" betonen umso mehr lässt dies erkennen, wie unsagbar groß Ihr Versagen in den letzten Jahren war, - und wie groß die Kluft zwischen Ihrer Fehlwahrnehmung und der Realität offensichtlich heute noch ist.
"Die Analyse des Gutachtens ist offen und schonungslos, beschämend und mahnend" lassen Sie mitteilen. Wissen Sie was, Herr Ackermann? Hätten Sie diese Worte nicht schon vor Jahren immer und immer wieder völlig emotionslos für sich geltend gemacht, klängen sie vielleicht heute nicht so abgedroschen. - Und die Worte wären evtl. sogar noch mit Glaubwürdigkeit behaftet. Doch genau dies erscheint inzwischen nahezu unmöglich - nutzten Sie sie doch jahrelang phrasenhaft und leiern Sie seit 2010 immer und immer wieder herunter!
Weiter schreiben Sie: "Umso wichtiger empfinde ich, dass die Verantwortlichen im Bistum Hildesheim, Diözesanadministrator Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger, und Weihbischof Heinz-Günter Bongartz, öffentlich um Entschuldigung gebeten haben."- Wie haarsträubend klingt dies von jemandem, der bis heute eine Entschuldigung ablehnt? So behaupteten Sie im Jahr 2010: "Die individuelle Schuld könnte durch eine Entschuldigung der Institution Kirche vernebelt werden." Genau dies erscheint Ihnen heute aber groteskerweise als "wichtig". - Es geht nur noch selten um individuelle Schuld der Täter, Herr Ackermann. Es geht um Ihre Schuld! - Um Ihre Versäumnisse, um Ihren Umgang mit Betroffenen und um Ihr Versagen. Und hier können Sie sich nicht von Schuld freisprechen. Weder als Bischof von Trier - geschweige denn als "Missbrauchsbeauftragter" der DBK.
"Ich bin dem Bistum dankbar, dass es im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs und deren Aufarbeitung einen – wie das Gutachten sagt – Paradigmenwechsel eingeleitet und zahlreiche Maßnahmen, insbesondere im Präventionsbereich, getroffen hat." - Was für eine fadenscheinige Aussage Ihrerseits.
Der "Paradigmenwechsel", der Ihrer Meinung nach stattgefunden hat, entspricht übrigens keineswegs einer "phasenhaften Veränderung von bestimmten Fragestellungen und Problemlösungsstrategien, die typisch ist für bestimmte wissenschaftliche Disziplinen oder Disziplinengruppen", wie er definiert ist, sondern wohl eher einer "phrasenhaften" Veränderung Ihrerseits. - Mehr nicht.
Und hören Sie endlich auf, ständig von Ihrer "Prävention" zu brabbeln. Ohne eine ernstzunehmende Aufklärung kann Prävention nicht gelingen! Selbst Weihbischof Bongartz gestand heute ein, dass er die Täterstrategien nicht erkannt habe. Ob dies zu seinem Aufgabenbereich gehörte wage ich zu bezweifeln. - Falls doch, hätte er auf die Täterstrategie hochsensibilisiert reagieren müssen. Schließlich betonen Sie doch immer wieder, wie gut Ihre Schulungen seien. - Scheinbar doch nicht! Bongartz hätte schlicht und ergreifend den Betroffenen glauben müssen. Es lagen zahlreiche Hinweise vor, die nicht ernstgenommen wurden.
Herr Ackermann, Ihnen als "Missbrauchsbeauftragter" gelingt es nicht einmal in Ihrem eigenen Bistum dafür Sorge zu tragen, dass diejenigen, die dazu verpflichtet wären, Ihre Präventionsmaßnahmen anerkennen! Das Bistum Trier mit Ihnen als Missbrauchsbeauftragten repräsentiert das Versagen der Katholischen Kirche im Umgang mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs durch Angehörige der katholischen Kirche beispiellos - im negativen Sinne. - Egal, welche Ihrer Aussagen man nimmt - es blieben und bleiben leere Versprechen. Ein einziges Trugbild.
Noch einmal: Mit Verlaub, Herr Bischof, aber es war nicht das Bistum Hildesheim, welches aufklärte! - Und am wenigsten waren Sie es, der sich dafür einsetzte!
Es waren auch hier die Betroffenen, die ihr Schweigen brachen und sich hilfesuchend an die Öffentlichkeit wandten.
Erst aufgrund des medialen Druckes entschied man sich für ein externes Gutachten. - Genauso läuft es seit sieben Jahren in Ihrem eigenen Bistum.
Schauen Sie genau nach Hildesheim, schauen Sie sich das traurige Versagen der Verantwortlichen in den letzten Jahre an und lassen Sie sich die Fragen beantworten, denen bei der heutigen Pressekonferenz ausgewichen wurde und die unbeantwortet blieben.
Sie als Missbrauchsbeauftragter, haben sich nicht zu dem Abschlussbericht der "Regensburger Domspatzen" gemeldet, und - was vielleicht noch wichtiger wäre - zu den aktuellen Vorwürfen in Ihrem eigenen Bistum Stellung bezogen.
Sich ausgerechnet jetzt mit dem Hildesheimer Gutachten zu brüsten und so zu tun, als sei dieses Gutachten auf Initiative der Katholische Kirche zurückzuführen ist ein weiteres Täuschungsmanöver.
Mit Verlaub, Herr Bischof, aber manchmal frage ich mich ernsthaft, inwiefern sich Ihre Strategie von der eines Täters unterscheidet!
Mit freundlichen Grüßen,
Claudia Adams