Als Pater Thomas gewann er das Vertrauen einer Kirchengemeinde. Nun steht er vor Gericht, unter anderem wegen Kindesmissbrauchs. Und Gläubige fragen sich, wie sehr man sich in einem Menschen täuschen kann.
Er soll seit Mitte der Neunzigerjahre fünf Jungen insgesamt mindestens hundert Mal missbraucht und versucht haben, eine 18-Jährige zu vergewaltigen. Eine Vielzahl der vorgeworfenen Übergriffe, die in Polen, Italien, Österreich und der Schweiz sowie bei Mainz und im Landkreis Deggendorf begangen worden sein sollen, wird als schwerer sexueller Missbrauch gewertet. Dem 53-Jährigen werden auch Urkundenfälschung, Betrug und Missbrauch von Titeln vorgeworfen.
Anwältin Cornelia Gößl vertritt die Familie des zehnjährigen Jungen als Nebenkläger. Noch bevor die Anklageschrift verlesen wird, fordert sie, für das gesamte Verfahren die Öffentlichkeit auszuschließen. Die Übergriffe auf den Zehnjährigen hätten diesen "stark physisch und psychisch belastet". Der Junge werde durch eine mögliche öffentliche Berichterstattung "sein Leben lang gebrandmarkt", sagt Gößl. Der Vorsitzende Richter unterbricht die Verhandlung bis Mittwoch. Dann soll klar sein, ob man unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiterverhandelt.
Gößl sagt auch, sie hoffe, dass das Verfahren Aufschluss darüber gebe, wie der Täter in der örtlichen Kirchengemeinde "so gut Fuß fassen konnte". Diese Frage stellt sich tatsächlich.