Sonntag, 29. Mai 2016

sexueller Missbrauch durch Angehörige der katholischen Kirche: "Pädophilie in der Piusbruderschaft: Vertraue deinem Priester"

Wenig ist bekannt über Sexualdelikte in den Reihen der erzkonservativen katholischen Piusbruderschaft. SPIEGEL ONLINE hat mit Opfern und Angehörigen gesprochen - ihre Erfahrung der kirchlichen "Aufarbeitung" ist erschütternd.

Die Reaktion kam spät, denn: Der tatverdächtige Geistliche war seit Jahren als potenzielles Risiko bekannt. Schon 2005 wurde er in seinem Heimatland, der Schweiz, wegen Pädophilie in einem kanonischen Verfahren angeklagt und 2006 wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. Der Tatverdächtige wurde von der Arbeit mit Kindern entbunden - doch  die Maßnahmen waren offenbar nicht effektiv: Der verdächtige Priester hat sich dem Verbot, mit Kindern zu arbeiten, widersetzt und es als ungerecht bezeichnet. Es sei wahr, dass der Priester wiederholt die ihm auferlegten Einschränkungen im Amt umgangen habe.

Beweise für einen Missbrauch zu liefern, ist schwer. Schweigen, falsche Solidarität mit den Tätern oder aktive Vertuschung durch Verantwortliche sorgen regelmäßig dafür, dass die Opfer keine Chance haben. Weil es erfahrungsgemäß viele Jahre braucht, bis Opfer sich zu einer Aussage durchringen, sind Zeugen oft schlecht aufzutreiben oder erinnern sich nur schlecht.


den vollständigen Artikel auf "spiegel.de" lesen


zur Erinnerung: Missbrauch durch Piusbrüder im Bistum Trier - wie Bischof Ackermann damals mit den Vorwürfen umging (2012)

In der 8seitigen Stellungnahme hieß es damals unter anderem: 
"Das Bistum Trier ist lange davon ausgegangen, dass es aus kirchenrechtlicher Sicht nicht in der Lage ist und auch nicht die Verpflichtung hat, gegen die beiden Priester eine kirchenrechtliche Voruntersuchung einzuleiten, da sie keine Priester des Bistums Trier sind und dem Bischof von Trier auch nicht unterstehen (Pater U. unterstand dem Bischof von Trier nur von Februar bis Juli 2007). Das Bistum Trier hat aber nach Medienveröffentlichungen und Medienanfragen im Frühjahr 2012 noch einmal überprüft, ob es nicht doch auch kirchenrechtliche Möglichkeiten gibt, gegen die beiden Priester vorzugehen und ob es nicht doch auch notwendig ist, eine kirchenrechtliche Voruntersuchung einzuleiten."
  • Über den damaligen "Aufklärungswillen" im Bistum Trier berichtete u.a. auch "der SPIEGEL" in folgendem Artikel: Missbrauch im Bistum Trier: Aufklärung auf katholisch: "Bereits im März 2010, so berichtet Ittmann, hatte ihm der damalige Personalchef des Bistums Trier und Missbrauchsbeauftragte Rainer Scherschel am Telefon mitgeteilt: "Wir haben beschlossen, die Missbrauchsgeschichten in Köllerbach aus der Diözese raus zu halten". Er solle sich still verhalten und nichts weiter unternehmen. Pfarrer Ittmann erzählt, ihm sei fast der Hörer aus der Hand gefallen. "Ich konnte gar nicht fassen, dass dies die Reaktion des Bistums auf Missbrauchsverdacht sein konnte". Das "Wir" in Scherschels Satz habe sich ganz klar auf Bischof Ackermann bezogen." (den vollständigen Artikel auf "spiegel.de" lesen)
  • Pfarrer Ittmann, einer der beiden Pfarrer, die damals zur Aufdeckung des sexuellen Missbrauchs beitrugen,  erklärte damals in einem  "offenen Brief" u.a. 
"Bereits mehrfach wurde in diversen Medien (Spiegel, SWR, Saarbrücker Zeitung) über die Pfarrei Herz Jesu, Püttlingen im Zusammenhang mit Fällen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger berichtet. Als ehemaliger Pfarrer dieser Pfarrei habe ich im Sommer 2010 drei Sexualstraftäter angezeigt, darunter zwei ehemalige in der traditionalistischen Martingemeinde in Köllerbach tätige Priester sowie einen dort in einflussreicher Stellung tätigen Laien. Dies geschah auch auf dem Hintergrund, dass ein Betroffener einen der Täter ermorden wollte und mich darüber in Kenntnis setzte.(..). Der zu jenem Zeitpunkt für die Martingemeinde zuständige und unbescholtene Seelsorger, Pater Gorges, mit dem ich gemeinsam die Missbrauchsfälle aufgedeckt habe (....) wurde  von seinem Dienst entpflichtet, ohne eine neue Anstellung zu erhalten (...) Im Zeitraum von Herbst 2010 bis 2011 erhielt ich mehrere anonyme Drohbriefe. U.a. wird in diesen Briefen auch mit körperlicher Gewalt gedroht. Ostern 2011 flüchtete ich aus Köllerbach, da die von einigen wenigen Personen der Pfarrei mitgetragene Hetzkampagne gegen mich mehr und mehr eskalierte. (...)  Dieser teuflische Rufmord wirkte auf mich genauso wie er wohl wirken sollte: nämlich wie ein Mord. Bis zur Stunde ist die Bistumsleitung nicht bereit, diesen Rufmord öffentlich zu korrigieren. Und dies, obwohl auch mein ehemaliger Arbeitgeber, einer der renommiertesten Jugendhilfeeinrichtungen in Berlin-Dahlem, selbiges seit Monaten einfordert. Direktor Dr. Kneib ließ mich im Sommer 2011 darüber hinaus wissen, dass ich selbst die Drohbriefe geschrieben hätte und an einer Paranoia erkrankt sei. Die Falschbehauptung, ich litte unter einer paranoiden Schizophrenie wiederholte auch öffentlich vor den Pfarrgremien von Köllerbach Pfarrer Hans Thul, der bis zur Stunde dort als Pfarrverwalter eingesetzt ist. (...) Die Pfarrgremien in Köllerbach haben zusammen mit mir seit Ostern 2011 die Bistumsleitung mündlich wie schriftlich aufgefordert, die mit hoher krimineller Energie aufgeladene Causa mit den betroffenen Personen und Zeugen,  am runden Tisch abzuklären. Dies wurde seitens des Bistums abgelehnt.(...) Der Inhalt der Briefe ist im Grunde nicht zitierfähig. Auffällig ist, dass ich außer mit Adolf Hitler, mit allen übrigen Naziverbrechern in eine Reihe gestellt werde: „Ittmann Sie sind der Köllerbacher Adolf Eichmann und der größte … Volksverhetzer seit Goebbels und Göring und Himmler… Vor 70 Jahren hätte man Sie in Deutschland gut gebrauchen und einsetzen können… Roland Freisler war gegen Sie ein Waisenkind… Sie sind ein moderner Christenverfolger und beleidigen, morden mit Worten andere ehrenwerte Bürger und Christen… Haue Sie ab, Sie elender Bursche aus Westfalen“ Und so weiter und so fort… Ein Teil meiner jüdischen Verwandten wurde in Ausschwitz vergast. Das Schlimmste jedoch: Er wird zum Schaden der vielen tausend vergewaltigen Kinder in Deutschland ausgetragen. Sie werden weiterhin durch Kirchenobere verhöhnt, denunziert und im Stich gelassen. Wer ihnen hilft, gerät womöglich – wie in meinem Fall - selbst in Lebensgefahr. Dabei gibt es kein größeres Verbrechen und keine größere Sünde, als ein Kind zu vergewaltigen und die Seele eines Kindes zu töten. Wann stellt sich die Katholische Kirche in Deutschland endlich konsequent auf die Seite der Opfer? Längst übersteigen die bislang weltweit bekannt geworden Opferzahlen von Kindern, die durch kirchliche Mitarbeiter vergewaltigt wurden beispielsweise die Zahl aller Opfer, die nach derzeitigem Stand der Geschichtswissenschaft im gesamten Mittelalter durch die Ketzerprozesse und Hexenverfolgungen der Kirche ermordet wurden. Warum schweigen alle, die reden müssten? Warum haben so wenige noch ein Gewissen? Fürchtet niemand mehr Gott?
August 2012
 Guido Johannes Ittmann, Pfarrer"