Der Fall: Eine Stadt in Polen. 1968. Der damals 32-jährige Pfarrer vergeht sich an einem damals 15 Jahre alten Teenager. Nicht einmal, das Ganze zieht sich über mehrere Jahre hin. Das Martyrium für die junge Frau endet erst, als der Geistliche Mitte der 1970-er Jahre nach Deutschland und die Diözese Würzburg kommt. 40 Jahre später, im Herbst 2014, meldet sich die Frau schließlich.
Als erster erhielt der damalige Dekan und Bad Kissinger Stadtpfarrer Thomas Keßler den Anruf des Opfers. Er schaltete Klaus Laubenthal ein. Der Professor für Kriminologie und Strafrecht an der Universität Würzburg ist Ansprechpartner in der Diözese für Opfer sexuellen Missbrauchs. Es sei wichtig, so Generalvikar Keßler, dass ein Außenstehender Fachmann solche Fälle betreut. Laubenthal hat erst mit einiger Verzögerung im Jahr 2015 Kontakt mit dem Opfer aufgenommen....
Es gab am 1. September 2015 ein erstes Gespräch mit der Frau, am 29. September folgte ein Gespräch mit dem Geistlichen. "Er gab die sexuellen Übergriffe weitgehend zu", stellte Keßler fest und sei des Weiteren während der Ermittlungen "sehr kooperativ gewesen."
Der Generalvikar hat inzwischen den betroffenen Geistlichen mündlich angewiesen, Bad Kissingen zu verlassen und ihm "öffentliches priesterliches Wirken" untersagt. Daran hält die der Pfarrer aber scheinbar nicht, wie ein Mann bei der Versammlung sagte. Er habe unlängst ein Seelenamt in einer Nachbargemeinde gehalten. Wie das anginge, wollte der Mann wissen. Generalvikar Keßler dazu: "Das geht nicht und entspricht auch nicht dem, was ich gesagt habe." ...