Donnerstag, 12. Mai 2016

Bistum Würzburg: "Kirchliche Opfer können Entschuldigungen nicht mehr glauben"

Erika Kerstner  im Interview:

Thomas Keßler, Generalvikar der Diözese Würzburg, hat sich aktuell in einer Pfarrgemeinde bei den Gläubigen entschuldigt– für den Ruhestandspriester, dem Missbrauch vorgeworfen wird, für die Diözese, deren Umgang mit dem Fall „nicht gerade supertoll“ gewesen sei. Diözesanrichter Klaus Schmalzl sagte dort, dass die Kirche grundsätzlich Missbrauch mit aller Entschiedenheit verfolgen und nach ihren Möglichkeiten aufklären werde. Klingt das nicht positiv?
Kerstner: Ja, das klingt zunächst positiv. Aber viele kirchliche Opfer können den Entschuldigungen nicht mehr glauben. Sie haben schon zu viele gehört und zu wenig wirkliche Veränderung im Verhalten der Kirchenverantwortlichen erfahren. Auch Menschen, die in nicht-kirchlichen Kontexten Opfer wurden, schauen aufmerksam auf das Verhalten der Kirche. Ich weiß um nicht wenige Opfer, die sich inzwischen verletzt und hoffnungslos abgewandt haben.
Wo stößt Seelsorge an ihre Grenzen?
Kerstner: Dazu gehört zum Beispiel die Frage nach dem Warum des Leides. Diese stellen Missbrauchsopfer immer wieder. Seelsorger müssen das aushalten, auch, dass es keine Antwort auf diese Frage gibt – und die Frage dennoch gestellt werden muss. 

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