Fassungslos und empört reagieren Polens Katholiken auf eine Äußerung des Vorsitzenden der Bischofskonferenz zu sexuellem Missbrauch von Kindern. Im Internet fordern einige bereits ein Eingreifen des Papstes; Erzbischof Jozef Michalik verharmlose Missbrauchsfälle und schiebe den Opfern eine Mitschuld zu. "Franziskus, mach dich an die Arbeit", schrieb ein aufgebrachter Bürger am Mittwoch auf der Webseite "gazeta.pl".
"Der Erzbischof weiß nichts über Kindesmissbrauch"
Trotzdem erntet Michalik für polnische Maßstäbe beispiellos scharfe Kritik. Der Chefredakteur der liberalen katholischen Wochenzeitung "Tygodnik Powszechny", Piotr Mucharski, sieht in dem Statement des Erzbischofs einen "Skandal". Michalik habe mit seiner Aussage wichtige Initiativen von Kirchenvertretern gegen Kindesmissbrauch "zunichte gemacht". Der Chefredakteur des katholischen Monatsmagazins "Wiez", Zbigniew Nosowski, betonte, es gebe "keine Rechtfertigung" für Michaliks Worte. "Die spontane Äußerung" zeige, dass der Erzbischof "nichts über Kindesmissbrauch weiß".