Montag, 1. April 2013

Bischof Ackermann über das "Verheerende" des sexuellen Missbrauchs durch Angehörige der katholischen Kirche - Allerdings lediglich aus der Sicht des Glaubens




"Sexueller Missbrauch: Viele wurden verletzt und bei manchen wurde auch das Vertrauen in Gott zerstört. 

Grundmann:

Bischof Ackermann, Sie sind seit 4 Jahren Bischof in Trier und seit 3 Jahren der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für alle Fragen, die mit dem sexuellen Missbrauch zu tun haben. Ich frage mal so: Wie haben denn die Erfahrungen der letzten Jahre auch Ihren Blick auf die Leiden der Menschen verändert? 

Bischof Ackermann:

Natürlich ist durch die letzten Jahre und die Befassung mit den Verbrechen sexueller Gewalt auch bei mir die Sensibilität für diejenigen gewachsen, die diese Gewalterfahrung gemacht haben. Wir haben ja auch gesagt, wir wollen die Perspektive der Opfer einnehmen. Aber ich sage ganz ehrlich, je länger ich mich damit beschäftige, spüre ich, wie schwer das auch ist. Wie viel Ehrlichkeit es braucht, zu sagen: Gut, ich versuche das. Was braucht es alles, um irgendwie daran wirklich Anteil nehmen zu können, ohne vollmundige Versprechungen zu machen, die man nicht wirklich einlösen kann! Da werd' ich eigentlich immer sensibler auf dem Punkt. Aber natürlich, wenn ich an den Karfreitagsgottesdienst denke, dann geht das mit ein. Denn es ist ja nicht so, dass - auch nach drei Jahren - als wenn jetzt alles gehört worden wäre. Als wenn man da irgendwie zur Tagesordnung übergeht. Auch da, wo es zwischendurch immer wieder stiller ist um die Frage sexueller Gewalt in der Öffentlichkeit, ich bin Woche um Woche trotzdem mit dem Thema konfrontiert. 

Und wenn ich jetzt an den Gottesdienst denke, erschüttert mich als Bischof natürlich besonders, dass Menschen nicht nur unglaublich enttäuscht worden sind, verletzt worden sind in dem Vertrauen, das sie Vertrauenspersonen entgegengebracht haben, also dass menschliches Vertrauen missbraucht worden ist. Sondern dass auch vielen Menschen das Vertrauen in Gott massiv angeknackst oder sogar zerstört worden ist. Das ist ja das Verheerende sozusagen aus der Perspektive des Glaubens. Es gibt Menschen, denen hat der Glaube geholfen, auch über diese schlimme Gewalterfahrung hinwegzukommen, das irgendwie zu verarbeiten. Aber es gibt auch solche, die sagen, gerade da, wo es ein Vertreter der Kirche war, ein Priester war, das hat auch mein Gottesbild verdunkelt oder sogar zerstört. Und das zu hören, ist unfassbar. "


Anmerkung ca: 

Wenn Seine Exzellenz, Bischof Ackermann, meint, die Attribute "verheerend", "Verletzungen", "zerstört", "unfassbar" etc. gebrauchen zu müssen und dabei betont, dass er lediglich aus der "Perspektive des Glaubens" spricht, fragt man sich doch, ob er diese Begrifflichkeiten zukünftig nicht noch einmal relativieren sollte, um auf die zerstörten Persönlichkeiten und Leben der Opfer/Betroffenen eingehen zu können... Seine von sich selbst gepriesene "Achtsamkeit" scheint somit weiterhin eine Phrase zu bleiben.