Professor Dr. Schüller war lange Kirchenanwalt im Bistum Limburg. Nur mit Hilfe der Akten konnte er einzelne Missbrauchsfälle aufarbeiten.
Prof. Dr. Schüller: "Sie sind deswegen so wichtig, weil, wenn der Bestand vollständig erhalten ist, man sehr genau rekonstruieren kann, wie auf eine Anzeige reagiert wurde und welche Maßnahmen ergriffen wurden. Und dann kann man das abgleichen. Insofern ist das sehr gut um zu rekonstruieren, ob man vertuschend oder sachgerecht damit umgegangen ist."
"Es werden sehr harte Wahrheiten ans Tageslicht kommen und es werden auch bischöfliche Personen, die hoch angesehen sind, die längst gestorben sind, in ein Licht gerückt werden, wo man sagt: "Wie konnten sie nur so reagieren?".
Je länger es dauert, desto schwieriger die Aufklärung. Denn laut Kirchenrecht dürfen Personalakten regelmäßig vernichtet werden. An diese Löschroutine hat sich bislang kaum jemand gehalten. Doch seit die wissenschaftliche Untersuchung droht, hat sich das offenbar in einigen Bistümern geändert:
NDR: "Das heißt, Sie haben persönlich mit Leuten gesprochen, die Ihnen bestätigt haben, dass in den Kirchenarchiven geschreddert worden ist?"
Prof. Dr. Schüller: "Das kann ich bestätigen, ja."
"Waren Sie überrascht?"
Prof. Dr. Schüller: "Nein."
Prof. Dr. Schüller: "Weil es ja auch kirchenrechtliche Vorschriften gibt. Ich war überrascht über den Zeitpunkt. Gerade in dem Kontext, wo diese Akten wichtig gewesen wären für die wissenschaftliche Untersuchung, sollte man die Akten - auch wenn man sie rechtmäßig jetzt schreddern dürfte - jetzt mal so belassen, weil es eben wichtiges Material ist."