Montag, 22. April 2013

Berlin: Kirche ernennt weiteren Beauftragten für Missbrauchsfälle - Offizielle Begründung: "Es gibt auch Opfer, die gern mit einem Priester sprechen wollen", erklärte Sprecher Stefan Förner die Entscheidung des Erzbistums

Das Erzbistum Berlin verstärkt seine Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch. Kardinal Rainer Maria Woelki berief Franziskanerpater Josef Schulte als weitere Ansprechperson für Verdachtsfälle auf Missbrauch an Minderjährigen durch Kirchenmitarbeiter, wie das Erzbistum am Montag bekannt gab. Mit der Psychologin Sigrid Rogge soll der Franziskanerpater Josef Schulte Ansprechpartner für mögliche Opfer sein. Schulte gehört der Franziskanergemeinschaft in der Wilmersdorfer Gemeinde Sankt Ludwig an.



Da fragt man sich doch, warum Frau Rogge Verstärkung von einem Franziskanerpater bekommt. Offiziell heißt es: "Es gibt auch Opfer, die gern mit einem Priester sprechen wollen", erklärte Sprecher Stefan Förner die Entscheidung des Erzbistums.  

Fakt ist: 
Ein Betroffener aus dem Bistum Trier hat sich vor inzwischen über 1,5 Jahren - aus persönlichen Gründen - in Berlin bei der Missbrauchsbeauftragten gemeldet und den mutmaßlichen Missbrauch durch einen katholischen Priester aus dem Großraum Saarlouis angezeigt. Dass  der Betroffene den mutmaßlichen Missbrauch überhaupt in Berlin vorbringen "durfte", ist bereits nur der Beharrlichkeit des Betroffenen gegenüber den Missbrauchsbeauftragen des Bistums Trier  zu verdanken.  Der Betroffene gibt an, seine Angaben seien von der Missbrauchsbeauftragten als "glaubwürdig" eingestuft worden und man habe ihm Mut zugesprochen. 

Fakt ist: 
Täter, Tatort, Tatzeitpunkt wurden genannt. An Eides Statt versichert.  Der Antrag auf "Leistungen in Anerkennung des Leids, das Opfern sexuellen Missbrauchs zugefügt wurde,  von Frau Rogge / Berlin  nach Trier weitergeleitet. Von dort wurde der Antrag und die Unterlagen an die 'Zentrale Koordinierungsstelle beim „Büro für Fragen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich“ der Deutschen 
Bischofskonferenz weitergeleitet'. 

Fakt ist:
Während des Zeitraums, in dem der Antrag nachweislich bei der "Zentralen Koordinierungsstelle" der DBK einging und bevor er nach Prüfung mit einer Empfehlung an Bischof Ackermann wieder zurückgeleitet wurde,  korrespondierte der Trierer Missbrauchsbeauftragte, Peter Rütten, mehrfach (mündlich wie schriftlich) mit dem Betroffenen. 

Fakt ist:
Die verheerenden Aussagen, die der Missbrauchsbeauftragte Peter Rütten, gegenüber dem Betroffenen sowie  die offensichtlich unbedachten Äußerungen, die ein Peter Rütten meinte, über die 'Zentrale Koordinierungsstelle' mitteilen zu müssen,  ließen den Betroffenen in eine weitere Krisis stürzen, in der er sich inzwischen seit über eineinhalb Jahren befindet. 

Fakt ist:
Seit über 1,5 Jahren kämpft ein Betroffener aus dem Bistum Trier um die Anerkennung seines durch einen aktiv tätigen Priester aus dem Bistum Trier erlittenen Leids. Es geht hierbei nicht um eine "finanzielle Anerkennung".  Es geht dem Betroffenen darum, dass ihm geglaubt wird.

Fakt ist: 
Der Priester gibt an "sein Amt bis zur endgültigen Klärung der Vorkommnisse ruhen zu lassen".  Die Vermutung ist naheliegend, dass seitens der Kirche versucht wird, hinauszuzögern, da der Tatzeitraum - relativ gesehen - nicht allzu lange zurückliegt. (siehe Verjährungsfristen).



Vor diesem Hintergrund erscheint es aus Betroffenen-Sicht also mehr als fraglich, ob es tatsächlich der Wahrheit entspricht, wenn ein Sprecher die Entscheidung des Erzbistums mit den Worten begründet:  "Es gibt auch Opfer, die gern mit einem Priester sprechen wollen."

Ein Großteil der Korrespondenz zwischen dem mutmaßlichen Betroffenen und dem Bistum Trier unter Involvierung aller Beteiligten erfolgt schließlich über Rechtsanwälte.

Geht man der Frage nach, wer sich im mutmaßlichen Tatzeitraum ebenfalls vor Ort befand, stößt man  zudem interessanterweise auf den Namen eines aktuellen Weihbischofs...