Samstag, 4. Februar 2012

 Rom: Konferenz über Missbrauch mit Bischöfen aus aller Welt 06.-09.02.2012
Liturgische Versöhnungsgeste (???)

Am Dienstagabend, 7. Februar, wird der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet eine Vigilfeier mit Versöhnungsbitte in der römischen Kirche San Ignazio leiten. Das Besondere: Je Sieben Missbrauchsopfer und -täter werden an dem Gottesdienst teilnehmen. Die Täter sollen dabei laut "Radio Vatikan" für ihre Taten um Vergebung bitten. Aus Deutschland wird der Missbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, sowie der Münchner Kardinal Reinhard Marx erwartet.
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Jungs! Was ist das jetzt schon wieder für eine Inszenierung?!

1. Allein schon die Konstellation: Bischof Ackermann (seit 2007 Bischof von Trier und Missbrauchsbeauftragter der DBK) und der Münchner Kardinal Reinhard Marx (2001 - 2007 Bischof von Trier, sprich: sein unmittelbarer Vorgänger), der offensichtlich mit dem Umgang sexuellen Missbrauchs durch Angehörige der katholischen Kirche auch schon völlig überfordert war - oder lieber schweigen wollte?! - 

2. Sowohl im Bistum Trier als auch im Bistum München-Freising wurden die Leitlinien von 2010 bis heute nicht in diözesanes Recht umgewandelt, sprich: die Leitlinien von 2010 sind in diesen Bistümern bis heute nicht rechtsverbindlich!!! (Das man diese Möglichkeit hätte wahrnehmen können,  bewiesen schließlich die Bistümer Köln, Hamburg, Essen, Osnabrück und Rottenburg-Stuttgart). Das Bistum Trier hat dies offensichtlich nicht nötig. Oder anders ausgedrückt: Würde Ackermann die Leitlinien 2010 in diözesanes Recht umwandeln und somit rechtsverbindlich werden lassen, würde er sich seinen eigenen Strick drehen.

3. 7 Opfer treffen am 07. Februar auf 7 Täter (womöglich noch um 7.07pm). Von Jesus überliefern die Evangelien Sieben Letzte Worte am Kreuz. Die Bergpredigt enthält sieben Seligsprechungen und das Vaterunser besteht aus sieben Bitten. In der als Brief an sieben Gemeinden gerichteten Offenbarung des Johannes, wird die Sieben nicht weniger als 54 mal genannt. Im Katholizismus gibt es sowohl die sieben Tugenden sowie die sieben Todsünden (Stolz, Geiz, Wollust, Neid, Völlerei, Zorn und Trägheit). Oder soll hier auf die sieben Sakramente verwiesen werden? Ehe wir philosophisch abdriften: Halten wir uns an die siebente Bitte im Vaterunser: "Herr, erlöse uns von dem Bösen"!

4. die Gesamt-Inszenierung: - zugegebenermaßen ist kaum jemand in der Lage, besser zu inszenieren, als die Kirche. "Gleißend blendend das Gold auf Säulen, Kelchen, Messgewändern. Streng steigt der Duft von Weihrauch und Kerzen in die Nase. Mild legt sich der Geschmack der Hostie auf die Zunge. Wild brausen die Orgelchoräle im Ohr. Kühl wird die Hand vom Weihwasser benetzt. Wenige Minuten in einer Messe genügen - und alle fünf Sinne sind gefangen". Aus unternehmerischer und medienstrategischer Sicht muss man das erst einmal hinbekommen! Ein hübsches Logo, ein netter Slogan. Und dann noch die Opfer und die Täter. Jungs, das wird eine Schlagzeile geben. Passt auf, dass euch bei soviel Selbstbeweihräuscherung nicht übel wird. Und informiert euch zwischendurch mal über die Lage vor Ort....Da liegt nämlich vieles im Argen...ein Fehler nach dem anderen, der eingestanden werden muss. Und die Serie fängt gerade erst an.


5. Bischof Dr. Ackermann ist  übrigens der einzige Bischof, der es bis heute ablehnt, sich "für die Taten vergangener Generationen zu entschuldigen". Weil: "Fachleute aus der Opferarbeit haben ihm ja schließlich gesagt: Verantwortlich sind die Täter. Die individuelle Schuld könne durch eine Entschuldigung der Institution Kirche vernebelt werden" (Focus, 04.05.2010).  Also korrekterweise müsste es in der offiziellen Mitteilung der DBK auch heißen: "Beschämt und schockiert bitten wir alle - bis auf Herrn Bischof Dr. Ackermann - um Entschuldigung...". Und was den Tip der "Fachleute aus der Opferarbeit" betrifft: Entweder wurde hier offensichtlich Bischof Ackermann falsch beraten oder -  alle anderen Bischöfe der DBK.

6. Übrigens war es auch "unser" Bischof Dr. Ackermann, der am 16.05.2011 in "Radio Vatikan"  - als noch nicht feststand, ob der Papst während seines umstrittenen Deutschlandaufenthaltes auf Missbrauchsopfer treffen würde - sagte:  "Ich glaube, es würde dem Besuch insgesamt keinen Abbruch tun, wenn es eine solche Begegnung (mit Opfern sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche, Anmerk.) nicht gäbe". Woher also plötzlich dieser Sinneswandel? 

7. Also, wir wünschen eine gute Reise! Aber wir befürchten: Ihr seid zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort!

mehr zu diesem Thema:
Radio Vatikan