Causa "Edmund Dillinger" : Schwere Vorwürfe gegen Saar-Polizei wegen Aktenvernichtung - Vorgang „in hohem Maße ungewöhnlich“ - Trierer Sonderermittler Brauer entsetzt - Skandal könnte noch viel größerer Kreise ziehen - "Dillinger hat nicht davor zurückgeschreckt, anderen Priestern gegen Geld Jugendliche für sexuellen Missbrauch zuzuführen "- Stellungnahme der Staatsanwaltschaft für Freitag erwartet
- Die saarländische Polizei hat offenbar Beweismittel aus der Hinterlassenschaft des verstorbenen Priesters Edmund Dillinger fast vollständig verbrannt.
- Zwei Beamte seien sogar mit in die Anlage gefahren, um zu beobachten, dass das Material auch tatsächlich vernichtet worden sei. Auf wessen Veranlassung und auf welcher Sach- und Rechtsgrundlage dies offenbar geschehen ist, ist zumindest zur Stunde völlig unklar. Allerdings erinnert alles in seiner Wiederholung sofort an einen Satz von Gerhard Robbers, der bereits im April zu Steffen Dillinger gesagt hatte: „Am besten verbrennen Sie dieses Material.“
- Insgesamt, so Steffen Dillinger, habe es sich um „etwa einen halben Raum voller Unterlagen“ gehandelt, die von der Polizei im Haus in Friedrichsthal sichergestellt worden seien. Auch wenn das Material nach Einschätzung des Landespolizeipräsidiums für die Polizei nicht relevant sei – für die Opfer stelle sich das völlig anders dar. Viele Betroffene und ihre Hilfsorganisationen, darunter auch der Verein Missbit im Bistum Trier, hätten, so Dillinger, „große Hoffnung auf den Inhalt der Dokumente gesetzt“.
- Erfahrene Polizisten und Juristen aus Rheinland-Pfalz, von der Rhein-Zeitung dazu befragt, bewerten den Vorgang in Saarbrücken in einer ersten Einschätzung als in „hohem Maße ungewöhnlich“.
- Auch der vom Bistum Trier eingesetzte Sonderermittler und ehemalige Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer ist entsetzt. Brauer hatte selbst einen – bislang unbeantworteten – Antrag auf Einsichtnahme in das Beweismaterial gestellt und erfuhr jetzt von unserer Redaktion von dessen mutmaßlicher Vernichtung. „Dann kann ich meine Arbeit eigentlich jetzt so gut wie einstellen“, so seine erste Reaktion. Zumal die Missbrauchsopfer aus menschlich verständlichen Gründen nur sehr zögerlich mit ihm redeten.
- „Edmund Dillinger war der Anführer einer Szene, die sich ihre Opfer gegenseitig zugeführt und Fotos gemacht hat. Die haben damit regelrecht geprahlt“, betont ein heute 67-jähriger Mann (Name und Anschrift der Redaktion bekannt), der wie andere noch anonym bleiben will. „Wir leiden bis heute alle unter dem, was passiert ist.“ Wie groß diese Täterszene gewesen sei, sei allerdings nur schwer einzuschätzen. Fest stehe, dass der Kreis um Dillinger, so der Mann in einem Telefonat mit der Redaktion, in mehreren deutschen Bistümern aktiv gewesen sei, darunter dem Bistum Trier. Dillinger habe sogar nicht davor zurückgeschreckt, anderen Priestern gegen Geld Jugendliche für sexuellen Missbrauch zuzuführen.
- Die Staatsanwaltschaft teilte am Mittwochnachmittag mit, dass eine Stellungnahme „voraussichtlich spätestens im Laufe des kommenden Freitags“ zu erwarten sei. (den vollständigen Artikel auf "saarbruecker-zeitung.de" lesen)
- Wie es nun weitergeht, ist offen. Steffen Dillinger, gegen den selbst noch ein Strafverfahren in Mainz anhängig ist, weil er unfreiwillig über das Erbe seines Onkels in den Besitz strafbaren Bildmaterials gelangte, will sich dazu erst einmal mit seinem Rechtsbeistand beraten. So viel steht für ihn aber bereits fest: „Ich werde nach wie vor mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zur Aufklärung beitragen und lasse mich durch diesen erneuten Rückschlag nicht entmutigen.“