Material soll verbrannt worden sein
Der Neffe sagte im SWR-Gespräch, dass er im Zuge der Ermittlungen beschlagnahmtes Material beim Landespolizeipräsidium in Saarbrücken wieder abholen wollte – zwar nicht die furchtbaren Bilder, aber die Tagebücher und Korrespondenz seines Onkels. Er habe dies dem Polizeipräsidium telefonisch angekündigt.
"Was soll ich dazu sagen, ehrlich gesagt. Ich bin da sprachlos und verständnislos."
Als er dort erschien, sei ihm gesagt worden, dass fast das gesamte Material in der Müllverbrennung vernichtet worden sei. "Was soll ich dazu sagen, ehrlich gesagt. Ich bin da sprachlos und verständnislos", sagte Dillinger wörtlich. Die Dinge, die nicht von polizeilichem Interesse sind, könnten aber für Sonderermittler Jürgen Brauer von Interesse sein, so der Neffe. Die Unabhängige Aufarbeitungskommission lässt den Fall Dillinger von dem früheren Generalstaatsanwalt und einem ehemaligen Oberstaatsanwalt untersuchen.
Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hatte Ende Juni kein formales Ermittlungsverfahren eingeleitet, weil sie keine Hinweise auf noch lebende Mittäter gefunden hatte. Nach Auswertung des sichergestellten Materials mit mutmaßlich kinderpornografischen Inhalten habe sich kein Anfangsverdacht auf noch lebende Beteiligte an konkreten verfolgbaren Straftaten ergeben, hieß es damals von der Staatsanwaltschaft in Saarbrücken.
Staatsanwaltschaft kündigt Stellungnahme an
Laut des Neffen hätte das Material aber noch bedeutsam sein können für die weitere Aufklärung und Zusammenarbeit mit Missbrauchsopfern. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat auf SWR-Anfrage eine Antwort zu den Vorgängen angekündigt.
Vertrauensverlust in Rechtsstaat
Der Verein von Opfern sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier, Missbit, sieht in der mutmaßlichen Vernichtung von Beweismaterial im Missbrauchsfall Dillinger einen möglichen Vertrauensverlust in den Rechtsstaat. Eine Sprecherin von Missbit sagte, für die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs durch den verstorbenen Priester Dillinger wäre es wichtig gewesen, einen Blick in die Tagebücher zu werfen. Bei Missbit hätten sich einige Menschen vernetzt, die Opfer Dillingers geworden waren. ("swr.de")