Samstag, 18. Juni 2016

Bistum Trier: WDR5 -Recherchen zum Umgang mit Missbrauchsvorwürfen im Bistum Trier - "Missbrauchsvorwürfe verschwinden in Geheimarchiven" - Hinweis auf staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren wurde in "Nebenakte" abgelegt - Kardinal Marx und Bischof Ackermann waren seit spätestens 2006 "offiziell" informiert

  
Bischof Ackermann wurde nachweislich 2006 
über die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegenüber Pfarrer M. informiert. 
Am 14. März 2006 wurde Bischof Ackermann durch Papst Benedikt XVI.
zum Trierer Weihbischof ernannt. Am 14. Mai 2006 erfolgte die 
Bischofsweihe durch Bischof Dr. Reinhard Marx




Auch er war über die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen informiert: Kardinal Reinhard Marx war 2006 Trierer Bischof. 
Am 20. Dezember 2001 ernannte Papst Johannes Paul II. Dr. Reinhard Marx zum Bischof von Trier.
 Am 1. April 2002 wurde er in sein Amt im Trierer Dom eingeführt.  
Am 26. Januar 2008 hat Bischof Reinhard Marx sich im Trierer Dom vom Bistum Trier verabschiedet. 
Seit dem 2. Februar 2008 ist er Erzbischof von München und Freising.


Offiziell informiert wurde das Bistum schon 2006

Das Verfahren wurde von der Staatsanwaltschaft wegen Verjährung eingestellt. Aber die Staatsanwaltschaft informierte auch das Bistum über die Ermittlungen. So eine Information ist vorgesehen, wenn eine Tat zwar nicht strafrechtlich geahndet wird, aber disziplinarrechtliche Schritte gegen den Beschuldigten denkbar sind. In der bischöflichen Personalkommission, in der die Meldung der Staatsanwaltschaft bekannt gegeben wurde, saß auch der damalige Trierer Bischof Reinhard Marx. Das bestätigt die Pressestelle des Erzbistums München-Freising, wohin Marx 2008 gewechselt ist.

Vom Bistum Trier will niemand zu dem Fall ein Interview geben. Schriftlich lässt man wissen: "Das Bistum Trier hat seinerzeit nach den damals gültigen Leitlinien gehandelt. Diese haben noch nicht, wie dies die späteren Leitlinien von 2010 bzw. 2013 tun, vorgesehen, dass in den Fällen, da die staatlichen Ermittlungsbehörden einen Fall nicht aufklären können, die Kirche eigene Ermittlungen anstellt." - Kirchenrechtler Bier widerspricht: Schon die ersten Leitlinien der Bischofskonferenz zum Vorgehen bei Missbrauch durch Geistliche hätten ein anderes Vorgehen erfordert: "Es heißt konkret in den Leitlinien von 2002: 'Jede Verdachtsäußerung wird umgehend geprüft.'

In der bischöflichen Personalkommission, in der die Meldung der Staatsanwaltschaft bekannt gegeben wurde, saß auch der damalige Trierer Bischof Reinhard Marx. Und nicht nur er: Ebenso saß 2006 in der Personalkommission, in der über das eingestellte Verfahren gegen den Priester berichtet wurde, der damalige Weihbischof und heutige Bischof von Trier, Stephan Ackermann, wie das Bistum auf Nachfrage zugibt.

Insofern stimmt die Aussage des Bistums nicht, die diese am 23. Mai per Pressemitteilung verlauten ließ: "Auf das damalige Verfahren wurden die heute Verantwortlichen im Bistum erst im Zusammenhang mit den jüngeren Verfahren aufmerksam."

den vollständigen Artikel auf "www1.wdr.de" lesen



In den Leitlinien "Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" aus dem Jahr 2002 heißt es:

                                                         Quelle: Lei(d)tlinien 2002


"Mit dem (mutmaßlichen) Opfer bzw. seinen Erziehungsberechtigten wird umgehend Kontakt aufgenommen." - so sahen es die Leitlinien 2002 vor. Doch auch hierbei hielt sich das Bistum bereits nicht an die Leitlinien: Erst im Juni 2016 versuchte der Bistumssprecher (!), André Uzulis,  über einen Fernsehsender den Betroffenen zu kontaktieren. - 10 Jahre nachdem die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen Verjährung eingestellt wurden. - Von wie vielen mutmaßlich Betroffenen überhaupt die Rede ist? - Auch dazu schweigt das Bistum Trier auf Nachfrage.
Ebenso bleibt die Frage offen, ob das Bistum Trier nicht bereits vor 2006 über Vorwürfe gegenüber Pfarrer M. informiert wurde. Schließlich gibt es Vorwürfe gegenüber dem Pfarrer, die bis in die Mitte der 80er Jahre zurückreichen.

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Den vollständigen Beitrag zum Thema hören Sie 
am Sonntag, 19. Juni 2016 in WDR 5 
"Diesseits von Eden", 09.05 bis 09.45 Uhr. 

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