Reinhard Kardinal Marx und Bischof Stephan Ackermann
auf dem Katholikentag 2016 in Leipzig.
- Wenige Tage nachdem erstmals über die "causa Freisen" in den Medien berichtet wurde.
Bischof Ackermann trägt ein Lebkuchenherz mit dem Aufdruck "I mog Di"
Foto: Bistum Trier
"Hätte das Bistum diesem Verdacht denn nicht schon vor 10 Jahren nachgehen müssen?"
Christoph Fleischmann: "Ja, natürlich! Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat dem Bistum 2006 mitgeteilt, dass sie ein Verfahren gegen einen Priester geführt hat und dies eben nur wegen Verjährung eingestellt hat. Das Pikante daran ist, dass der Hinweis, dass diese staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen stattgefunden haben, in der Personalkommission des Bistums Trier vorgetragen wurden. Da saß der damalige Bischof von Trier, Reinhard Marx, inzwischen Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. - Also zwei Geistliche, die eigentlich in der ersten Reihe stehen sollten, wenn es um die Aufklärung von Missbrauchsvergehen geht. Die beiden haben den Hinweis der Staatsanwaltschaft zur Kenntnis genommen, ein Gespräch mit dem Beschuldigten geführt und dann den Hinweis der Staatsanwaltschaft nicht in die Personalakte abgelegt, sondern in eine Nebenakte .... "
Das Bistum Trier hat gegen einen Priester wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch eine kirchenrechtliche Voruntersuchung eingeleitet. Klingt nach Aufklärung, doch die Vorwürfe waren schon seit 2006 aktenkundig. Im Gespräch der freie Journalist Christoph Fleischmann.
den vollständigen Audiobeitrag auf "www1.wdr.de" hören
__________________________________________________________
zum Thema Personalakte
__________________________________________________________
- "Der Missbrauch und das bischöfliche Geheimarchiv": Sie wollten aufklären: Missbrauchsopfer Claudia Adams ganz persönlich und Christian Pfeiffer, Chef des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), bundesweit im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Beide sind gescheitert. Mit dem TV sprachen sie über unerwartete Hindernisse (17.01.2013, "volksfreund.de")
- "Wurden Akten im Bistum Trier vernichtet"? - Missbrauchsopfer vermuten, dass Einträge vernichtet worden sind - Kirchenvertreter widersprechen. Die Frage nach den herausgeschnittenen Seiten jedoch bleiben offen (11.01.2013, "volksfreund.de")
- "Bistums-Personalakten bald keine Geheimsache mehr? Ruf nach Aufklärung und Transparenz" Genau vor einem Jahr hatte das Bistum Trier eine systematische Untersuchung aller Personalakten von Geistlichen und kirchlichen Angestellten im Bistum Trier noch ausgeschlossen. Dabei wird geprüft, in welchem Umfang auch Aktenmaterial gesichtet werden muss, um zu gesicherten Erkenntnissen zu kommen", teilte Kronenburg mit. In diesem Zusammenhang sei es möglich, dass es auch im Bistum Trier zur Sichtung von Akten kommen werde." (12.04.2011, "volksfreund.de")
(Skizze der eingesehenen Personalakte, 04/2011/ca)
Hinweise auf Taten scheinen in einem "schwarzen Loch" zu verschwinden
Bischof Ackermann: "Der Archivdirektor hat mir noch einmal bestätigt, dass das gesamte amtliche (!) Schrift- und Dokumentationsgut, so wie es von der Bischöflichen Behörde dem Archiv übergeben wurde, ordnungsgemäß archiviert worden ist."
Zeugnis in einer damaligen Personalakte
I. Personalien
II. Gesundheitszustand
1. Wie ist sein allgemeiner Gesundheitszustand?
2. Wie sind seine Nerven?
3. Wie ist seine Stimme?
4. Ist er größerer Arbeitsleistung fähig?
5. Welchen Arbeiten ist er gewachsen?
6. Wie ist eine Leistungsfähigkeit bzgl. Filialgängen?
7. Welche Krankheiten hatte er im Laufe des Jahres? Operationen?
8. Welche Gebrechen mindern seine Leistungsfähigkeit?
III. Geistliches Leben
1. Bemüht er sich, ein geistliches Leben zu führen?
2. Hat er eine Tagesordnung?
3. Wie ist seine Frömmigkeit (Rosenkranzgebet und seine Gewissensforschung)?
4. Wie liest er die heilige Messe - würdig - zu schnell?
5. Wie ist sein Verhalten im Gottesdienst? Würdig - fromm?
6. Hält er Breviergebete?
7. Wie steht es mit der monatlichen Geisteserneuerung?
8. Exercizien?
9. Seine Einstellung zur Kirche und kirchlichen Autoritäten?
IV. Äußeres Verhalten und Umgang
1. Ist seine Kleidung angemessen?
2. Beherrscht er die Umgangsformen?
3. Ist sein Verhalten willig - gehorsam - zuvorkommend? Nimmt er Belerhungen und
Ermahnungen an?
4. Wie ist sein Verhalten zu den Mitkaplänen und anderen Geistlichen?
Pflegt er freundschaftlichen Verkehr mit Mitbrüdern?
5. Wie ist sein Verhalten zu Pfarrhausangehörigen: freundlich - bescheiden - anspruchslos?
6. Gibt es sonst etwas an seinem Verhalten auszusetzen oder zu tadeln?
V. Seelsorge
1. Ist er wirklich seeleneifrig - fleißig - bequem?
2. Ist er pünktlich?
3. Kann er den Sinn des Gottesdienstes erklären?
4. Wie ist seine Vorbereitung auf Predigt und Katechese?
5. Ist der Inhalt und die Form der Predigt angemessen?
6. Ist der Inhalt und die Form der Katechese angemessen?
7. Wie ist sein Eifer im Beichtstuhl?
8. Wie ist seine Tätigkeit bei der Krankenseelsorge?
9. Wie ist seine Arbeit in der Hausseelsorge und in kirchlichen Vereinen?
10. Beweist er Interesse und Geschick bei Verwaltungsarbeiten?
11. Wie ist sein Kirchengesang und seine Musik?
12. Welcher Zweig der Seelsorge liegt ihm besonders?
13. Hat er Einkehrtage, Exercizien selbst abgehalten? Mit Erfolg?
VI. Wissenschaftliche Weiterbildung
1. Liebt er theologische Wissenschaften?
2. Hat er sich weitergebildet?
3. Liest er Zeitschriften über theologisches Wissen?
4. Liest er Bücher und Abhandlungen?
5. Liest er internationale Literatur oder andere Arbeiten?
6. Was ist sein Spezialgebiet?
VII. Finanzen
1. Über welches Einkommen verfügt er?
2. Geht er gewissenhaft mit Finanzen um?
3. Hat er Schulden?
4. Ist er gut in Vermögensverwaltung?
VIII. Urlaub
1. Von wann bis wann befand er sich in Urlaub?
2. Welche Reisen fanden statt?
3. Besitzt er ein Auto oder ein Motorrad?
IX. Wünsche und Vorschläge
Hat er besondere Wünsche oder Vorschläge?
X. Sonstiges / Beurteilung
(Quelle: "Personalakte", Einsicht 18. April 2011, Abschrift der kompletten Akte liegt vor, Akte Nr. 2425, Abteilung 859; ca)