Freitag, 24. Juni 2016

Bistum Trier: causa Freisen - "Die Verantwortung des Diözesanbischofs bleibt bestehen"

"Jede Anzeige oder Verdachtsäußerung wird umgehend geprüft" heißt es in den Leitlinien von 2002.


Quelle: "27.09.2002 - "Leitlinien zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz"




Entgegen der Behauptung des Bistums Trier, dass Bistum habe erst jetzt (2016) von den Vorwürfen aus dem Jahr 2006 erfahren, konnte inzwischen belegt werden, dass das Bistum Trier bereits 2006 von der Staatsanwaltschaft informiert wurde.  In der bischöflichen Personalkommission, in der die Meldung der Staatsanwaltschaft 2006 bekannt gegeben wurde, saßen sowohl der damalige Trierer Bischof Reinhard Marx als auch der heutige Bischof Ackermann. Damals fand auch ein Gespräch mit dem ehemaligen Freisener Pfarrer statt. Dieser versicherte dem Bistum gegenüber schriftlich, dass die Vorwürfe ihm gegenüber nicht zutreffend seien. Hätte das Bistum Trier den Verdacht gegen den ehemaligen Priester als unbegründet angesehen, hätte das Bistum Trier laut Leitlinien allerdings "die notwendigen Schritte unternehmen müssen, den 'guten Ruf der Person' wiederherzustellen". Auch in Bezug auf weitere Verfahren gegenüber dem ehemaligen Freisener Pfarrer.  Doch auch dies geschah nicht! -  Weiter hieß es in den Leitlinien 2002:  "Mit dem (mutmaßlichen) Opfer wird umgehend Kontakt aufgenommen" - Weder unter Reinhard Marx noch unter Bischof Ackermann wurde versucht, den mutmaßlich Betroffenen in den letzten 10 (!) Jahren zu kontaktieren. Dies geschah erst, nachdem der Betroffene an seine Vorwürfe, die er bereits umfangreich 2006 zur Anzeige brachte,  2016 öffentlich erinnerte. Die Fürsorge des Bistums - sowohl unter Reinhard Marx als auch unter Bischof Stephan Ackermann - galt offensichtlich in erster Linie nicht dem mutmaßlichen Opfer, sondern dem ehemaligen Freisener Pfarrer und dem Ansehen der Kirche.

Aussschlaggebend dürfte auch der Satz sein: "Die Verantwortung des Diözesansbischofs bleibt bestehen."  -  2006 betraf dieser Passus Reinhard Marx, seit 2009 ist Ackermann der Verantwortliche Diözesanbischof. Und seit 2010 zudem Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz.