Bischof Ackermann spricht am 01.02.2012 im Zusammenhang mit der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 über die „schöne Qualität des Gemeinsamen“ und das Problem des Ablasses. „Immer wieder ist auch in diesen Tagen das Wort gefallen von einer neuen Ehrlichkeit. Und das ist, glaube ich, das Einzige, was hilft. Verbunden natürlich mit einer Sympathie für einander und Interesse aneinander. Des Weiteren wagt er es doch tatsächlich zu sagen „man wird auch nicht zu etwas genötigt, was man nicht tun will.“
Welch eine perfide Aussage im Hinblick auf die Opfer sexuellen Missbrauchs durch Angehörige der katholischen Kirche im Bistum Trier. Zum einen gibt es – mal wieder – eine neue Ehrlichkeit. Diese dürfte nach meiner Rechnung inzwischen die vierte oder fünfte Ehrlichkeit im Bistum Trier sein. Aber die diversen Ehrlichkeiten korrelieren offensichtlich mit den ebenso vielen neuen Wahrheiten, von der die Kirche spricht. Und das ist, glaube ich, das Letzte, was hilft. Zum anderen fallen die Worte „Symathie für einander und Interesse aneinander“. Die Sympathie scheint man den Tätern entgegenzubringen. Täterschutz wäre wohl hier die einzig richtige Formulierung gewesen. Und das „Interesse aneinander“ kann sich definitiv nicht auf Opfer sexuellen Missbrauchs durch Angehörige der katholischen Kirche im Bistum Trier beziehen. Noch weniger auf das Interesse einer Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat - zumindest was die Gerichtsbarkeit betrifft. Denn Interesse sieht per se anders aus. „Man wird auch nicht zu etwas genötigt, was man nicht tun will“. Oha! Sollten die Zeiten tatsächlich vorbei sein, in denen wir – vorzugsweise- von Priestern genötigt wurden, etwas zu tun, was wir nicht tun wollten? Aktuelle Fakten sprechen dem entgegen.
Bischof Ackermanns Aussage, dass „die gesellschaftliche Situation in der wir stehen, auch unter einem gewissen Druck steht, sich zu profilieren“ stimme ich - ausnahmsweise - völlig zu. Das Bistum Trier steht tatsächlich unter einem gewissen Druck, sich zu profilieren. Ob die derzeitige Vertuschung und weitere Verleumdung derzeitiger Verbrechen der richtige Weg ist, lasse ich an dieser Stelle mal dahin gestellt. Selbst dem Bundespräsidenten hat diese Taktik nachweislich nichts genutzt.
„Heilig heißt, das ist eine Reliquie, ein Schatz, der uns vom Heiligen Gott spricht, von Jesus Christus. Und insofern würde ich sagen, dürfen wir den Heiligen Rock wirklich als heilig bezeichnen“. Wenn ich dieser Argumentation Folge leisten würde, komme ich jedoch zu einer anderen Schlussfolgerung:
Soll heißen, dass sowohl der Heilige Gott als auch Jesus Christus gewollt haben, dass sich die Vertreter der katholischen Kirche an uns vergehen? Geschahen die schweren sexuellen Verbrechen an uns im Namen des Herrn? Herr Ackermann! Unter dem „Heiligen Rock“ wurden uns Qualen zugefügt. Körperlich wie seelisch. Unter dem „Heiligen Rock“ geschah der Seelenmord. Aus dem „Heiligen Rock“ versucht das Bistum Trier mit Hilfe diverser Medien (an erster Stelle der „Trierische Volksfreund“), mit Hilfe diverser Aussagen (an erster Stelle die sich selbst widersprechenden Worte des Bistumssprechers S. Kronenburg), sowie mit Hilfe von kläglichen Versuchen der Selbstinszenierung (siehe (Anti-) Missbrauchstreffen in Rom) inzwischen einen „Mantel des Schweigens“ zu kreieren bzw. zu weben. Ob gewollt oder nicht. Dies alles schadet dem Ansehen der katholischen Kirche respektive dem Bistum Trier immens. Hier wird nämlich Öl ins Feuer - des eh schon brennenden Bistums - geschüttet!
„Beim Ablass geht es ja von der Entstehung her um die Unheilsgeschichte, die in Gang gesetzt wird dadurch, dass jemand sündigt, dass jemand Unrecht tut, dass andere Menschen verletzt werden. Auch wenn mir meine böse Tat in der Beichte vergeben wird, so ist aber eine Unheilsgeschichte in Gang gesetzt, die damit nicht - wie z.B. im Falle einer Verletzung anderer Menschen - einfach weg ist. Die Sünde wird dem Sünder vergeben, doch auch diese weitere Dimension der Wirkungsgeschichte von Sünde muss in den Blick genommen werden, um zu sehen, was es an gemeinschaftlicher Hilfe geben kann, um auch die Folgen der Sünde, des Unheils zu mindern."
Strategisch mal gar nicht so schlecht gedacht, Herr Bischof! „Die Sünde wird dem Sünder vergeben. Die Folgen der Sünde, des Unheils zu mindern“. Genau dies ist die Bestätigung für das derzeitige Handeln. Die Sünde werden euren Priestern vergeben. Die Folgen der Sünde versucht man, durch Klageandrohungen uns Opfern gegenüber, gar nicht erst ans Tageslicht kommen zu lassen. Die Folgen der Sünde eurer Priester werden zu mindern versucht, in dem ihre Vergangenheit verschwiegen und ein neuer Einsatzort bereitgehalten wird. Doch auch dieses Kartenhaus könnte bald zusammenbrechen!
Bischof Ackermann: "Das Schöne ist, dass der Heilige Rock - auch wenn das natürlich zunächst einmal sehr antiquiert klingt, allein schon der Ausdruck Heiliger Rock, wir sprechen vom Gewand Jesu Christi -, aber dass diese ganze Symbolik des Gewandes, des Gewebes, eines Textils ganz viele Assoziationen hervorruft. Und wir dürfen wirklich erleben, dass viele Menschen da anknüpfen können, und es soll also auch verschiedene Tücher geben, Menschen dürfen mit ihren Fäden kommen, auch individuell verschiedene Fäden mitbringen, die symbolisch für die Lebensfäden stehen sollen. Hier ist also der Webstuhl schon aufgebaut und ich konnte mit anderen zusammen auch schon mehrere Fäden dort hineinweben. Und dieses sinnfällige Tun hat auch eine schöne Qualität des Gemeinsamen, und insofern wird der Webstuhl auch dann die ganze Wallfahrtszeit über vor dem Dom stehen und Menschen können an diesem Gewebe des Glaubens mitweben."
Herr Bischof Ackermann! Ob sie es zugeben wollen, oder nicht: Die Symbolik des Gewandes, des Gewebes, ruft tatsächlich viel Assoziationen hervor – schreckliche und menschenverachtende Assoziationen - . Wenn ein Faden für jedes Opfer sexualisierter Gewalt durch Angehörige der katholischen Kirche im Bistum Trier stünde, wäre dies dann wiederum eine neue Wahrheit?
„Und führe zusammen, was getrennt ist“. Versammelt die sündigen Straftäter aus den eigenen Reihen um euch herum. Verzeiht ihnen ihre Sünden. Deckt euch allesamt mit dem Mantel des Schweigens zu und – was weiter darunter geschieht, möchte ich eigentlich gar nicht so genau wissen.
„»Wir alle sind Jesus Christus.« Doch wir dürfen mit Stolz sagen: Wir tragen seinen Namen. Wir sind sein Leib. Er lebt in uns und wir leben in ihm.“ Stolz tragt ihr seinen Namen. Jesus würde sich schämen, wenn er wüsste mit welch falschem Stolz ihr seine Botschaft verkündet. Ebenso wie sich eure Mütter schämen für das, was ihre Söhne uns angetan haben.
„Die Kirche in unserem Land, aber auch in unserem Bistum steht in großen Herausforderungen, die – wenn sie sich verschärfen – zum Teil zu regelrechten Zerreißproben werden können.“
Erst einmal abwarten, ob Euer „Heilige Rock“ diese Zerreißprobe besteht!
Matthäus, Kapitel 006, Vers 028: „Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen; sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.“