Mutmaßliche Missbrauchsopfer aus Norditalien beklagen, Joseph Ratzinger habe als Präfekt der Glaubenskongregation von ihrem Leiden gewusst und nichts dagegen unternommen. Ausgerechnet ein Kardinal, der am Konklave teilnehmen wird, soll Ratzinger damals schriftlich informiert haben.
Wie die Genueser Tageszeitung "Il Secolo XIX" ("Das 19. Jahrhundert") am Montag berichtet, soll ein Priester im norditalienischen Savona von 1981 bis ins Jahr 2000 Jungen sexuell missbraucht haben. Joseph Ratzinger, damals Präfekt der Glaubenskongregation, soll über die Verdachtsfälle informiert worden sein - und nichts unternommen haben.
"Il Secolo XIX" veröffentlichte einen Brief des ehemaligen Bischofs von Savona, Domenico Calcagno, an Ratzinger. In dem Schreiben vom 8. September 2003 bittet er den Präfekten um einen Rat betreffs des Priesters G., den er im Amt belassen möchte. "Wenn es möglich ist, würde ich gern vermeiden, dass man ihn in Kontakt bringt mit Kindern und Erwachsenen." Dann fügt er fast beruhigend hinzu: "Bisher ist davon nichts zu den Zeitungen durchgedrungen und es liegen auch keine Anzeigen vor."
Ratzinger antwortet nicht und auch sonst scheint sich niemand verantwortlich zu fühlen. G. wird von einer Gemeinde in die nächste strafversetzt, hat aber stets enge Kontakte zu Jugendlichen. Im Jahr 1992 soll dem mutmaßlichen Sexualstraftäter sogar erlaubt worden sein, ein Zentrum für Kinder in Notlagen zu eröffnen.
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