Die Studie des IPP bildet einen weiteren wichtigen Schritt in der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels in der Geschichte unseres Internats und Klosters.
Diese Studie wurde von uns in Abstimmung mit dem Verein der Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer in Auftrag gegeben. Auch wenn unser Kloster der Auftraggeber der Studie war, so kann doch kein Zweifel darüber bestehen, dass das IPP die Vorkommnisse in unserem Internat nach wissenschaftlichen Grundsätzen objektiv aufgearbeitet hat. Dies war möglich durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Vertretern des IPP, den Vertretern des Opfervereins sowie den Mediatoren und allen, die bereit waren, durch Interviews und Berichte zum Gelingen der Studie beizutragen. Ihnen allen gilt unser besonderer Dank.
So sehr die IPP-Studie uns auch erneut mit einem dunklen Kapitel unserer Geschichte konfrontiert und deshalb belastet, so sehen wir in der Studie doch auch einen ganz bedeutenden Schritt in der Aufarbeitung unserer Vergangenheit. Im Rückblick können wir sagen: So schwer der gemeinsame Weg gerade in der Anfangszeit für uns und mehr noch für die Geschädigten war, so war gerade dieser Weg der richtige. Keine Entschädigungszahlung und keine Therapie kann letztlich das Geschehene ungeschehen machen. Aber das gemeinsame Bemühen, das Geschehene zu begreifen und die Folgen anzuerkennen, hat dazu beigetragen, dass doch eine gewisse Verständigung und – so hoffen wir – ein stückweit wieder Vertrauen möglich wird.
Die Studie gibt uns im Kloster wichtige Erkenntnisse hinsichtlich der Frage, wie es zu den Vorfällen in unserem Internat kommen konnte, welche Fehler in der Vergangenheit bei uns gemacht wurden. Sie hilft uns damit, künftig solche Fehler zu vermeiden und neue Wege einer Kultur des Hinschauens und der offenen Kommunikation zu gehen. Sie zeigt auch auf, welche Folgen der Missbrauch bei den Geschädigten hatte und immer noch hat. Dies hilft uns nicht nur bei der Aufarbeitung der Fälle der Vergangenheit, es stellt für uns auch eine wichtige Hilfe für notwendige Präventionsmaßnahmen und die Sorge um die fortlaufende Weiterentwicklung unsres Präventionskonzeptes dar.
In diesem Sinne stellt die Studie für uns keinen Abschluss dar!
Die Aufarbeitung und das Bemühen unsererseits, weiterhin mit den Geschädigten in Kontakt zu kommen und zu bleiben, bildet auch in Zukunft eine Aufgabe und Herausforderung für uns.
Die Erfahrungen der Geschädigten können uns über die aufgezeigten Ergebnisse der Studie hinaus wertvolle Hilfen für unsere weitere Arbeit geben.
Daher sind wir allen dankbar, die diesen Weg mit uns gegangen sind. Dieser Dankgilt besonders auch den Opfern, die bereit waren, trotz ihrer schlimmen Erfahrungen, mit uns zusammenzuarbeiten.
Unser Kloster mit Schule und Internat ist nach dem Jahr 2010 nicht mehr wie vorher: Von jedem Leid, das durch unsere Schuld einem der uns Anvertrauten zugefügt wurde, bleibt eine schmerzende Narbe zurück. Es bleibt unsere Aufgabe, uns verantwortungsbewusster und mit offeneren Augen unseren Herausforderungen in
Kirche und Welt zu stellen.
Ettal, 07.03.2013 Abt Barnabas Bögle OSB