"Sahneschnittchen" und "Frischfleisch"
Bühling selbst weiß zu diesem Zeitpunkt schon lange, dass er homosexuell ist. "Ich war gar nicht so sehr entsetzt über die Zustände, als über die Unverfrorenheit, mit der meine Mitbrüder sich in der Doppelmoral eingerichtet hatten." Sprach er die Betroffenen darauf an, wieso sie sich mit Strichern einließen oder in der nächstgrößeren Stadt "Sahneschnittchen" und "Frischfleisch" aufrissen, stieß er auf Unverständnis: "Stell dich nicht so an, mach es dir nett und rede nicht drüber." Diese Haltung zog sich laut Bühling bis in die Führungsebenen hinein, wo kein Interesse bestand, psychisch labilen Studenten Halt zu geben oder dem Treiben im Keller Einhalt zu gebieten.
Männlichkeitswahn und Frauenhass
Bühling verliebt sich, führt eine heimliche Beziehung, hadert und zerbricht fast an der Scheinheiligkeit. Er verlässt St. Matthias, macht eine Ausbildung zum Gemeindereferenten, versucht es im Herbst 2004 noch einmal mit dem Priesterwerden - im Spätberufenen-Seminar St. Lambert in Lantershofen in der Eifel. Hier erlebt er eine Frauenfeindlichkeit, die ihm Angst macht: Das "Weibsvolk" gilt den Seminaristen als teuflisch und nur gut genug für niedere Arbeiten. Ein Kommilitone habe "ein mittelalterliches Frauenbild gehabt, das geradezu psychopathisch war".