Samstag, 31. März 2012

Nur ein Brief Die nachfolgenden Zeilen erreichten schafsbrief.de. Nach Rücksprache mit dem Absender dürfen wir den Brief veröffentlichen.








"Aufrichtigen Dank für die Schafseiten.


Ich habe Ihre Schafseiten entdeckt. Danach konnte ich nicht mehr schlafen. Während ich das schreibe, kommen mir wieder die Tränen in die Augen. Als geschädigtes Schaf bekomme ich davon Herzklappern. Und die Luft bleibt mir weg. Nein, das ist nicht rhetorisch gemeint. Ich krieg wirklich physisch keine Luft mehr, wenn ich davon lese, dass Täter noch immer „ummäntelt“ und geschont werden.

Täter werden wieder eingesetzt! Das darf nicht wahr sein!!

Blööök, es nimmt mir den Atem. Die unverschämte Gemeinheit, die ich selbst erlebte, liegt schon sechzig Jahre zurück. Nie habe ich öffentlich darüber gesprochen. Aber, dass ein Priester sich so verhielt, wie er sich nie hätte verhalten dürfen, das verwundete meine Seele für ein ganzes Leben.


Ich hab nie Wut haben können. „Ich soll ja vergeben“, als Christ. So lernten wir es. So steht es in der Schrift. Habe ich auch getan, mein ganzes Leben lang. Ich hab dem Täter vergeben, schon vor Jahren.


Doch leider gibt es heute „Geweihte“, die das Leid verwundeter Menschen, überhaupt nicht ernst nehmen. Die sich darüber belustigen. Ja, das gibt es!!

Blöööööök! Ich habe es leider aktuell vor nicht langer Zeit erlebt.

Seit dem kann ich nicht mehr oder nur unter größten inneren Qualen eine Messe besuchen. Nicht mehr zur Beichte gehen. Ich bekomme Panik. Alles von damals kommt wieder hoch.

Ich fange an zu zittern, wenn ich nur an das Betreten (m)einer Kirche denke. Aber ich liebe doch die Gemeinschaft, die Gegenwart mit, bei Jesus Christus.

Ich hab mein Leben lang nie Wut haben können. „Ich wollte ja vergeben“, als Christ.

Aber durch Ihren Schafbrief und die unglaublichen Informationen darin, habe ich zum ersten Male furchtbare Wut bekommen. Wut auf die Heuchelei und Vertuscherei. Weil die, die weiter vertuschen, nicht ahnen, was Opfern angetan wird für ein ganzes, langes Leben, von Tätern! Vertrauen bleibt zerstört, für immer.


Ich hab Enkel. Und ich fürchte um meine Enkel, wenn sie in die Kirche gehen. Ist das nicht furchtbar! Ich schäme mich für meine Kirche. Ich fühle mich schuldig, dass ich nicht verhindert habe, dass sie Messdiener wurden.

Wenn nun so ein „quer versetzter Täter“, von dem in der neuen Pfarrei niemand etwas weiß, wieder zuschlägt! Bei unschuldigen Kindern, bei meinen Enkeln. Ich kann oft deswegen nicht schlafen. Es ist ein Verbrechen, diese Menschen nicht ganz und für immer aus dem kirchlichen Dienst zu entfernen!

Es ist auch ein Hohn für alle betroffenen Opfer.

Ich blöke nicht nur, ich schreie jetzt laut auf. Wie ein Schaf, dem die Haut noch einmal abgezogen wird. So fühlt man sich.

Es kann doch nicht sein, dass ausgerechnet ein Bischof, der für den Schutz und die Aufklärung der Untaten zuständig ist, weiterhin „Mäntelchen“ um Täter hüllt und ihnen damit ermöglicht, neue potenzielle Opfer zu finden. So naiv und rücksichtslos kann man doch nicht sein.

Leider habe ich nicht mehr die Kraft wie Sie, öffentlich zu bloggen und zu blöken.

Ich kämpfe mit furchtbaren Seelenqualen: Die Kirche, die ich liebe, als Kirche Christi und aller redlichen Gläubigen und Priester, nun am Ende meines Lebens noch zu verlassen. Auszutreten. Ein Zeichen des Protestes gegen den anhaltenden Verrat von Seelen, von Kinderseelen!

Aber bitte blökt und blökt und schreit und quiekt. Bis sich endlich etwas ändert.

Das, was schon offen gelegt wurde, ist nach meiner Meinung bislang nur die Spitze eines Eisberges. Viele, wie ich, haben nie geredet, weil sie dazu nicht mehr die Kraft haben. Wissen die verantwortlichen Kleriker eigentlich, was es für Betroffene von Übergriffen bedeutet, überhaupt zu reden ??

Ich kenne Opfer aus dem Zeitraum vor 1960. Heute Senioren. Und die reden nicht mehr. Die Täter sind meist uralt oder verstorben. Wer tut sich das an, als alter Mensch, wo das Leid nicht einmal ernst genommen wird.

Und was ist mit jenen Menschen, die nach 1980 und später durch Übergriffe kranker Kleriker geschädigt wurden? Diese Menschen sind heute oft einfach noch nicht in der Lage, darüber zu reden. Man braucht Jahrzehnte Abstand. Die Untaten dürften nie verjähren!

Ich schreibe voll Zorn. 60 Jahre sind seit der Tat vergangen. Ob der Täter noch lebt, der so viel in meinem Leben zerstört hat? Neulich fand ich seinen Namen im Internet. Wie vielen hat er noch Leid zugefügt, die Seele verdunkelt?


Meine Generation, die Kriegskindergeneration, hatte nicht die Spur einer Möglichkeit, sich öffentlich zur Wehr zu setzen.

Gestörte Kleriker jetzt in Senioreneinrichtungen oder in der Krankenhausseelsorge einzusetzen, das ist Frevel! Kranke und alte Menschen, die hilflos sind, oft aus dem Krieg heraus schwer traumatisiert, benötigen untadelige, glaubwürdige Priester, denen sie ihr Herz öffnen können. Mit einer solchen Maßnahme verschwindet für uns das letzte Vertrauen zur Kirche.


Danke, dass Sie blöken!

Blöken Sie weiter, bis das Blöken die Erde umrundet hat und beim Herrgott ankommt. Und vielleicht dann auch in Rom.

Ein wütendes,altes Zornschaf"