Montag, 12. August 2013

Zollitsch: "Denn wir haben etwas in unserer Gesellschaft geschafft, was keine andere Gruppe in gleicher Weise bisher geschafft hat."

In welcher Situation ist es denn besonders schwer gefallen, in den letzten Jahren einen Konsens unter den Bischöfen zu finden?

Zollitsch: "Die schwierigste Frage, die uns beschäftigt hat, war tatsächlich das Auftauchen der Missbrauchsfälle. Keiner von uns hatte sich das vorstellen können. Keiner von uns hat das je gedacht. Und wir haben gespürt, dass hier eine Welle auf uns zukommt. Da war es natürlich schwer, in dieser schwierigen Situation einen gemeinsamen Weg zu finden. Aber schauen Sie, wir haben sowohl die Leitlinien überarbeitet, wie wir damit umgehen, wir haben Präventionsmaßnahmen beschlossen und wir haben uns auch entschlossen, das Ganze aufzuarbeiten. Und es hat sich gelohnt, hier Geduld zu haben, denn wir haben etwas in unserer Gesellschaft geschafft, was keine andere Gruppe in gleicher Weise bisher geschafft hat."

Waren Sie wirklich so sehr überrascht über den Missbrauchsskandal oder eher über das Ausmaß des Missbrauchsskandals?

Zollitsch: "Ich war über den Skandal selber überrascht und noch mehr über das Ausmaß, weil ich mir von meiner Lebenserfahrung einfach so etwas gar nicht vorstellen konnte."

Aber es gab ja selbst Witze über - sagen wir einmal - anzügliche Vorstellungen, was vielleicht einige katholische Priester vielleicht mit Ministranten anfangen können. Also, dass es Sie so überrascht hat, wundert mich etwas!

Zollitsch: "Es gibt immer Unterstellungen, das muss ich auch sagen, und so hab ich das in der Stärke auch verstanden . Aber dann war es klar, als wir ein paar Einzelfällen begegnet sind, sind wir denen nachgegangen und dass das dann dieses Ausmaß hat, - aber schauen Sie, Sie müssen ja an die Gesellschaft denken -, als damals die Sache mit der Odenwaldschule bekannt geworden ist, hat sich in der ganzen Gesellschaft überhaupt niemand darum gekümmert! Es ist dann natürlich eine neue Welle hochgekommen, vielleicht weil es die Kirche war. Gut, wir haben uns dem gestellt. Und das war dann tatsächlich in dieser Weise das bedrängende Überraschende."

Wann wird denn jetzt eigentlich die Bischofskonferenz eine neue Studie in Auftrag geben, nachdem die Studie mit Herrn Pfeiffer gescheitert ist?

Zollitsch: "Wir haben uns klar entschieden, dass wir die ganze Sache untersuchen werden. Wir werden jetzt (...) Angebote prüfen, mit welchen Instituten wir diese Sachen machen. Auf jeden Fall werden wir diese Sachen gründlich anpacken. Ich bedauere, dass das ganze mit Prof. Pfeiffer gescheitert ist, aber es war nicht möglich, eine gemeinsame Basis zu finden."

Und Sie glauben schon, dass Sie eine gute Institution finden können, die auch gut und objektiv aufklären kann?

Zollitsch: "Ja. Von dem, was wir bis jetzt an Angeboten haben, bin ich überzeugt. Da sind gute Leute drunter. Denn wir wollen das sachlich und objektiv auch machen."

Aber ist da nicht etwas Zeitdruck nötig? Weil, man hat den Eindruck, dass es auch ein wenig 'versanden'  könnte?! 

Zollitsch: "Es wird nicht 'versanden'. Wir wollen doch nur, nachdem die Sache mit dem Institut von Prof. Dr. Pfeiffer nicht zustande gekommen ist, dann gründlich prüfen, mit wem wir das machen. Und da glaube ich, kommt es auf zwei, drei Monate nicht an."