Mittwoch, 24. Mai 2023

Edmund Dillinger: Bistum Trier vertuschte offenbar Missbrauchsvorwürfe gegen Dillinger

Der Fall des ehemaligen Priesters Edmund Dillinger sorgt einmal mehr für Sprachlosigkeit: Auch bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an ihn hat das Bistum Trier offenbar Missbrauchsvorwürfe vertuscht.

Der verstorbene Priester Edmund Dillinger aus Friedrichsthal soll über Jahrzehnte Minderjährige missbraucht haben. Seine Taten hielt er auf Fotos und Dia-Aufnahmen fest, die sein Neffe nach seinem Tod im Haus Dillingers fand. 

Ein neu aufgetauchtes Dokument zeigt nun: Das Bistum Trier hat offenbar auch bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Edmund Dillinger Missbrauchsvorwürfe vertuscht. Bei dem Dokument handelt es sich um einen Brief des Generalvikars aus den 70er Jahren. Das Schreiben befindet sich in der Akte anlässlich der Verleihung, die dem SR nun vorliegt.

BISTUM TRIER HATTE KEINE EINWÄNDE GEGEN VERLEIHUNG

In dem Brief geht es um eine Stellungnahme zur geplanten Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Die saarländische Staatskanzlei unter Franz-Josef Röder wollte damals im Auftrag des Bundespräsidenten Walter Scheel wissen, ob das Bistum Trier Einwände gegen die Verleihung an Edmund Dillinger habe.

Der damalige Generalvikar Linus Hofmann antwortete kurz und knapp, es gebe keine Einwände. Dabei waren dem Bistum die Neigungen des Priesters bereits bekannt.

DILLINGER WAR ZU DIESEM ZEITPUNKT BEREITS STRAFVERSETZT

Wegen eines Vorfalls mit einem Jugendlichen bei einer Rom-Wallfahrt Anfang der 70er Jahre wurde Dillinger in das Nachbarbistum Köln strafversetzt. Schon damals war Hofmann Generalvikar.

Das Bistum Trier wollte sich am Mittwoch nicht zu dem Brief äußern. Die Fragen beträfen Klärungen und Bewertungen, die in die derzeit laufende Aufarbeitung des Falles gehören, heißt es aus der Pressestelle.

Der Orden wurde 1977 von Franz-Josef Röder verliehen. Der Vorschlag kam aus den Reihen der Afrika-Hilfe des Cartellverbands, dem Zusammenschluss katholischer Studenten. Dillinger war selbst Gründer des Vereins – und wie Röder auch Mitglied des Cartellverbands.

(sr.de)