Die Untersuchung im Fall des unter Missbrauchsverdachts stehenden und Ende 2022 gestorbenen katholischen Priesters Edmund Dillinger kommt voran. Der erste Zwischenbericht von zwei Justizexperten für die Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Trier sei fertig, sagte der Vorsitzende der Kommission, Gerhard Robbers, der Deutschen Presse-Agentur in Trier. Der genaue Termin der Veröffentlichung stehe noch nicht fest. Robbers rechnete aber mit «einem baldigen Termin».
Der frühere Priester aus Friedrichsthal im Saarland steht in Verdacht, ab den 1970er Jahren über Jahrzehnte vor allem Jugendliche sexuell missbraucht und in teils pornografischen Posen fotografiert zu haben. Der Neffe des Priesters, Steffen Dillinger, hatte nach dem Tod des Mannes zig ungerahmte Dia-Aufnahmen in dessen Haus gefunden - und war damit im April an die Öffentlichkeit gegangen.
Die Aufarbeitung der Justizexperten in dem Fall geht unterdessen weiter. Der beteiligte frühere Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer sagte, die Einsicht in die Akten der Staatsanwaltschaft Mainz dauere noch an. Dazu gehören Fotos und Unterlagen, die der Neffe ursprünglich bei den Ermittlungsbehörden in Mainz abgeliefert hatte. Zehn Bilder waren als strafrechtlich relevante jugendpornografische Fotos eingestuft wurden, bei zwölf Bildern war es nicht eindeutig.
Zudem werde Brauer im Laufe des Septembers Einsicht in die Akten bei der Saarbrücker Generalstaatsanwaltschaft bekommen, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrücken mit. Brauer sagte, er habe Termine zur Einsicht für Mitte September angesprochen. Er und der frühere Trierer Oberstaatsanwalt Ingo Hromada sind mit dem Auswerteprojekt für die Aufarbeitungskommission betraut.
Die Einsicht in die Unterlagen in Saarbrücken wird allerdings nur noch begrenzt möglich sein. Denn den Großteil der Asservate aus dem Nachlass des Ex-Priesters gibt es nicht mehr. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hatte sichergestelltes Material aus dessen Haus am 5. Juli verbrennen lassen, nachdem sie keine Grundlage für Ermittlungen gegen noch lebende mögliche Mittäter gesehen hatte.
Für die Vernichtung des Materials hatte sich Generalstaatsanwalt Manfred Kost entschuldigt. Es sei ein Fehler gewesen, der leider nicht mehr rückgängig gemacht werden könnte. Brauer hatte die Vernichtung als «schweren Schlag für die Aufarbeitung» bezeichnet. Man hatte sich «wichtige Ansätze für weitere Recherchen insbesondere nach Betroffenen erhofft». Auch beim Verein der Missbrauchsopfer und Betroffenen im Bistum Trier (Missbit) war das Entsetzen groß.
Seit Mitte Juli läuft bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen des Anfangsverdachts des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen. Ziel ist es, Zeugen zu finden, die Angaben zu etwaigen noch lebenden Tätern und noch nicht verjährten Straftaten in dem Komplex machen können. Wie ist der Stand? «Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Einzelheiten können gegenwärtig nicht mitgeteilt werden», sagte der Sprecher. (dpa)