Freitag, 20. Dezember 2024

Bistum Trier: Niederfischbach: der ehemalige Trierer Generalvikar, heutiger Bischof von Limburg und Vorsitzender der DBK, Georg Bätzing, sprach bereits 2021 von sexuellem Missbrauch mit mehreren Betroffenen in Niederfischbach: "Ich habe immer ein Wissen darüber gehabt"

Bätzing: 

 Der ehemalige Trierer Generalvikar und heutige Bischof von Limburg, Georg Bätzing,  in einem Interview mit "domradio.de" im Dezember 2021.  Bätzing betonte, dass er "immer Wissen darüber (Causa Niederfischbach) gehabt habe" und sprach von einem  angeblichen "Lernprozess". 


Zudem behauptet Bätzing im Mai 2024: "Ich meine, in den mit bekannten Fällen ansonsten entschieden und korrekt vorgegangen zu sein."  (...)  Er könne jedoch mit Gewissheit sagen, dass er nie irgendetwas vertuscht habe. "Im Gegenteil", betont Bätzing.


Hintergrund:

Während Bätzing angibt,  "immer Wissen" über den sexuellen Missbrauch in Niederfischbach gehabt zu haben, wird ein Betroffener des damaligen Pfarrers im Jahr 2010 durch einen Fernsehbericht getriggert, der dem Betroffenen "Türen zur Erinnerungen öffnete, die er ganz weit nach hinten geschoben" habe. - Erst Jahre später konnte er sich öffnen. Der Betroffene ist sowohl von Ackermann als auch von Bätzing enttäuscht. 

Donnerstag, 19. Dezember 2024

Bistum Trier: Betroffener bricht sein Schweigen: Nach den Begegnungen mit Ackermann sei klar gewesen: "Das wird jetzt alles aufgearbeitet". - Aber: Hoffnung und Erwartungen wurden enttäuscht - Auch von Bischof Bätzing hätte er sich frühere und konkretere Schritte gewünscht


Das Schweigen brechen: Betroffener berichtet von sexuellem Missbrauch durch katholischen Pfarrer in Niederfischbach

Niederfischbach:  In den 60er-Jahren sei der Missbrauch geschehen. Der mutmaßliche Täter: wird über Nacht aus der Gemeinde genommen. Der Betroffene leidet bis heute. Und er beklagt: Die Opfer sind es, die immer wieder die Initiative zur Aufarbeitung ergreifen müssen. 

TV-Bericht im Jahr 2010 über Missbräuche löst in ihm "eine Lawine aus"

Der Bericht katapultiert ihn zurück in die Zeit der 60er-Jahre, öffnete Türen zu Erinnerungen, die er ganz weit nach hinten geschoben hatte. In diesem Moment kommen sie hervor und er will darüber sprechen. Erstmalig erzählt er seiner Frau davon. Und noch einmal mehrere Jahre später schreibt er eine Nachricht an den aktuellen Pfarrer. Nach Niederfischbach, seine alte Heimat.

Nicht das einzige Opfer

Er erzählt: Ihm persönlich sei mindestens ein weiteres Opfer bekannt und ihm sei zu Ohren gekommen, dass jemand in Trier einen Missbrauchsfall gemeldet hat und es dann zu einer Versetzung kam. Im Stillen und quasi „über Nacht“ wurde der Pfarrer dann versetzt.

Bischof Georg Bätzing, dessen Heimatgemeinde Niederfischbach ist, geht in seinem Buch „Rom ist kein Gegner“ in einem Kapitel kurz auf die Vorfälle ein.

Auffallende Vita des Pfarrers

Der Lebenslauf des verstorbenen Pfarrers ein: Zunächst Aufenthalt in einem Kloster, später dann unter anderem der Einsatz in einem Altenheim. Eine solche Vita spreche „für sich“. Auch wenn der Pfarrer nie als Täter geführt worden sei. Der Betroffene berichtet: Es habe damals in der Gemeinde sogar Proteste gegen die plötzliche Versetzung gegeben – was wiederum ihn, das Opfer, geärgert habe. Danach aber sei das Thema viele Jahre nicht mehr existent für ihn gewesen. Bis ins Jahr 2010.

Er wandte sich in einer Mail an das Bistum in Trier, suchte Hilfe bei einer Beratungsstelle der Caritas, nahm an zwei Veranstaltungen mit Bischof Dr. Stephan Ackermann teil. 

Nach den Begegnungen mit Ackermann sei für ihn klar gewesen: „Das wird jetzt alles aufgearbeitet“. Aber: Seine Hoffnung, seine Erwartungen seien enttäuscht worden.

„Letztendlich will man mit dem Thema nichts zu tun haben“, 

so sein bitteres Fazit. Was ihn besonders umtreibt: Zwar gebe es „Sonntagsreden“, aber nie sei die Kirche die Aufarbeitung von selbst angegangen, sondern immer hätten das die von Missbrauch Betroffenen selbst tun müssen: „Die Kirche als Institution lehnt sich zurück.“ 

Auch von Bischof Bätzing hätte er sich frühere und konkretere Schritte gewünscht.

Betroffenen endlich eine Stimme geben

So haben die Schilderungen des Betroffenen das Leitungsteam dazu veranlasst, zu einem Abend zum Thema „Sexualisierte Gewalt im Raum der katholischen Kirche in Niederfischbach von 1963 bis 1969″ zu laden. Jeder ist zu dieser Veranstaltung in geschütztem Rahmen geladen. Sie findet statt am 16. Januar (19.30 Uhr) im Mehrzweckraum der Ortsgemeindeverwaltung. Zu der Veranstaltung heißt es: „Betroffene leben bis heute noch mit den Folgen dieser Gewalt und wir möchten dazu beitragen, dass sie eine Stimme bekommen.“ (den vollständigen Artikel auf "siegener-zeitung.de" lesen)

Mittwoch, 18. Dezember 2024

Bistum Trier: "Mit der Hand von Beinen in den Intimbereich gestrichen" - laut Bistum kein sexueller Missbrauch - Beschuldigter Pfarrer wurde anschließend Ansprechperson "für Beschwerden oder den Verdacht eines grenzüberschreitenden Verhaltens oder sexualisierter Gewalt"


Quelle: Internetauftritt der Pfarreiengemeinschaft


Seit 2023 ist der mit Vorwürfen konfrontierte Pfarrer offiziell als Ansprechpartner  "bei Verdacht  grenzüberschreitendes Verhaltens oder sexualisierter Gewalt" aufgeführt. Der Trierer Bistumspriester war maßgeblich an der Erstellung des "Institutionellen Schutzkonzeptes zur Prävention von sexualisierter Gewalt" beteiligt.

Der Entwurf des Konzepts wurde auch der Bistumsleitung übergeben, die dieses prüfen und gegebenenfalls verbessern und erweitern sollte.  

Dem Trierer Bistumspriester werden 2015 und 2016 Übergriffe vorgeworfen. Zudem gibt es weitere Hinweise auf grenzüberschreitendes Verhalten. (ca)





Im Herbst 2015 soll ein Pfarrer einem damals 14-jährigen Firmling mit der Hand von den Beinen in den Intimbereich gestrichen haben. Im Sommer 2016 soll der Geistliche der damals Jugendlichen während der Firmfeier mit der Hand vom Halsbereich bis zur Brust gefahren sein.

Das teilt die zuständige Staatsanwaltschaft auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds mit. Die  Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen den Pfarrer. Es ist nicht das erste Mal, dass sie sich mit dem Fall befasst. Wie das Bistum Trier mit dem Fall umgegangen ist Wie hat das Bistum Trier bislang reagiert? Eine Bistumssprecherin bestätigt, dass 2015 Vorwürfe gegen den beschuldigten Bistumspfarrer erhoben worden seien.

Die Verantwortlichen im Bischöflichen Generalvikariat hätten diese Vorwürfe umfassend geprüft, sagt die Sprecherin, und seien zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich bei den Vorwürfen um eine  disziplinarische Angelegenheit handele. Eine disziplinarische Angelegenheit, die nicht unter die damals geltenden Leitlinien zum Umgang mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs gefallen sei. Das heißt, erläutert die Sprecherin weiter, der damalige Vorwurf sei nicht als Vorwurf des sexuellen Missbrauchs eingeordnet worden, sondern als eine disziplinarische Angelegenheit, die mit dem Pfarrer angegangen worden sei. Welche Konsequenzen dies für den Pfarrer hatte, lässt sie offen. 

Der Vorwurf sei  disziplinarisch behandelt worden, sagt die Bistumssprecherin. Dieses Vorgehen sehe weder eine Beurlaubung noch eine Information der Pfarrei und Pfarreiengemeinschaft vor.

Nach Volksfreund-Informationen soll die mittlerweile erwachsene, mutmaßlich Betroffene den Fall 2023 noch einmal beim Bistum gemeldet haben. Auslöser soll gewesen sein, dass sie zufällig erfuhr, der Pfarrer sei Ansprechperson eines Schutzkonzeptes gegen sexuellen Missbrauch einer Pfarrei.

Die Bistumssprecherin bestätigt, dass 2024 die Angelegenheit „Pfarrer ...“ bei der zuständigen Staatsanwaltschaft erneut vorgetragen wurde, „und zwar mit einer auf der Basis von neuen Erkenntnissen erweiterten Sachverhaltsdarstellung“. Das Bistum leitete eine kirchenrechtliche Voruntersuchung ein. Die Sprecherin sagt, aufgrund der laufenden staatlichen wie kirchenrechtlichen Untersuchungen könne sie im Moment keine weiteren Angaben dazu machen.

Nach Informationen unserer Zeitung sollen neben dem Firmling noch weitere Personen Vorwürfe gegen den Bistumspfarrer erhoben haben. Die Bistumssprecherin bestreitet dies. Sie sagt, darüber hinaus seien keine weiteren Vorwürfe sexuellen Missbrauchs beim Bistum eingegangen. „Wohl aber gab es von zwei anderen Personen Hinweise zu möglichem grenzüberschreitenden Verhalten des Pfarrers“, fügt die Sprecherin hinzu.

Trotz Vorwürfen: Pfarrer wird Ansprechperson eines Schutzkonzeptes gegen sexuellen Missbrauch

Doch wie kann es überhaupt sein, dass ein Pfarrer Ansprechperson eines Schutzkonzeptes ist? Wird das Schutzkonzept damit nicht ad absurdum geführt? Der Rechtsträger entscheide, wer als Ansprechperson benannt werde, sagt die Bistumssprecherin. Es gebe keine Vorgaben des Bistums. Im konkreten Fall fungiere der Pfarrer nicht mehr als Ansprechperson. Doch ein Blick ins Schutzkonzept offenbart anderes. Nach wie vor ist der Pfarrer als Ansprechperson genannt, falls es Grund zu einer Beschwerde oder den Verdacht eines grenzüberschreitenden Verhaltens oder sexualisierter Gewalt gibt. (Quelle: volksfreund.de)




Dienstag, 17. Dezember 2024

Bistum Trier: Keine Einsicht in Personalakte für Missbrauchsopfer - Anwalt der Klägerin: "Offenbar nicht gewollt, dass Dinge aufgeklärt werden."

Das Arbeitsgericht Trier hat die Klage einer Frau mit dem Pseudonym Karin Weißenfels abgewiesen. Sie hatte umfassende Einsicht in ihre Personalakte beim Bistum Trier gefordert.

"Ich bin fassungslos", sagte die Klägerin mit dem Pseudonym Karin Weißenfels nach der Urteilsverkündung am Dienstagvormittag in Saal 1 des Arbeitsgerichts Trier. Nur sie und ihr Anwalt waren zu dem Termin gekommen, Vertreter des Bistums Trier nicht. Die Richterin sagte zu der Frau, sie verstehe, dass sie enttäuscht sei. Juristisch habe sie aber so entscheiden müssen.

Bistum Trier schwärzt Seiten in Personalakte

Die Klägerin ist noch immer Angestellte des Bistums Trier und forderte vor Gericht vom Bistum uneingeschränkte Einsicht in ihre Personalakte. Ihre Personalakte umfasst mehrere Aktenordner. Das Problem: Das Bistum hat dort auch Dokumente eingefügt, die formaljuristisch betrachtet nicht in eine Personalakte gehören. Es stellte der Klägerin nur eine Version zur Verfügung, in der etliche Seiten komplett geschwärzt sind.

Richterin: Klägerin muss beweisen, was zur Personalakte gehört

Die Klage wurde abgewiesen und die Klägerin muss die Prozesskosten in Höhe von 16.000 Euro tragen. Dieses Urteil verkündete die Richterin am Arbeitsgericht Trier.

Die Richterin begründete ihre Entscheidung damit, dass in einem Zivilverfahren die Klägerin beweisen muss, was zur Personalakte gehört und was nicht. Ihr Antrag sei zu allgemein gestellt gewesen. Sie könne aber vor dem Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz Berufung gegen das Urteil einlegen, sagte die Richterin.

Der Anwalt der Klägerin reagierte verständnislos auf das Urteil. Wenn seine Mandantin nur geschwärzte Unterlagen erhalte, könne sie gar nicht beweisen, was juristisch gesehen zur Personalakte gehöre und was nicht. "Es war offenbar nicht gewollt, dass Dinge aufgeklärt werden", sagte er nach der Urteilsbegründung.

Aktenführung des Bistums Trier kritisiert

Auch die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier hatte schon mehrfach die schlechte Aktenführung des Bistums Trier kritisiert. Im Fall Weißenfels habe das Bistum viele Dokumente in die Personalakte geheftet, die nichts in einer Personalakte zu suchen haben.

Der Fall Karin Weißenfels

Als junge Frau war die Frau mit dem Pseudonym Karin Weißenfels jahrelang von einem Priester, der ihr Vorgesetzter war, sexuell missbraucht worden. Als sie schwanger wurde, drängte der Priester sie zur Arbtreibung. Das Bistum hat die Frau als Opfer sexuellen Missbrauchs anerkannt und ihr eine finanzielle Entschädigung gezahlt. Der inzwischen verstorbene Täter wurde nie bestraft, konnte in der Kirche Karriere machen.

Opfer traumatisiert

Im Gerichtssaal des Arbeitsgerichts Trier sagte die Frau, dass der lange Rechtsstreit und die Vorbereitung der Klage sie viel Kraft gekostet haben. Sie wolle nun mit ihrem Anwalt die schriftliche Urteilsbegründung abwarten und dann mit ihm beraten, ob sie gegen das Urteil Berufung einlegt. (Quelle: swr.de)


Sonntag, 15. Dezember 2024

Bistum Trier: Causa Dillinger: Der Priester, der sich gegenüber Bischof Ackermann erlauben konnte, was er wollte: Edmund Dillinger trat mehrfach unerlaubt im Bischofsgewand auf



Serientäter Edmund Dillinger hinterließ nach seinem Tod verschiedene Gewänder. - Darunter auch ein Bischofsgewand. 

Während der Papst Weiß trägt, die Kardinäle Rot, tragen Bischöfe der katholischen Kirche Violett/Lila bzw. Magenta.- Traditionell die Farbe Lila, weil sie sich u.a. mit den Königen gleichstellten.  Die Farbwahl Lila repräsentiert u.a. Macht und königliche Opulenz. 

Edmund Dillinger jedoch war kein deutscher Bischof.  Er gehörte auch nicht zu denjenigen, die im Bistum Trier trotzdem hätten ein Bischofsgewand tragen dürfen.  Doch Dillinger trug auch zu offiziellen Anlässen sein Bischofsgewand. So unter anderem im Bistum Trier als auch in Rom. 

Aus einer Aufzeichnung geht hervor, dass Edmund Dillinger 2012 vom damaligen Generalvikar von Bischof Ackermann,  Georg Holkenbrink ermahnt wurde, die offizielle Bischofskleidung nur in der Diözese zu tragen, in dem ihm der Titel des Ehrendomherren verliehen wurde: In Kamerun.



Mittwoch, 11. Dezember 2024

Bistum Trier: Ackermann versprach "vollständige Unabhängigkeit" - Doch wie "unabhängig" ist die Aufarbeitungskommission"im Bistum Trier wirklich, wenn der ehemalige Generalstaatsanwalt Dr. Brauer bereits 2012 nachweislich über den Sachverhalt Dillinger informiert wurde?

Bischof Ackermann versprach "vollständige Unabhängigkeit" als er den ehemaligen Trierer Generalstaatsanwalt Dr. Brauer  zur Unterstützung der  "unabhängigen Kommission für Aufarbeitung im Bistum Trier"  ernannte -  Doch wie "unabhängig" ist eine Kommission, wenn ein selbsternannter "Chef-Ermittler" bereits 2012 über den Missbrauch von Edmund Dillinger informiert war und Personaldaten zugesandt bekam?


                                            Foto: dpa/Sebastian Gollnow Quelle: "Trierischer Volksfreund"

1989 wechselte Jürgen Brauer zur Staatsanwaltschaft, zu seinen weiteren beruflichen Stationen gehörten Oberstaatsanwalt und leitender Oberstaatsanwalt in Trier.  Im März 2014 wurde Brauer zum Generalstaatsanwalt in Koblenz ernannt.



"Wie berichtet, hat die Unabhängige Aufarbeitungskommission den früheren Generalstaatsanwalt in Koblenz, Herrn Dr. Jürgen Brauer, gewinnen können, die Geschehnisse prioritär zu untersuchen. Ihm zur Seite tritt der frühere stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Trier, Herr OStA a.D. Ingo Hromada. Beiden Experten ist die Unabhängige Aufarbeitungskommission außerordentlich dankbar für ihr Engagement in der Sache. Die beiden Experten werden als Team zusammenarbeiten und alle erforderlichen Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommen. Dies umfasst nicht zuletzt auch eventuell erforderliche Ermittlungsfahrten nach Afrika oder in sonstiges Ausland sowie die überdiözesane Untersuchung.  Herr Dr. Brauer und Herr Hromada werden die Untersuchung in vollständiger Unabhängigkeit durchführen können. Die Beauftragung erfolgt durch die Stiftung Aufarbeitung. Auch dadurch wird die Unabhängigkeit der Untersuchung vom Bistum Trier zusätzlich gewährleistet."  (Quelle: Paulinus-bistumnews.de)

"Die Unabhängige Aufarbeitungskommission ist deshalb dankbar, dass sie den ehemaligen Generalstaatsanwalt in Koblenz, Dr. Brauer, gewinnen konnte, diesen Fall in völliger Unabhängigkeit aufzuarbeiten. Herr Dr. Brauer verfügt über umfangreiche berufliche Erfahrung in der Aufklärung von Verbrechen, gerade auch im Blick auf internationale Verflechtungen." (Quelle: "Aufarbeitungskommission Bistum Trier")

Brisant: Der damalige leitende Oberstaatsanwalt J.  Brauer erhielt bereits im März 2012 das Protokoll eines Gespräches,  an dem u.a. neben Edmund Dillinger der damalige Generalvikar Georg Holkenbrink und Justiziar Matthias Müller teilnahmen. 
 
Nur wenige Tage nach diesem Gespräch trafen sich u.a. der damalige leitender Oberstaatsanwalt Brauer und Generalvikar Holkenbrink zu einem weiteren Gespräch, indem vereinbart wurde, dass Oberstaatsanwalt Brauer u.a. "handschriftlich angefertigte Abschriften" von 1970 in Kopie erhalten würde. Ebenso wurde ihm eine Aufstellung der Personaldaten zugesagt.  (Kircheninternes Dokument liegt vor, Anmerk. ca)

Bistum Trier: Dritter Zwischenbericht der "Unabhängigen" Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier

"Ermittlungen in der Causa „Dillinger“

Im Zweiten Zwischenbericht hat die Unabhängige Aufarbeitungskommission den Fall des am 27. November 2022 verstorbenen Priesters Edmund Dillinger aufgegriffen und dargelegt, ein eigenes Projekt zur Aufklärung des Sachverhalts und der Zusammenhänge auf den Weg gebracht zu haben. Mit diesem Projekt wurden die ehemaligen Staatsanwälte Dr. Jürgen Brauer und Ingo Hromada beauftragt. Die Aufarbeitung zumindest in Deutschland wurde zwischenzeitlich weitgehend  abgeschlossen und am 10. April 2024 ein vorläufiger Abschlussbericht vorgelegt, der am 7. Mai 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Auf der Grundlage der Ermittlungsakten von drei Staatsanwaltschaften, annähernd 4400 in Augenschein genommener Lichtbilder, die im Nachlass des verstorbenen Priesters gefunden und sichergestellt worden waren, der Aktenbestände des Bistums Trier zu Dillinger, mehr als 50 Interviews mit Zeitzeugen und Betroffenen, zahlreicher schriftlicher Auskünfte von Privatpersonen, Behörden, Schulen, kirchlicher und privater Stellen sowie der von Dillinger veröffentlichten Schriften und weiterer Recherchen konnte dessen Lebensweg und beruflicher Werdegang nachgezeichnet und der von ihm über viele Jahre verübte sexuelle Missbrauch aufgearbeitet werden.

Nach den gewonnenen Erkenntnissen missbrauchte Dillinger in der Zeit von 1961 bis 2018 (einschließlich einer Nachmeldung nach Veröffentlichung des Abschlussberichts) mindestens 20Personen in verschiedenen Schweregraden. Ferner waren sehr viele, nach ihrer Anzahl aber nicht annähernd zu beziffernde Personen von sexuell motiviertem Verhalten Dillingers betroffen, indem sie in sexualisierten Posen fotografiert worden waren, Berührungen in allen Körperregionen ertragen oder Annäherungsversuche abwehren mussten.

Die Recherchen des Projektes förderten zudem zutage, dass die damals Verantwortlichen im Bistum Trier insbesondere 1964 sowie 1970 bis 1976 vollkommen unangemessen auf die ihnen bekannt gewordenen sexuellen Missbrauchstaten reagierten und die nachgewiesenen, zum Teil massiven Vorwürfe vertuschten. Die Leitung der Schule, in der Dillinger von 1979 bis 1999 als Lehrer katholische Religion unterrichtete, ging deutlichen Hinweisen oder „offenen Geheimnissen“ auf zumindest sexuell übergriffiges Verhalten ebenso wenig nach wie Mitwisser in den Pfarreien, in denen er als Seelsorger tätig war oder wohnte. Die gleiche „Kultur des Wegsehens“ herrschte auch in den Vereinen, Verbänden und Verbindungen, in denen Dillinger Mitglied war oder in maßgeblicher Position mitwirkte.

Vor dem Hintergrund der Recherchen ist aus Sicht der Unabhängigen Aufarbeitungskommission kaum zu begreifen, dass eine Person wie Dillinger trotz allen Wissens über seine Übergriffigkeiten und Missbrauchstaten über Jahrzehnte im Dienst der Kirche verbleiben konnte. Die Tatenlosigkeit und das Wegschauen von kirchlichen Verantwortlichen wertet die Unabhängige Aufarbeitungskommission als bewusste Vertuschung, die zuvörderst dem Schutz des guten Namens der Kirche und des Bistums diente und die die Interessen der Opfer gröblich vernachlässigte.



Verfasser: Dr. Jürgen Brauer

Die Autoren der Studie beklagen zu Recht, dass ihre Recherchen durch die Vernichtung wichtiger Beweismittel auf Veranlassung der saarländischen Ermittlungsbehörden massiv behindert und in Teilen vereitelt wurden. In Absprache mit der Aufarbeitungskommission setzen sie daher für ein weiteres Jahr ihre Bemühungen um Aufklärung möglicher Missbrauchsfälle in Afrika und anderen außerdeutschen Orten, aber auch in Deutschland selbst fort. Über die entfalteten Tätigkeiten und Ergebnisse erstellte das Projekt Mitte Oktober einen Zwischenbericht. Darin schildern die Autoren einen weiteren Missbrauchsfall, der sich in den 1960er Jahren in Bitburg ereignet hat und stellen ihre Bemühungen dar, über NGO, die Aufarbeitungskommissionen der anderen (Erz-)Bistümer, die CV-Afrika-Hilfe und namentlich das Auswärtige Amt Ansatzpunkte für erfolgversprechende Recherchen in afrikanischen Staaten zu finden. Ende April 2025 soll ein Abschlussbericht vorgelegt werden."




Bistum Trier : "Die "unabhängige" Aufarbeitungskommission - bekannter Film- und Theaterschauspieler Horst Krebs findet klare Worte zur "Causa Dillinger"




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Montag, 9. Dezember 2024

Bistum Trier: Betroffener des ehemaligen Freisener Pfarrers Otmar M. zeigt sich erleichtert : "Es ist, als ob ein schwerer Last von mir genommen wurde, und ich kann nun versuchen den Frieden zu finden, der mir so lange verwehrt war."

 

Timo Ranzenberger,
Betroffener des ehemaligen Freisener Pfarrers Otmar M. 
Foto: privat

Ich bin nun sehr zufrieden und erleichtert. Die letzte Nacht konnte ich aufgrund dieser frohen Botschaft nicht wirklich schlafen – die Erleichterung war einfach zu groß. Die Meldung bezüglich der Entlassung aus dem Klerikerstand ist für mich ein Geburtstags- und Weihnachtsgeschenk zugleich. Dieses Urteil, das endlich Gewissheit brachte, fühlt sich wie ein wahrer Neubeginn an. Es ist, als ob ein schwerer Last von mir genommen wurde, und ich kann nun versuchen den Frieden finden, der mir so lange verwehrt war.

Endlich hat das Warten ein Ende. Endlich herrscht Gewissheit. Die Gerechtigkeit hat gesiegt. Nach all den Jahren der Ungewissheit und der ständigen Anspannung kann ich nun endlich aufatmen. Das tägliche Googeln nach dem "Freisener Pfarrer" oder "Freisener Ex-Pfarrer" gehört der Vergangenheit an. Die ständige Nervosität, immer auf den Postboten wartend, in der Hoffnung auf Neuigkeiten vom Kirchengericht Köln, Paderborn oder dem Bistum Trier, ist vorbei.

Mit dem Urteil des Kirchengerichts Paderborn ist nun alles klar. Otmar M hat endlich das bekommen, was er sich über Jahre und Jahrzehnten redlich verdient hat. Dieses Gefühl der Erleichterung ist unbeschreiblich. Endlich kann ich meinen Kopf für etwas anderes freimachen, ohne ständig an die katholische Kirche und Otmar M zu denken. Der Teufelskreis ist endlich durchbrochen, und ich kann den Sieg über diese dunklen Kapitel meines Lebens spüren.

Ich freue mich, dass ich diesen Moment jetzt genießen kann. Er ist für mich ein Symbol der endgültigen Befreiung und des Sieges über das, was mich so lange belastet hat. ☺️☺️☺️☺️




Die erste Begegnung mit Otmar M. 

Im Jahr 1993 begegnete ich Otmar M. zum ersten Mal in der Sakristei in Gehweiler. Er war relativ jung, sympathisch und wirkte anders als viele andere Geistliche. Er hatte eine lockere Art und schien ein Mensch zu sein, dem man vertrauen konnte. Für mich wurde er schnell zu meinem Lieblingspfarrer.

Doch 1999 änderte sich alles. Er lud mich zu sich ins Pfarrhaus ein, was zunächst wie eine freundliche Geste wirkte. Doch was darauf folgte, war eine erschütternde Erfahrung, die mich für lange Zeit prägte. Ich war damals erst 15 Jahre alt und ergriff die Entscheidung, niemandem davon zu erzählen. Die Angst, ausgelacht zu werden oder nicht ernst genommen zu werden, war zu groß. Ein solcher Vorfall mit einem angesehenen Pfarrer schien mir unvorstellbar, und die Vorstellung, dass mir jemand glauben könnte, erschien mir sehr fern.

2005 kam alles wieder hoch

Im Jahr 2005 kamen diese verdrängten Erinnerungen wieder hoch, als ich unabsichtlich den Fernseher auf ZDF an einem Sonntag Ende Mai einschaltete und da plötzlich ein Gottesdienst lief.

Plötzlich hatte ich alles von damals vor Augen.

Die Zeit in der streng katholischen Pflegefamilie und ebenfalls die Übernachtungen bei Otmar M im Pfarrhaus.

Ich konnte nicht mehr wegsehen und begann, mich zu fragen: Warum hatte er das getan? Warum hatte er mich ausgesucht? Warum hatte ich das erleben müssen? Und vor allem, machte er das auch weiterhin mit anderen? Diese Fragen beschäftigten mich immer wieder, und ich begann, mich mit den Details dieser Zeit auseinanderzusetzen.

Hilfesuchen bei Beratungsstellen

In den Jahren 2005 und 2006 suchte ich Hilfe – anonym. Ich rief bei Beratungsstellen an, darunter auch bei Schotterblume e.V. . Dort fand ich Menschen, die mich verstanden und die mich ermutigten, den nächsten Schritt zu gehen. Die Telefonkette war ein wahrer Segen für mich.

Niemand lachte mich aus, niemand zweifelte an mir. Es war das erste Mal, dass ich mich mit meinen Gefühlen nicht allein fühlte.

Doch der Gedanke, zur Polizei zu gehen, machte mir Angst. Ich stellte mir vor, nicht ernst genommen zu werden. Was, wenn ich dort vor Wut oder Verzweiflung ausfällig werde? „Danke fürs Zuhören, du Drecksbulle“, oder Ähnliches – das wären Worte gewesen, die ich nicht kontrollieren konnte. Ich hatte Angst, dass die Situation eskaliert und ich selbst am Ende als Täter dastehe.

Auf Entzug

Zu dieser Zeit musste ich lernen, ohne die Betäubung von Alkohol zu leben. Der Schmerz und die Erinnerungen ließen sich nicht einfach abschalten. Es gab keine Ausflucht mehr, und ich musste mich den intensiven Gefühlen stellen, die mich so lange begleitet hatten. Das war eine schwierige und schmerzhafte Zeit für mich.

Anonyme Kontaktaufnahme zum LKA Saarland

2006 nahm ich schließlich anonym Kontakt zur Pressestelle des LKA für das Saarland auf. Die Ermittlungen der Polizei führten schließlich zu mir als Anrufer. Ich hatte 17 Seiten geschrieben, auf denen ich ausführlich schilderte, was er mir angetan hatte. Die Polizei vernahm Otmar M., und er gab vieles zu, was er mit mir gemacht hatte. Doch aufgrund der Verjährung wurde das Verfahren eingestellt.

Das war ein harter Schlag für mich. Ich musste zehn Jahre warten, ohne dass es eine wirkliche Aufklärung oder Konsequenz gab. Doch 2013 wurde Otmar M. fernab der Öffentlichkeit erneut angezeigt, und 2016 platzte schließlich die Bombe. In diesem Jahr erfuhr die Presse von der Sache, und das Bistum Trier handelte plötzlich sehr hektisch.

Bistum Trier wurde bereits 2006 von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken über Vorwürfe gegen Otmar M. informiert - unternahm aber nichts

Es stellte sich heraus, dass das Bistum Trier bereits 2006 von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken über die Vorwürfe gegen Otmar M. informiert wurde. Trotz der geltenden Leitlinien der deutschen Bischofskonferenz von 2002, die das Handeln in solchen Fällen vorschrieben, unternahm das Bistum damals jedoch nichts, um Otmar M. aus dem Verkehr zu ziehen. Noch gravierender war, dass der Polizeibeamte, der Otmar M. 2006 vernommen hatte, sich unabhängig von der Staatsanwaltschaft ebenfalls an das Bistum Trier wandte. Dennoch wurde auch hier nicht gehandelt, und Otmar M. konnte bis 2015 in Amt und Würden bleiben.

Kardinal Marx, "Missbrauchsbeautragter" Bischof Ackermann und der heutige Bischof Bätzing

Dies brachte das Bistum Trier in eine schwierige Lage, da gleich drei Bischöfe involviert waren: Kardinal Marx, Bischof Ackermann und der spätere Bischof Bätzing.

Das Bistum reagierte mit öffentlichen Worten des Bedauerns und einem „schmerzlichen Lernprozess“, der für mich irgendwann zu einem schmerzhaften „Ohrwurm“ wurde, den ich nie vergessen konnte.

2016 wurde dann alles öffentlich. Auch meine Anzeige aus dem Jahr 2006 wurde bekannt, und sein Teilgeständnis von damals kam ans Licht. Es war ein Moment, den ich lange nicht erwartet hatte, aber er brachte eine gewisse Erleichterung. Die Sache war nicht mehr nur in meinem Kopf, sondern fand endlich den Weg in die Öffentlichkeit.

2018 wurde schließlich ein kirchliches Strafverfahren gegen Otmar M. eröffnet.

Seit Mai 2016 hatte ich jeden einzelnen Tag gegoogelt: „Freisener Ex-Pfarrer“, „Freisener Pfarrer“. Es ließ mir keine Ruhe, ständig kam etwas Neues hinzu. Die Zahl der „mutmaßlichen Opfer“ stieg in dieser Zeit auf sage und schreibe zehn. Endlich fanden auch andere Menschen den Mut, diesen Herrn bei der Polizei anzuzeigen. Endlich!

Weitere Betroffener war inzwischen selbst zum Priester geworden

2019 kam ein Richter des Kirchengerichts Köln zu mir nach Hause, und es folgte eine Vernehmung. Ein weiterer Betroffener von Otmar M. wurde ebenfalls vernommen, und hier platzte es aus ihm heraus. Dieser Mensch war mittlerweile selbst Priester geworden und hatte in der Vergangenheit seine eigenen Erfahrungen mit Otmar M. machen müssen. Dies führte letztendlich zu einem weltlichen Strafverfahren gegen Otmar M.

Prozess vor Landegericht Saarbrücken 

2023 fand der Prozess vor dem Landgericht Saarbrücken statt, bei dem Otmar M. wegen sexueller Nötigung eines 14 Jahre alten Jugendlichen aus dem Jahr 1997 angeklagt wurde. Auch meine Anzeige aus 2006 war Gegenstand des Verfahrens, und ich wurde als Zeuge vorgeladen. Es folgte die Verurteilung wegen sexueller Nötigung, was für mich ein sehr wichtiger Schritt war.

Das Urteil selbst war zwar mild – eine Haftstrafe von 1,5 Jahren, ausgesetzt auf vier Jahre Bewährung, sowie eine Geldstrafe von 2500 Euro zugunsten eines gemeinnützigen Vereins für missbrauchte Mädchen – doch darüber habe ich mich persönlich nicht geärgert. Wichtig war, dass er verurteilt wurde und nicht freigesprochen. Besonders ermutigend war, dass der Vorsitzende Richter in der Urteilsbegründung die Glaubwürdigkeit der einzelnen Zeugen, darunter auch meine, hervorhob. Diese Anerkennung war für mich wie Balsam für die Seele, nachdem im Milieu des Freisener Ex-Pfarrers Otmar M. immer wieder behauptet wurde, all die Anzeigeerstatter wären Lügner. Ein weltliches Gericht sah dies jedoch anders.

Pfarrer Otmar M. geht in Revision und legt Berufung ein - vergeblich

Nach der Revision beim Bundesgerichtshof folgte die nächste Niederlage für Otmar M. Die Revision wurde nicht zugelassen, und er ist nun ein weltlich rechtskräftig verurteilter Sexualstraftäter.

Kurze Zeit später folgte auch das Kirchengericht Köln. Auch hier ließ Otmar M. dies nicht auf sich sitzen und versuchte, gegen das kirchliche Urteil in Rom Berufung einzulegen. Doch auch hier erlebte er eine weitere Niederlage.

Otmar M. wurde nun auch vom Kirchengericht Paderborn schuldig gesprochen, und die Entlassung aus dem Klerikerstand ist nun rechtskräftig und endgültig.

Ein wahrer Segen und ein Sieg für alle Betroffenen.

18 Jahre sind nun seit dem Jahr 2006 vergangen. Wenn man mir 2005 erzählt hätte, was ab 2016 rund um die Person von Otmar M. geschehen würde, hätte ich denjenigen wahrscheinlich ausgelacht. Doch heute kann ich sagen: Es gab Gerechtigkeit. Und das ist, was für mich zählt.

Timo Ranzenberger


Bistum Trier: Stellungnahme zur Entlassung des ehemaligen Priesters Otmar M. aus dem Klerikerstand - Ackermann spricht erstmals von "Verbrechen" und will Verantwortlichen und Gläubigen in der Pfarreiengemeinschaft für Gespräche und Veranstaltungen zur Verfügung stehen

Kirchengericht Paderborn bekräftigt Schuldspruch gegen früheren Pfarrer : Urteil bestätigt 

Das kirchliche Gericht der Erzdiözese Paderborn hat das Urteil des Kirchengerichts Köln gegen den früheren Pfarrer von Freisen (Saarland) bestätigt.

9. Dez. 2024

Judith Rupp

Trier/Paderborn – Das kirchliche Gericht der Erzdiözese Paderborn hat das Urteil des Kirchengerichts Köln gegen den früheren Pfarrer von Freisen (Saarland) O.M. bestätigt. Das Kirchengericht Köln hatte den Priester des sexuellen Missbrauchs von fünf Personen für schuldig befunden und als Strafe die Entlassung aus dem Klerikerstand verhängt (Entlassung aus dem Klerikerstand). 

Nachdem der Priester gegen das erstinstanzliche Urteil beim römischen Dikasterium für die Glaubenslehre Einspruch erhoben hatte, hatte das Dikasterium den Fall an das Kirchengericht in Paderborn übergeben. Das Kirchengericht hat das Urteil bestätigt.  

Das Urteil in II. Instanz wurde O.M. zugestellt. Ein weiterer Einspruch ist laut Kirchenrecht nicht möglich. 

Bischof Dr. Stephan Ackermann hat alle Betroffenen in dem Fall – auch diejenigen, deren Fälle nicht Gegenstand des Verfahrens waren – persönlich über das Urteil informiert. (! - Nein, nicht alle Betroffenen wurden bereits von Ackermann informiert, Anmerk. ca;) Ebenso sind das Pastoralteam und die Gremienvorstände der früheren Pfarrei des Straftäters von Bischof Ackermann informiert worden. „Ich weiß aus Gesprächen mit Betroffenen, dass die Überprüfung des Urteils erneut eine Belastung für sie war. Ich hoffe sehr, dass die Bestätigung für sie eine Genugtuung bedeutet, die ihnen in der Verarbeitung des an ihnen begangenen Verbrechens (!), Ackermann spricht erstmal von  "Verbrechen", Anmerk. ca) hilft“, sagte Bischof Ackermann.   

Auch für die betroffene Pfarrei Freisen in der Pfarreiengemeinschaft Freisen-Oberkirchen könne nun eine neue Phase in ihrem Gemeindeleben beginnen. „Wie bereits vereinbart stehe ich den dort Verantwortlichen und den Gläubigen für Gespräche oder Veranstaltungen zur Verfügung“, erklärte der Bischof.  (Quelle: https://paulinus-bistumsnews.de/aktuell/news/artikel/Urteil-bestaetigt/)

Sonntag, 8. Dezember 2024

Bistum Trier: Freisener Ex-Pfarrer Otmar M. endgültig aus Klerikerstand entlassen

Der ehemalige Pfarrer aus Freisen, der wegen Missbrauchs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war, wird jetzt endgültig aus dem Klerikerstand entlassen.

Der Trierer Bischof Ackermann bezeichnet den Fall damit als abgeschlossen, eine Berufung sei nicht mehr möglich. 

Der Ex-PfarrerDemnach hat das Paderborner Berufungsgericht eine entsprechende Entscheidung des Kölner Kirchengerichts bestätigt. Der Fall sei nun abgeschlossen, so Ackermann in dem Schreiben. Eine Berufung sei nicht mehr möglich. Damit darf der Ex-Pfarrer keinen priesterlichen Dienst mehr ausüben, auch keine Sakramente mehr spenden. Der Betroffene Timo Ranzenberger sprach von einer Genugtuung für ihn und weitere Betroffene des Missbrauchs. Die Entscheidung sei fast 20 Jahre nach seiner Anzeige mehr als überfällig.

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Montag, 2. Dezember 2024

Bistum Trier: Opfer spricht: "Mein Täter, der Priester, war mit Edmund Dillinger befreundet. Er hat auch Fotos gesammelt und über seine Opfer genau Buch geführt. Dillinger hat Kinder und Porno-Fotos auch an andere Pädokriminelle vermarktet."

Rechtsanwalt Manfred Schmitz (71) ist selbst Missbrauchsopfer und Mitglied des Betroffenenbeirats der deutschen Bischofskonferenz. Er hat den Wotan-„Tatort“ im TV gesehen, sagt gegenüber BILD: 

„Der Täter erinnert mich an meinen Peiniger. Der Priester war mit Pfarrer Edmund Dillinger befreundet. Er hat auch Fotos und Videos gesammelt und über seine Opfer genau Buch geführt. Dillinger hat Kinder und Porno-Fotos auch an andere Pädokriminelle vermarktet."

Der wichtigste Satz des Kommissars war: ,Schweine gehören nicht auf die Kanzel, sondern ins Gefängnis.’“

Und weiter: „Doch daran scheitert es oft. Die Bischöfe verschanzen sich in ihren Ordinariaten, bewaffnet mit Anwälten, PR-Beratern und viel Geld aus der Kirchensteuer, und verhindern letztlich effektive Strafverfolgung. Dazu kommen Erpressungsnetzwerke unter Geistlichen und antriebslose Staatsanwälte. Strafrechtliche und zivilrechtliche Verjährung behindert die Aufklärung des Missbrauchs zusätzlich. 

Das Verdienst des ,Tatorts’ ist, einem Millionenpublikum zu vermitteln, wie Priester ihre Opfer anlocken: mit Schokolade, Alkohol, Zigaretten und heutzutage Computerspielen. Dillingers Freund setzte mich in den 60er-Jahren auf seinen Schoß und ließ mich Auto fahren …“ (den vollständigen Artikel auf "bild.de" lesen)


Bistum Trier: "Tatort leider sehr realistisch" - Personen, die nicht handelten; Hinweise, die durch Kirchenobere ignoriert wurden; Versetzugen der Täter; Gemeindemitglieder zwischen Gehorsam und Verbunden zur Kirche sowie "Nicht-Glauben-Können oder -Wollen, dass so etwas auch bei ihnen passiert: Vor allem: Jahrzehntelanges Missachten von Schutzbefohlenen und Betroffene zwischen Verdrängung und Verzweiflung

Der neue Tatort thematisiert beklemmend Missbrauch in der katholischen Kirche. Warum der Film "leider sehr realistisch" ist.

Erstmalig widmet sich ein Tatort dem Thema Kindesmissbrauch in der Kirche. Ein wenig ist das Drehbuch angelehnt an den realen Fall rund um den Priester Edmund Dillinger. Nach dessen Tod fand sein Neffe vor zwei Jahren in seinem Haus tausende Fotos. Nach bisherigen Erkenntnissen missbrauchte Dillinger mindestens 19 Personen sexuell, sagen Sonderermittler. Ein Abschlussbericht steht noch aus.

Ansonsten streift der Tatort viele für kirchliche Missbrauchsfälle und deren Aufklärung typische Muster: Bistumsleitungen, die Akten zurückhalten oder frisieren; Personen, die etwas ahnten, aber nicht handelten; Hinweise, die durch Kirchenobere ignoriert wurden; Versetzungen mutmaßlicher Täter; verdeckte (Homo)Sexualität; Gemeindemitglieder zwischen Gehorsam, Verbundenheit zur Kirche sowie Nicht-Glauben-Können oder -Wollen, dass "so etwas" auch bei ihnen passiert. Vor allem: Jahrzehntelanges Missachten von Schutzbefohlenen und Betroffene zwischen Verdrängung und Verzweiflung. ("domradio.de")


Bistum Trier: Tatort-Autor fragte bei Staatsanwaltschaft Saarbrücken nach: "Wenn wir behaupten, es hat in der Katholischen Kirchen einen Pädophilen-Ring gegeben, kriegen wir dann Ärger?" - Die Antwort der Staatsanwaltschaft Saarbrücken: "Nein." - "Leider ist sehr viel wahr an unserer Geschichte."

 „Tatort“ im Check - War der Missbrauch in der Katholischen Kirche wirklich systematisch?

Der „Tatort: Schweigen“ lässt Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring) in einen Fall von systematischem Missbrauchs in der Katholischen Kirche ermitteln. Auf welchen wahren Fall spielt der Plot an? Wer war die ungewöhnliche Gast-Kommissarin? Und wo in Deutschland liegt dieses malerische Kloster?

Der „Tatort“, Deutschlands liebstes Krimikind, greift seit 1970 immer wieder Phänomene und Krisen des Landes in Form gesellschaftlich relevanter 90-Minüter auf. Umso erstaunlicher, dass es bisher noch keinen Fall zu den Missbrauchsskandalen in den Kirchen gab.

Vor allem die Katholische Kirche steht dabei seit 2010 stark im Fokus. War der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der Kirche tatsächlich systematischer Natur? Wie funktionierte dieses System? Kooperierte die Kirche beim Filmprojekt? 


Worum ging es wirklich?

Seit 2010 wird der Kindesmissbrauch in der Katholischen Kirche im größeren Stile untersucht und offengelegt. Auch die Kirche selbst beteiligt sich. 2018 wurde eine große Studie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht, die auf Basis der Jahre 1946 bis 2014 zeigte, dass in Deutschland rund 3.700 Kinder und Jugendliche von 1.670 Tätern sexuell missbraucht worden waren. „Tatort“-Routinier Stefan Dähnert ließ sich für seinen Film von einem konkreten Fall inspirieren, der bei der Staatsanwaltschaft Saarbrücken anhängig ist.

„Ein Polizeibeamter hatte im Haus seines verstorbenen Onkels nach dessen Geburtsurkunde gesucht für die Beerdigung - und kinderpornografisches Material gefunden“, erzählt Dähnert. „Der Priester aus dem Bistum Trier hatte Tausende Fotos und Dias. Vermutlich wurden diese Fotos in bestimmten Kreisen rumgereicht. Man dachte ja, man hat schon alles über den Missbrauch in der Katholischen Kirche erfahren. Aber dass es Priester gab, die Kinder untereinander geteilt haben, das wurde uns hier erst klar.“


Darf man von „systematischem Missbrauch“ durch die Kirche sprechen?

Ja, das bestätigte die Staatsanwaltschaft Saarbrücken auf Anfrage von NDR-Autor Dähnert. Der Verfasser des „Tatort“-Drehbuchs berichtet: „Ich habe dann bei der Staatsanwaltschaft nachgefragt: Wenn wir behaupten, es hat in der Katholischen Kirche einen Pädophilen-Ring gegeben, kriegen wir dann Ärger? Die Antwort lautete: nein. Leider ist sehr viel wahr an unserer Geschichte.“

Auch wenn die Katholische Kirche sich an der Aufklärungsarbeit beteiligt, steht die langjährige Praxis der Kirche in der Kritik, Täter zu decken, anstatt dem Rechtssystem zu übergeben. Gedeckt von Kirchenoberen zog man die Täter lieber „intern“ ab und versetzte sie an neue Stellen, wo sie oft neuen Missbrauch begingen.


Warum gab es gerade in der Katholischen Kirche so viel Missbrauch?

Die Klischee-Antwort lautet: Weil katholischen Priestern im Zölibat leben, der Ehe und auch sexuelle Beziehungen verbietet. Diese würden dann im Sinne der Triebabfuhr „undercover“ von den Geistlichen ausgelebt.

„Tatort“-Autor Stefan Dähnert ist jedoch anderer Ansicht: „Ich glaube, man macht es sich zu einfach, wenn man sagt, durch die Enthaltsamkeit stauen sich so viele sexuelle Triebe auf, die müssen einfach mal raus. Ich glaube vielmehr, dass Menschen mit pädophiler Neigung sich bewusst in den Zölibat begeben, um ihre Sexualität in den Griff zu bekommen. Dieses Grundübel macht die Katholische Kirche zu einem Sammelbecken von Menschen, die Probleme mit ihrer Sexualität haben.“

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Sonntag, 1. Dezember 2024

Bistum Trier: "Tatort" Bistum Trier




Warum lohnt sich der "Tatort: Schweigen"?

Ein Krimi, der im Umkreis der Katholischen Kirche spielt und Pädophilie zum Thema hat? Mancher mag das klischeehaft finden. Doch leider ist das Thema nach wie vor aktuell. 

Die 2018 vorgestellte Missbrauchsstudie legte ein erschütterndes Bild von den Verbrechen offen: Demnach wurden 3677 Kinder und Jugendliche als Betroffene von sexualisierter Gewalt identifiziert - und 1670 Priester, Diakone und Ordensangehörige als potenzielle Täter. 

Der "Tatort: Schweigen" (Regie: Lars Kraume) basiert auf einem wahren Fall, der aktuell von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken untersucht wird. (Der Fall "Edmund Dillinger", Anmerk. ca)

 Autor Stefan Dähnert hat die bedrückenden Fakten zu einem emotional wuchtigen Fall verarbeitet, der den Zuschauer mitunter fassungslos macht, ob der grausamen Taten. "Die Menschen kommen zu euch, weil sie glauben wollen. Und der Mensch muss doch an was glauben", sagt ein sichtlich bewegter Thorsten Falke. "Und was macht ihr? Ihr verratet sie. Ihr vergeht euch an den Unschuldigsten: den Kindern."

Genauso schlimm: Noch immer werden vielerorts Täter geschützt - man will Schaden von der Kirche abwenden. Am Beispiel des in seiner Kindheit missbrauchten Daniel Weinert (Florian Lukas) zeigt dieser Film, wie sehr diese Verbrechen und die Verweigerung von Aufklärung und Gerechtigkeit einen Menschen noch Jahrzehnte später belasten können.


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