Dienstag, 11. August 2015

Bistum Mainz / Weisenau: "Rote Gebäudefront wird überstrichen, da sie durch intensive Berichterstattung klar mit Missbrauchsvorwürfen in Verbindung gebracht wird" (!)

Die Ermittlungen rund um die Missbrauchsvorwürfe in einer Kita in Mainz-Weisenau werden nach Angaben des Bistums voraussichtlich Mitte September abgeschlossen sein. Wann genau die Kindertagesstätte wieder eröffnen wird, steht noch nicht fest.

Zum einen müsse noch neues Personal für die Kita gesucht werden, sagte Generalvikar Dietmar Giebelmann bei einer Pressekonferenz in Mainz. Außerdem seien noch zahlreiche Umbauarbeiten notwendig. 

Die frühere rote Gebäudefront werde durch die intensive Berichterstattung klar mit den Missbrauchsvorwürfen in Zusammenhang gebracht. Deshalb wolle man eine andere Farbe wählen.


Eine kuriose Meldung, die beinhaltet, dass die "rote Gebäudefront überstrichen wird", da sie laut Generalvikar Giebelmann "aufgrund der intensiven Berichterstattung (!) mit Missbrauchsvorwürfen" in Verbindung gebracht wird. -  Symbolisch gesehen schlage ich daher vor, die Front zu tünchen. - Das Ausmaß des Missbrauchs durch Angehörige der katholischen Kirche wird schließlich auch bis heute übertüncht. 

Foto der katholischen KiTa St. Hedwig in Pfungstadt.



Bleibt abzuwarten, ob und in welcher Farbe die katholische Kindertagesstätte in Pfungstadt dann auch überstrichen werden soll. Inzwischen wurde dieses Foto nahezu ebenso oft verbreitet wie das Foto der KiTa in Weisenau.  Die weiße Farbe, die symbolisch u.a. für Reinheit und Unschuld steht,
dürfte hier schließlich auch nicht länger tragbar sein.

Werter Herr Giebelmann, 

nichts für ungut, aber welchen Sinn ergibt eine andere Frontfabe bei solch schwerwiegenden Vorwürfen? Die Erinnerungen bleiben im Gedächtnis der Betroffenen haften. Sämtliche Sinneseindrücke. Der Geruch der Räume, die Farben, die Geräuschkulisse, die Stimmen der Kinder, die Gesichtsausdrücke der Erzieher/Innen nach den Vorfällen, als die Kinder um Hilfe suchten und sich nicht mitteilen konnten oder ihre Situation nicht wahrgenommen wurde.  Alles, alles bleibt in Erinnerung der Betroffenen. Ich spreche aus Erfahrung. Ich war 3 Jahre alt. - Und es geschah ebenfalls im Kindergarten. Der Pfarrer war der Täter. - Und die Erinnerungen ebenso wie die Schmerzen sind so präsent, als wenn es gestern geschehen wäre. Auch 40 Jahre danach.

Nein, eine neue Farbe wird den Betroffenen nichts nutzen. Höchstens Ihnen und denjenigen, die vergessen wollen. Die nicht mehr daran erinnert werden wollen, was geschah. Die schöne heile Welt soll sauber sein und nach außen zeigen, wie ordentlich alles ist. Es ist heuchlerisch. Das Chaos und die Zertrümmerung, die in den Kinderseelen stattfand, kann man nicht übertünchen. Mit keiner Farbe der Welt./ ca.