Patrick L., der seit acht Jahren Pfarrer der Katholiken in Dermbach, Zella und Stadtlengsfeld ist, muss in den nächsten Monaten seine Stelle verlassen. Das Bistum Fulda begründet seine Entscheidung damit, dass der Pfarrer gegen die Präventionsrichtlinien verstoßen habe, die das Bistum nach den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche verabschiedet hat. Das stößt in Teilen der Gemeinde auf Empörung. Dies wurde am Sonntag beim Gottesdienst in Dermbach besonders deutlich.
Im September vergangenen Jahres hatte das Bistum Pfarrer Lindner „aus gesundheitlichen Gründen“ beurlaubt. Das war, wie Steinert auf Anfrage unserer Zeitung erklärte, eine Formulierung, um den damals bestehenden Verdacht eines sexuellen Übergriffs nicht öffentlich zu machen. Dies sei mit Lindners Anwalt so abgesprochen worden.
Immer wieder erschreckend zu lesen, dass - wenn sogar diesmal in Absprache mit dem Anwalt des Pfarrers - das Bistum weiterhin den Terminus "er ist beurlaubt" anwendet, um "den damals bestehenden Verdacht eines sexuellen Übergriffs" nicht öffentlich zu machen.
Die Erfahrung zeigte, dass es recht viele katholische Priester gab, die mit genau dieser Wortwahl ("er ist beurlaubt") in Wirklichkeit mit eindeutigen Vorwürfen konfrontiert wurden und auf diese Weise erst einmal aus dem "Verkehr" gezogen wurden.
Die inzwischen häufig angewandte und zugleich nicht der Wahrheit entsprechende Formulierung ("er ist aus gesundheitlichen Gründen beurlaubt") trägt weiterhin dazu bei, dass das Misstrauen in eine um wirkliche Aufklärung bemühte Katholische Kirche wächst.