Donnerstag, 26. Juni 2025

Bistum Trier: Causa Dillinger: erneut sorgt die Staatsanwaltschaft Saarbrücken für Irritation: Sondermittler erhielten bis heute keine Akteneinsicht




direkt zum "Abschlussbericht der wissenschaftlichen Studie zu den Umständen des Falles Edmund Dillinger" von Dr. Jürgen Brauer und Ingo Hromada, 10. April 2025  / direkt zur Pressemitteilung des Bistums Trier


Der Abschlussbericht im Missbrauchsfall um den verstorbenen Priester Edmund Dillinger liegt vor. Der Versuch, Betroffene in Afrika ausfindig zu machen, blieb erfolglos.

Die Untersuchungen zu den mutmaßlichen Missbrauchsfällen rund um den verstorbenen Priester Edmund Dillinger aus dem saarländischen Friedrichsthal sind abgeschlossen. Das teilte die Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Trier mit. Sie hatte zwei ehemalige Trierer Staatsanwälte damit beauftragt. Vor einem Jahr hatten sie ihren vorläufigen Abschlussbericht dazu vorgelegt.

Keine Missbrauchsopfer in Afrika gefunden

Seitdem sei es nicht gelungen, Betroffene sexuellen Missbrauchs in den afrikanischen Ländern Kamerun und Togo ausfindig zu machen. Die mutmaßlich in Afrika verübten Taten würden viele Jahre bis Jahrzehnte zurückliegen, so die Kommission. Daher sei es praktisch ausgeschlossen, heutzutage noch Betroffene in Afrika ausfindig zu machen.

"Die Autoren sehen in weiteren Recherchen deshalb keinen Sinn", heißt es. Es sei auch nicht gelungen, außerhalb der Kirche Kontakte in der afrikanischen Bevölkerung zu knüpfen, die sich um Betroffene gekümmert hätten.

Kritik auch am Auswärtigen Amt im Fall Dillinger

Die Sonderermittler stießen bei ihren Untersuchungen auf einige Probleme. So hätten sie bei der Generalstaatsanwaltschaft Saarbrücken um Akteneinsicht im Fall Dillinger gebeten. Dazu sei es aber bis jetzt nicht gekommen. "Die Rückmeldung steht auch nach sechs Monaten aus. Unsere Erinnerung ist nicht beantwortet worden", heißt es. 

Im Abschlussbericht heißt es dazu auf Seite 9: 

 "Akten GenStA Saarbrücken

  •  (...) In einem weiteren Artikel der Rheinzeitung vom 17.11.2023 wird ein Ermittlungsverfahren der Generalstaatsanwaltschaft Saarbrücken erwähnt, das den Verdacht des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen und Kindern sowie den Verdacht der Förderung sexueller Handlungen von Minderjährigen zum Gegenstand haben soll. In dem Verfahren sollen mindestens vier Angehörige der katholischen Kirche, von denen einige noch leben, eine Rolle spielen. Die Personen seien von verschiedenen Opfern D.s benannt worden. Auf diesem Weg seien der Redaktion auch die Namen weiterer Opfer bekannt geworden. Aus Scham und Angst wollten die Informanten und Opfer aber nicht öffentlich in Erscheinung treten.17 Vor diesem Hintergrund haben wir uns an die Generalstaatsanwaltschaft in Saarbrücken gewandt und um Einsicht in die Akten des Verfahrens gebeten. Die Generalstaatsanwaltschaft hat bestätigt, ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt zu führen, das aus Anlass von Presseverlautbarungen eingeleitet worden sei und in dem wiedergegebene Behauptungen eines Opfers überprüft würden. Unser Einsichtsgesuch sei vorgemerkt. Es ist aber bisher nicht beschieden.18 Wir haben uns entschlossen, die Entscheidung nicht abzuwarten. Zum einen ist offen, ob unser Gesuch Erfolg hat und zum anderen ist ungewiss, wann die Einsicht erfolgen könnte und ob die Akten überhaupt für uns neue Erkenntnisse enthalten. (...) " (Quelle: Abschlussbericht_Fall Dillinger) (ca) 

Die Akte Dillinger

Edmund Dillinger aus dem Bistum Trier ist im Jahr 2022 verstorben. Laut der Untersuchung soll er in Deutschland zwischen den Jahren 1961 und 2018 mindestens 20 Jugendliche und junge Erwachsene sexuell missbraucht haben.

Die Sonderermittler suchten aber noch in afrikanischen Ländern nach möglichen Opfern. Dort war der Priester oft unterwegs gewesen. Von 1972 bis 2005 war er Vorsitzender der von ihm gegründeten CV-Afrika-Hilfe. Der Fall Dillinger war erst nach dessen Tod bekanntgeworden. Sein Neffe hatte in seinem Nachlass fast 4.500 Fotos gefunden, die den Verdacht des sexuellen Missbrauchs nahelegten. ("swr.de") (tagesschau.de)

Die Generalstaatsanwaltschaft Saarbrücken geriet schon einmal in der "Causa Dillinger" in den Fokus: Mit „großer Verärgerung“ hatten die Sonderermittler bereits kritisiert, dass „die saarländischen Ermittlungsbehörden“ mit wesentlichen Beweismitteln verantwortungslos umgegangen seien „und sie nahezu vollständig vernichtet haben, bevor eine Einsichtnahme erfolgen konnte“. Wörtlich schrieben Brauer und Hromada: „Als größtes Hemmnis unserer Arbeit stellte sich aber die Vernichtung der von Dillinger tagebuchartig geführten Kalender und tausender Lichtbilder durch die saarländischen Ermittlungsbehörden heraus.“  ("kirche-und-leben.de")