"Erst wenn die Medien das elfte Gebot brechen und den Kirchenvorstehern nichts anderes mehr übrig bleibt, lüften sie den Deckmantel des Schweigens. Die Vorfälle von Missbrauch an Schutzbefohlenen durch kirchliche Würdenträger, über die seit dem Jahr 2003 berichtet wird, liegen teilweise 25 Jahre und mehr zurück und waren innerkirchlich durchaus bekannt. Doch erst der mediale Druck zwang die Kirche, dazu öffentlich Stellung zu nehmen und dem Ruf nach Aufklärung und Wahrheit gerecht zu werden - letzteres ist nicht einmal bis heute restlos geschehen.Seit Bekanntwerden dieser Vorfälle ist die Kirche - zumindest in der Öffentlichkeit - darum bemüht, die Priesterausbildung zu verbessern, die Kandidaten sorgfältiger auszuwählen und die Anforderungen an den Priesterberuf zu verändern: Der Priestermangel dürfe kein Freifahrtschein für jedermann zum priesterlichen Dienst sein. Tatsächlich setzt die Kirche heute bei der Auswahl und Zulassung von Kandidaten verstärkt auf psychologische Gutachten. Doch was ist mit denjenigen Männern, die bereits geweiht sind und ihren Dienst als Priester oder Diakon tun? Diese werden keiner nochmaligen psychologischen Prüfung unterzogen, sodass das Versprechen der Kirche, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Missbrauchsfälle aufzuklären - oder neue verhindern -, reichlich halbherzig wirkt. Das Engagement macht vor denjenigen Halt, die bereits jene fragwürdige Ausbildung genossen haben, in Amt und Würden sind und von deren unzureichender Eignung oder gar Verfehlung nur noch nichts an die Öffentlichkeit gekommen ist."
Quelle: "Das 11. Gebot - Du sollst nicht darüber sprechen", Daniel Bühling