Dienstag, 18. Dezember 2012

Top oder Flopp? - Die kath. Kirche und ihr Umgang mit sexuellem Missbrauch

Fast drei Jahre sollte es dauern, bis der Skandal um sexualisierte Gewalt von katholischen Priestern gegen Minderjährige dazu führte, dass die Kirche einen Missbrauchsbeauftragen berief: den Trier Bischof Ackermann. Und der muss sich fragen lassen, ob er sein eigenes Bistum dahingehend im Griff hat? Warum die Verfahren für die Opfer so quälend langsam verlaufen? Und ob die Konsequenzen wirklich ausreichend sind.

Von Christian Otterbach.

zum Audiobeitrag auf "sr-mediathek.de"



"Sie haben viel Zeit verstreichen lassen, die deutschen katholischen Bischöfe. Bald sind es drei Jahre, seitdem der Skandal um sexualisierte Gewalt von Priestern gegen Minderjährige die deutsche katholische Kirche erschütterte.

Und der Trierer Bischof Stephan Ackermann, der sogenannter "Missbrauchsbeauftragte" wurde. Ackermann hat sich damals getraut, den Job zu übernehmen, den von den Mitbrüdern offensichtlich niemand wollte. - Und hat seitdem mächtig Ärger am Hals.

Denn im Bistum des Missbrauchsbeauftragten wird natürlich genau hingeschaut. Sehr genau. Und da ist vor allem im saarländischen Teil viel ans Licht gekommen. Beschuldigte Priester in den Gemeinden Burbach und Gresaubach. Ermittlungen gegen den Pfarrer von Lebach. Ein verurteilter Täter, der in einer Hochwaldgemeinde als Priester eingesetzt war. Ein hässlicher Streit in Köllerbach mit Vertuschungsvorwürfen, Ermittlungen, Rechtsstreit.

Insgesamt für das Bistum Trier ein Flop und sehr unangenehm, denn Ackermann muss sich wirklich fragen lassen, ob er seinen Laden im Griff hat.

Bisher hat er ein deutliches Zeichen gesetzt: Ein Bistumspriester  wurde aus dem Priesterstand entlassen, weil er zwischen 1966 und 1980 fünf minderjährige Jungen missbraucht haben soll. Eines von insgesamt 17 Verfahren gegen Bistumspriester aus Trier kam damit zum Abschluss. - Alle anderen laufen noch.

Bei allem Verständnis für die langsamen Mühlen der kirchlichen Justiz - für die Opfer sind die ewigen Verfahrensdauern in der Kirche ein echter Flop.

Apropos lange dauern: Anfang des Jahres hatte der Bischof Betroffene und auch kirchliche Mitarbeiter, die gegen das eher gemächliche Aufklärungstempo der Bischofskonferenz protestiert hatten, nach Trier zu einem Gespräch geladen. Was top begann, droht doch wieder zum Flop zu werden, da das zweite Gespräch zwar versprochen wurde, bislang aber noch nicht einmal terminiert ist.

Da sind noch so viele Fragen offen, es muss einfach noch mal drüber geredet werden. Bald, Herr Bischof!

Vielleicht noch vor der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz im Februar in Trier.

Denn da könnte und sollte die Riege der deutschen Oberhirten sich endlich der Sache annehmen, die so vielen Opfern und auch kirchlichen Mitarbeitern unter den  Nägeln brennt: Die Überarbeitung der bischöflichen Leitlinien, wie mit überführten oder geständigen Missbrauchstätern umzugehen ist.

In diesen Leitlinien steht immer noch drin, dass die Priester nicht mehr in der Kinder und Jugendarbeit eingesetzt werden dürfen. -  In der Seelsorge allgemein aber schon.

Die Kirche begründet das damit, dass die Männer dann nach wie vor unter Aufsicht sind, aus präventiven Gesichtspunkten durchaus wichtig und richtig. Das führt aber gleichzeitig dazu, dass es immer wieder Berichte über ehemalige Straftäter gibt, die als Seelsorger in Altenheimen, Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen tätig sind.

Ein massives Glaubwürdigkeitsproblem für die Kirche. Niemand verlangt, dass reuige oder geständige ehemalige Täter bei Wasser und Brot eingesperrt werden. Aber die einfache Änderung der Leitlinien: „Die betreffende Person wird nicht in der Seelsorge im kirchlichen Bereich eingesetzt.“, die würde wohl vielen helfen."