Mittwoch, 17. Oktober 2012

Auch Mediator Haupert hatte mitgeteilt, dass wohl einige weitere Ordensmitglieder als Täter in Betracht kämen - zumindest im Sinne von „pädagogischen Grenzverletzungen“

Homburg. Knapp zwei Jahre und acht Monate ist es nun her, dass die Missbrauchsfälle am ehemaligen Internat des Homburger Gymnasiums Johanneum bekannt wurden. Auch wenn es manchmal stiller geworden ist um die Betroffenen: Die Aufarbeitung war bislang noch in Gange, zumindest der Versuch, dies zu tun. Allerdings hat nun der eingesetzte Vermittler Professor Bernhard Haupert das Handtuch geworfen. Er sollte zwischen dem Orden und einer Initiative von Betroffenen schlichten, allerdings seien ihm vom Anwalt eines Paters rechtliche Konsequenzen angedroht worden, hatte er selbst als Grund für seinen Rückzug angeführt. Hintergrund waren angebliche Äußerungen Hauperts aus den Schlichtungsgesprächen. Unklar ist jetzt, wie und ob es überhaupt weitergeht.

„Wie ich mitbekommen habe“, lehne die Initiative jede weiteren Gespräche mit dem Orden ab, sagte gestern Christoph Basler, Geschäftsführer der gemeinnützigen Schul-GmbH. Der Orden sei aber sicherlich bereit für weitere Gespräche, wenn die Gruppe auf ihn zukomme. Dies könne entweder mit einem neuen Mediator geschehen oder aber weiter mit Haupert, wenn dieser umgestimmt werden könne. Dieser habe seine Sache gut gemacht, unterstrich Basler. Der neue Provinzial der Hiltruper Herz-Jesu- Missionare, Martin Kleer, der auch Missbrauchsbeauftragter des Ordens ist, war gestern nicht zu erreichen, da er im Urlaub sei, hieß es aus Münster, dem Hauptsitz des Ordens. Die Initiative Ehemaliger Johanneum Homburg, die sich gegründet hat, um die Missstände auszuräumen und den Skandal aufzuarbeiten, reagiert verärgert.

„Dies ist eine Verdrehung der Tatsachen“, machte sie klar. „Dass wir nicht reden wollen, ist eine Reaktion auf das Verhalten des Ordens, der in keiner Weise bereit ist, irgendeine Form der Verantwortung zu übernehmen.“ Dieser bestehe auf zwei Einzeltätern und zehn Fällen. Zudem werde jedes Wissen über die Geschehnisse und das Fehlverhalten von Mitbrüdern abgestritten. Grundsätzlich könne eine Institution nicht ihr eigenes Fehlverhalten aufklären, zumal dann, wenn eine Aufklärung offensichtlich nicht in ihrem Interesse ist, so die Initiative. Zwei Patres, die ihre Taten gestanden hatten, waren im Sommer kirchenrechtlich bestraft worden. Strafrechtlich sind die Taten aus den 70er und 80er Jahren allerdings verjährt. Die Initiative geht hingegen von bis zu 18 Betroffenen und bis zu acht „übergriffigen Ordensmitgliedern“ aus.