Samstag, 24. Juni 2023

Bistum Trier: Missbrauchspriester Claus Weber fand auf seiner Flucht Unterstützung durch ebenfalls aus dem Bistum Trier stammenden Priester Paul Krischer

Im Fall des mit neuen Missbrauchsvorwürfen konfrontierten Trierer Bistumspriesters Claus Weber sind jetzt weitere Details bekannt geworden. Demnach hielt sich der jahrelang in Südamerika tätige katholische Geistliche zumindest eine Zeitlang bei dem ebenfalls aus dem Bistum Trier stammenden Priester Paul Krischer in Paraguay auf. (Paul Krischer selbst hatte sexuellen Missbrauch begangen und floh vor der Strafverfolgung nach Paraguay,  Anmerk. ca) Das bestätigte jetzt eine Bistumssprecherin.

Der 2020 verstorbene Claus Weber soll in Bolivien Mitte der 90er Jahre in mindestens einem Fall einen Minderjährigen missbraucht haben. Deswegen ermittelten seinerzeit auch die Staatsanwaltschaften Aachen und Mainz gegen den promovierten Theologen. Das Verfahren wurde später mangels hinreichenden Tatverdachts wieder eingestellt. Auch in Deutschland gab es mehrfach Missbrauchsvorwürfe gegen den Priester. Von einem staatlichen Gericht wurde Weber zwar nie verurteilt – auch weil angezeigte Übergriffe verjährt waren. Doch bei einem kirchenrechtlichen Verfahren wurde der Geistliche am Ende bestraft, durfte ab Herbst 2019 sein Priesteramt nicht mehr öffentlich ausüben. Wenige Monate später starb der aus der Nähe von Bad Kreuznach stammende Mann. 

Wie im Fall des saarländischen Priesters Edmund Dillinger werden auch im Fall Claus Weber jetzt mögliche weitere Missbrauchsopfer gesucht – auch in Bolivien. (den vollständigen Bericht auf "volksfreund.de" lesen)




Causa "Paul Krischer"

Die Causa Paul Krischer wurde als  gravierender Fall im Zwischenbericht der Unabhängigen Kommission (UAK) zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier dokumentiert. Er beschreibt laut der Kommission die damalige "Praxis der Bistumsleitungen, Fälle sexuellen Missbrauches intern zu regeln und vor der Öffentlichkeit, ja sogar vor dem Zugriff der staatlichen Strafverfolgungsbehörden zu verbergen".

Der Priester Paul Krischer aus dem Bistum Trier floh demnach 1959 vor Strafverfolgung nach Paraguay und machte dort im Bistum Encarnacion Karriere, unter anderem ab 1976 als Generalvikar. In Kirchenkreisen sei bekannt gewesen, dass Krischer sich durch die Flucht nach Paraguay einem Strafverfahren wegen sexuellen Missbrauchs entzogen habe. "Die Akten legen nahe, dass das Bistum die Staatsanwaltschaft bewusst hinters Licht geführt hat", heißt im Kommissionsbericht.

Krischer habe "nachweislich mindestens in der Zeit von Ostern 1958 bis Dezember 1959 wiederholt sexuellen Missbrauch an sieben Oberklassenschülern begangen".

Dass Krischer in Paraguay, wo er von 1959 bis zu seinem Tod 1997 wirkte, keinen erneuten sexuellen Missbrauch an den ihm überantworteten Kindern und Jugendlichen mehr begangen haben soll, "erscheint im Licht seines bisherigen Verhaltens und seiner wiederholten Taten kaum wahrscheinlich", so die Kommission. Dieser Fall illustriere, dass das Schicksal der Opfer sexuellen Missbrauchs von den Verantwortlichen so gut wie keine Beachtung erfahren habe.

Die Akten legten nahe, dass das persönliche Schicksal des Priesters und letztlich auch das "rein zu haltende Ansehen der Kirche als Weltkirche" für das Handeln der Verantwortlichen im Mittelpunkt gestanden habe. Krischer starb am 28. Juni 1997.

(Quelle: "Erster Zwischenbereicht der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen     Missbrauchs m Verantwortungsbereich des Bistums Trier", 08/2022