Freitag, 24. Januar 2025

Causa Edmund Dillinger: "Mein Onkel konnte nur diesen Zugriff auf so viele junge Menschen haben, weil er die Kirche hinter sich hatte"

Edmund Dillinger, ein katholischer Priester aus dem Bistum Trier hinterlässt ein Haus voll mit Aufzeichnungen von sexualisierter Gewalt und Missbrauch. Sein Neffe erbt den Tatort – und versucht herauszufinden, was geschehen ist. Inzwischen ist dem Neffen klar, dass sein Onkel diesen Zugriff auf so viele junge Menschen nur haben konnte, weil er die Kirche hinter sich hatte. 

"Es geschahen ein paar merkwürdige Dinge nach dem Tod des Onkels. Zweimal wurde versucht in das Haus einzubrechen. Ein Priester weigerte sich, die Beerdigung zu zelebrieren, ein anderer Priester bot per Sprachnachricht an, dem Neffen zu helfen: "Ich stehe Ihnen gern zur Verfügung, aber man sollte das nicht öffentlich machen (...), dafür ist die Sache einfach zu heiß." Und: "Das wäre mir ganz recht, dass wir beide im Untergrund arbeiten." 

Am Valentinstag 2023 um elf Uhr morgens, beinah drei Monate nach dem Tod des Onkels, betrat Stephan Ackermann, Bischof von Trier seit 2009, einen kleinen Besprechungsraum im Bischofshof, wo der Neffe mit seiner langjährigen Therapeutin, die er zur Unterstützung mitgebracht hatte, bereits auf ihn wartete. Der Neffe hatte den Bischof um diesen Termin gebeten. Er klappte seinen Laptop auf und startete eine PowerPoint-Präsentation. Darin zeigte er einschlägige Bilder. Was er vom Bischof wollte? Der Neffe sagt, er habe sich vorgestellt, dass Ackermann, als ehemaliger Vorgesetzter des Onkels, als Repräsentant einer Organisation, bei der das richtige Verhalten zum Geschäftsmodell gehört, aufspringen und sagen werde: Das ist ja ungeheuerlich, das klären wir jetzt auf. Klick für Klick führte er dem Bischof vor, was er im Haus gefunden hat, die Porno-Show eines verstorbenen Priesters. - Aber der Bischof sei nicht aufgesprungen, sagt der Neffe. Er habe am Ende sinngemäß gesagt: Was soll ich denn machen, die hören ja alle nicht auf mich."


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