Das Thema Missbrauch lässt das Bistum Trier nicht los. Ende des Monats soll ein weiterer Zwischenbericht der Uni Trier neue Erkenntnisse über sexuelle Übergriffe durch katholische Priester ans Licht bringen – diesmal aus den Amtszeiten von Bischof Stephan Ackermann und seinem Vorgänger Reinhard Marx. Der Bericht der Trierer Wissenschaftler Lena Haase und Lutz Raphael deckt den Zeitraum von 2002 bis 2021 ab – Jahre, in denen Stephan Ackermann als Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz bundesweit als Gesicht kirchlicher Aufklärung galt.
Drei heutige Bischöfe haben schon Fehler eingeräumt Sein Vorgänger Reinhard Marx stieg in dieser Zeit zum Erzbischof von München und Freising auf, wurde 2010 Kardinal und vier Jahre später Vorsitzender der Bischofskonferenz.
Auch Marx‘ Nachfolger an der Spitze der deutschen Bischöfe hat Trierer Wurzeln. Vor seinem Wechsel nach Limburg war Bätzing Generalvikar in Trier. Alle drei Bischöfe standen in der Vergangenheit wegen des Umgangs mit Missbrauchsvorwürfen gegen den ehemaligen Pfarrer im saarländischen Freisen bereits in der Kritik und räumten später Fehler im Umgang mit den Betroffenen ein.
Erschreckende Zahlen über Opfer und Täter
Der Fall Freisen dürfte in dem vor der Veröffentlichung stehenden dritten Zwischenbericht der Trierer Forscher eine wichtige Rolle spielen. Die zuvor erschienenen Berichte beleuchteten den Missbrauch in den Amtszeiten der Bischöfe Bernhard Stein (1967– 1981) und Hermann Josef Spital (1981–2001). Unter beiden Trierer Bischöfen wurde nach Recherchen der Wissenschaftler alles daran gesetzt, das Thema Missbrauch durch Priester unter der Decke zu halten und die Täter zu schützen.
Zuletzt war von mindestens 711 Opfern im Zeitraum zwischen 1946 und 2021 und 234 (mutmaßlichen) Tätern im Bistum Trier die Rede. Bis 1990 sei im Durchschnitt jeder neunte im Bistum zum Priester Geweihte als Beschuldigter auffällig geworden, heißt es in dem zuletzt veröffentlichten zweiten Zwischenbericht der Uni Trier. - Erschreckende Zahlen. Denkbar, dass die mit dem neuen Bericht noch einmal nach oben korrigiert werden müssen.