Samstag, 31. Oktober 2020

Bistum Trier / Pater Kentenich: Schönstatt-Bewegung nimmt Stellungnahme: "Niemand ist befugt, Zeugenaussagen aus einer Causa in die Öffentlichkeit zu tragen"

Das Generalpräsidium der Schönstatt-Bewegung gibt eine Stellungnahme zu dem Artikel "Kentenich und seine Schwestern: "Vater darf das" ab, der auf katholisch.de erschien.  In der Stellungnahme Schönstatt-Bewegung heißt es unter anderem: 

"Alle - die positiven und auch die anklagenden - Zeugnisse waren in der „Causa Kentenich“ (d.h. im Seligsprechungsprozess) nur den verantwortlichen Personen bekannt und sind dort bearbeitet worden. Das heißt für den vorliegenden Sachverhalt, dass die Zusammenhänge geprüft und für das weitere gründliche Studium an der zuständigen vatikanischen Stelle bestimmt wurden. Sie wurden also in ihrer Bedeutung ausgewertet und ernst genommen. Dieser Vorgang geschah, wie in einem Seligsprechungsverfahren üblich, nicht in der Öffentlichkeit. Niemand ist befugt, Zeugenaussagen aus einer Causa in die Öffentlichkeit zu tragen, wie es leider hier der Fall ist. Viele der im Buch zitierten Dokumente gehören zu den geheimen Akten des Seligsprechungsprozesses.

Daher sind die jetzigen Veröffentlichungen für uns bis in alle Gemeinschaften der Schönstatt-Bewegung hinein neu und schockierend. Uns alle beschäftigt die Frage, ob das der Wahrheit entspricht. Diese Anschuldigungen widersprechen unseren sehr positiven Erfahrungen mit der Person und der Botschaft Pater Kentenichs. Sie widersprechen unseren eigenen Erfahrungen, gerade in Bereichen, die für Pater Kentenich und für Schönstatt so wichtig sind: Freiheit, Würde des Menschen, besonders der Frau, gesunde natürliche und religiöse Bindungen, um nur einige zu nennen.

Die vorgelegte Dokumentensammlung reicht nicht, um die Wahrheit zu finden. Den Wahrheitsgehalt zu ermitteln, erfordert gründliche Forschung. Es geht um mehr als um eine Addition von Anklagen und Verteidigungen und das braucht Zeit, Kompetenz und Sorgfalt. Eine gründliche und verantwortungsvolle historische Aufarbeitung ist die Herausforderung, der wir uns stellen.

Wir haben keine Angst vor der Wahrheit. Wir sind daran interessiert, dass alles ans Licht kommt. Das war stets das Grundanliegen von Pater Kentenich selbst. Wie ihn bewegt uns das Vertrauen, dass die Wahrheit sich trotz allem durchsetzt und die Gottesmutter auch uns heute führt, wie sie uns immer geführt hat."


Quelle: schoenstatt.de 

Freitag, 30. Oktober 2020

Bistum Trier: Gewalt an Trierer Internat Albertinum: Betroffene sollen sich bis Ende Mai 2021 melden

Im früheren Internat Albertinum des Bistums Trier waren Schüler über Jahrzehnte den verschiedensten Formen von Gewalt ausgesetzt. Ein unabhäniges Gremium untersucht seit einem Jahr die Vorfälle und bittet jetzt weitere Betroffene um Unterstützung.

In dem ehemaligen bischöflichen Internat war es während der gesamten Zeit seines Bestehens bis 1983 zu verschiedensten Formen von Gewalt an Schülern durch die Mitarbeiter der Einrichtung gekommen. Dies geht aus einem Zwischenbericht des vor einem Jahr beauftragten Aufarbeitungsgremium hervor, der vergangene Woche in Trier veröffentlich wurde. Demnach wurden bislang acht männliche Fachkräfte beschuldigt, Gewalt ausgeübt zu haben. Unter ihnen auch die drei inzwischen verstorbenen Priester, die nacheinander das Internat geleitet haben. Wie die Auswertung von über 30 Interviews und schriftlichen Erfahrungsberichten von Betroffenen zeigte, kam es in der Einrichtung zur Ausübung von Gewalt in allen Erscheinungsformen von physischer, psychischer bis zu sexualisierter Gewalt.

Zwar habe das Bistum bereits seit dem Jahr 2010 "Einzelmeldungen über Vorwürfe physischer und sexualisierter Gewalt" erhalten, der "systemische Aspekt sei allerdings erst vor gut einem Jahr  (also knapp 10  Jahre später! ca) deutlich geworden", begründete Ackermann den offiziellen Beginn der Aufarbeitungen im September 2019. (katholisch.de)

direkt zur Homepage "Gewalt am Bischöflichen Internat Albertinum Gerolstein - Aufarbeitung mit und für Betroffene"

Montag, 26. Oktober 2020

Bistum Trier: Pater Kentenich, Bischof Stein und das Seligsprechungsverfahren unter Bischof Ackermann - Vorgehen im Bistum Trier rückt in kritisches Licht


Bildquelle: katholisch.de


Bisher waren die Missbrauchsvorwürfe gegen Schönstatt-Gründer Josef Kentenich nur anhand von Berichten der Historikerin Alexandra von Teuffenbach bekannt. Nun legt die Wissenschaftlerin Archivfunde vor – und die zeichnen ein düsteres Bild der vermeintlichen Lichtgestalt Kentenich, über dessen Heiligsprechung im Bistum Trier entschieden werden soll. 

Der Prozess zur Selig- und Heiligsprechung Pater Kentenichs wurde am 10. Februar 1975 in Trier eröffnet. Er befand sich bereits im Bistum Trier in der Endphase der diözesanen Etappe,  d. h. die Untersuchung seines Lebens und Werkes war von Trier aus weitestgehend abgeschlossen.

"Kentenich passte sie nach der Messe ab, "fragte mich etwas, was er durch die Beichte von mir wußte und erklärte, ich hätte Strafe verdient". Im Sprechzimmer sollte sie das Telefon abnehmen und seinen telefonischen Anweisungen folgen; Kentenich habe ihr eine Geißel in die Hand gegeben. "Da summte der Apparat und er befahl, das Gesäß zu entblößen und mich mit der Geißel zu schlagen, soviel Schläge, wie er zählen würde. Ob es 20 oder 30 waren, vermag ich nicht mehr mit Sicherheit zu sagen ..." (zum vollständigen Artikel auf katholisch.de)

Dass nun viele Vorwürfe nicht aus lange geheimen, sondern grundsätzlich schon länger zugänglichen und auch dem Seligsprechungsprozess zugänglichen Akten belegt werden, gibt der Sammlung eine zusätzliche Brisanz und rückt Aussagen aus der Schönstatt-Bewegung und das Vorgehen im Bistum Trier, das für die Seligsprechung verantwortlich ist, in ein kritisches Licht. 


Mittwoch, 21. Oktober 2020

Bistum Trier / Albertinum Gerolstein: Ackermann: "Es gab schon vor Jahren Hinweise zu Gewalt an dem Internat. Erst 2018 hat man (!) aber erkannt, dass es nicht um Einzelfälle gehandelt hat"


In Trier hat heute ein vom Bistum Trier ernannter Ausschuss seinen Zwischenbericht zur Gewalt am ehemaligen bischöflichen Internat Albertinum in Gerolstein veröffentlicht. Demnach sollen acht männliche Mitarbeiter Gewalt gegen Schüler ausgeübt haben. Drei davon waren Priester.

Dem Bericht zufolge wurde gegenüber den Schülern physische, psychische und sexuelle Gewalt ausgeübt. So hätten die Schüler heftige Ohrfeigen bekommen oder seien mit einem Stock geschlagen worden.

Das Bistum Trier hat vor einem Jahr einen Ausschuss benannt, der körperliche und sexualisierte Gewalt in den Jahren 1945 bis 1982 am Albertinum in Gerolstein aufklären soll. Nach Angaben des Bistums hat es an dem bischöflichen Internat mehrere Fälle von körperlicher und sexualisierter Gewalt an Schülern gegeben. 

Bischof Ackermann sagte, dass es schon vor Jahren Hinweise zu Gewalt an dem Internat gegeben habe. Erst 2018 habe man aber erkannt, dass es sich nicht um Einzelfälle gehandelt habe.

swr, dpa