Donnerstag, 25. Juni 2020

Bistum Trier: Eine neu gegründete Kommission nimmt die Mitverantwortung der Kirche an den Missbrauchsverbrechen in den Blick. Ob das gelingt? - Nicht nur die Opfer sind skeptisch.

Wie konnten Kinder und Jugendliche im Bistum Trier jahrzehntelang von Priestern und Ordensleuten missbraucht werden, ohne dass den Verbrechen Einhalt geboten oder die Täter zur Rechenschaft gezogen wurden? -Antworten auf diese und andere Fragen zum Missbrauch in der katholischen Kirche soll eine sogenannte Aufarbeitungs-Kommission geben, die im Sommer ihre Arbeit beginnen wird. 

„Bislang war die Aufarbeitung in unserem Bistum individuell, bezogen auf einzelne Fälle, möglich“, sagte der Trierer Bischof, der auch Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche in Deutschland ist. „Nun gehen wir einen Schritt weiter und setzen uns mit der institutionellen Verantwortung auseinander, die Bischof und Diözese für begangenes Unrecht übernehmen müssen.“

Bei der auf höchstens sechs Jahre angelegten Aufarbeitung geht es laut Ackermann darum, Tatsachen, Ursachen und Folgen von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche zu erfassen, Strukturen zu identifizieren, die sexuellen Missbrauch ermöglicht und erleichtert oder dessen Aufdeckung erschwert hätten.

Bei der seit kurzem als Verein organisierten Trierer Opfer-Initiative MissBiT stößt die Aufarbeitung auf Skepsis. So lange die katholische Kirche selbst bestimme, wann und wie die Ergebnisse vorgestellt würden, könne von einer unabhängigen Aufarbeitung keine Rede sein, sagte Sprecher Thomas Schnitzler unserer Zeitung. Dass jetzt von einem Zeithorizont von sechs Jahren gesprochen werde, bezeichnet Schnitzler als Zumutung. Damit werde die Aufarbeitung „unerträglich in die Länge gezogen“, viele Opfer würden das Ergebnis nicht mehr erleben.

Auch die Trierer Grünen-Bundestagsabgeordnete Corinna Rüffer spricht angesichts der am Donnerstag im Bistum Trier gestarteten Aufarbeitung von Augenwischerei. Wie könne die Unabhängigkeit der Aufklärungs-Kommission gewährleistet sein, „wenn über deren Zusammensetzung die Bistümer selbst entscheiden?“, fragt Rüffer. Sie wisse aus zahlreichen Gesprächen mit Opfern, dass deren Vertrauen in eine ehrliche Aufklärung unter kirchlicher Führung völlig aufgebraucht sei.


den vollständigen Artikel auf  "saarbruecker-zeitung.de" lesen